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Im Schatten des Pferdemondes

Im Schatten des Pferdemondes

Titel: Im Schatten des Pferdemondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evita Wolff
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meinem Geld gekauft!« donnerte Grandpa. »Ich bestimme, wie mit ihr verfahren wird. Ich sagte schon einmal, ich dulde kein Pferd auf dem Gestüt, das Menschen angreift! Hätte ich nicht Rücksicht auf deinen Ehrgeiz genommen, dann wäre dieses Monstrum schon längst beim Abdecker!«
Emily barg ihr Gesicht in den Händen und lief aus dem Raum.
»Besser, wir fangen gleich an«, sagte Eric leise und verlegen. Er fühlte sich immer verlegen, wenn Fremde sich in seiner Gegenwart von ihren Gefühlen hinreißen ließen. Sehr ruhig wandte er sich an Grandpa. »Ich halte es offen gestanden für besser, wenn Sie nicht mitkommen, Sir. Es wird vielleicht ein langer, anstrengender Ritt, bis wir die Herde gefunden haben. Und auch Mrs. Fargus sollte hierbleiben. Sie scheint ziemlich überreizt.«
»Das sind wir alle«, murmelte Grandpa und sank umständlich auf die Couch. »Ich werde mich bei ihr entschuldigen müssen.« Er streckte die Hand nach Tumbler und Whiskyflasche aus, um sich zu stärken. »Hätte mich zusammennehmen sollen.«
»Kann ich Ihnen helfen, Sir?«
Müde schüttelte er den Kopf. »Nay, mein Junge, das werd ich selbst ausbaden. Ich gehe zu ihr, sobald ich das hier ausgetrunken habe.«
»Ja, Sir.«
Eric verließ den Salon, dicht gefolgt von Turner, der ihn neugierig bedrängte. »Scheint, du hast einen Plan.«
»Im Krankenhaus hatte ich genug Zeit zum Überlegen.«
»Na – sag schon, wie willst du das Teufelsweib kriegen?«
»Ich bin abergläubisch. Ich will nicht vorher darüber reden.«
»Du bist nicht abergläubisch!«
»Stimmt. Aber ich will meine Energie nicht damit verschwenden, was zu erklären, das vielleicht überhaupt nichts bringt; und für Erklärungen ist hinterher Zeit. Wenn Sie's interessiert, kommen Sie mit.«
»Darauf kannst du wetten!«
Als sie aus dem Haus traten und Eric zum Himmel blickte, sah er nach einiger Zeit einen sehr blassen Halbmond da oben. Er kannte den Mond und seine wechselnden Gesichter zu jeder Tages- und Nachtzeit, seit er Verstand genug besaß, um ihm einen Namen zu geben. Wahrscheinlich hatte er ihn schon vorher gekannt und zu ihm aufgeblickt als etwas Wunderbarem, Gottähnlichen; einem Leitstern eben. Er blinzelte ihm mit einem Auge zu.
Es war ein gutes Gefühl, endlich wieder ein Pferd aus der Box zu holen, es zu striegeln, ihm die Hufe auszukratzen, es zu satteln und zu trensen. Peach war die Stute, die er reiten wollte, eine hohe, schlanke, seidige Schönheit von hellem Rot. Turner hatte sich für Margravine entschieden, und Edward, der dringend darum gebeten hatte, mitgenommen zu werden, wollte Garnet reiten.
So waren es drei Füchse, die vom Herzstück des Anwesens aufbrachen, und über Peachs Sattel hing ein Sack mit Hafer, der rhythmisch im schwungvollen Trab des Pferdes schaukelte. Eric verließ sich auf den Instinkt der Stuten. Es war ihr natürlicher Wunsch, die Herde wiederzufinden, hineinzulaufen in diesen warmen, lebendigen Strom, in diese Nähe und Geborgenheit. Ihr Instinkt war der abgewetzten Metallpfeife vorzuziehen.
    Die Herde war näher beim Haus als bei der ersten Begegnung. Excalibur war schon von weitem auf dem höchsten Aussichtspunkt der Gegend zu erkennen, und Eric ließ seine Stute laufen. Als sie schnell die Steigung erklomm, wirbelte der Hengst herum und kam ihnen entgegen. Für ihn war dies zunächst nur eine Stute, die lange von der Herde getrennt war
– wie roch sie? Wurde sie bald rossig? Er umkreiste sie und trieb sie zu den anderen. Eric verhielt sich ruhig, ließ sich dann aus dem Sattel gleiten und stand still inmitten der Pferdeleiber. »Hast du mich vergessen, mein Junge?«
    Beim Klang der Stimme blieb der Rote stehen, als seien seine Hufe festgenagelt. Ungläubig hob er den Kopf und witterte intensiv. Seine Vorderhand scharrte ungeduldig, und seine Mähne flog, als er den Kopf in alle Richtungen wandte, um den Geruch seines Freundes über dem der Masse von Stuten, des lockenden, verspielten Atlantikwindes und dem der Erde einzuziehen. Er hob sich ungeduldig auf die Hinterbeine, sein Schweif peitschte seine Flanken, während seine Ohren spielten und seine Nüstern sich suchend weiteten. Eric hatte sich durch die unruhigen Stuten geschoben. »Excalibur! Junge! Ich könnt beinah glauben, daß du mich vermißt hast.«
    Da war der Geruch von Hafer in seinen Nüstern, den Eric ihm auf der ausgestreckten Hand anbot; aber da war auch diese leichte und so viel wichtigere Berührung auf seinem hohen Widerrist, da war die warme dunkle Stimme, da

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