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Im Schatten des Pferdemondes

Im Schatten des Pferdemondes

Titel: Im Schatten des Pferdemondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evita Wolff
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Sie schon einmal geschlagen hat.«
Emily maß sie mit einem flammenden Blick. »Es ist Erics Entscheidung, nicht Ihre!«
»Richtig. Aber ich kann sehen, daß Sie Mr. Gustavson gezielt an seinem empfindlichsten Punkt angreifen und dabei nicht erwähnen, daß Sie ihn auch darum bitten, sein Leben zu wagen.«
»Er weiß, was er wagen würde!«
Nach einer Weile sagte Eric mühsam: »Ich weiß es, Dr. Mercury. Ich muß darüber nachdenken.«
»Mrs. Fargus?« Elaine Mercury geleitete die Besucherin zur Tür. »Er braucht jetzt Ruhe, verstehen Sie. Wenn ich gewußt hätte, worüber Sie mit ihm sprechen wollen, hätte ich Sie bestenfalls in einem Monat zu ihm gelassen. Er ist noch nicht so weit, um weittragende Entscheidungen wie diese zu treffen. – Dies wird Ihr letzter Besuch für einige Zeit gewesen sein«, setzte sie in liebenswürdigem Ton und mit harten Augen hinzu. »Sie haben mir nicht die Wahrheit gesagt. Sie sagten, Sie wollten ihn nur sehen. Darunter verstehe ich nicht eine Achterbahnfahrt, wie Sie sie ihm gerade zugemutet haben. Der Patient braucht Ruhe, begreifen Sie das?!«
»Wann kann ich ihn Wiedersehen?«
»An dem Tag, an dem ich seine Entlassungspapiere unterzeichne«, kam es knapp und kühl zurück.

11
    Als er zurückkam nach Sunrise, waren die hübschen weißen Blumen schon längst verblüht. Das Laub der Buchen und Birken hatte die dunkle Tönung des Hochsommers angenommen und seine
    Zartheit verloren. In höheren Lagen würde es bald seinen Saft verlieren und beginnen, die Farben des Herbstes anzunehmen. Der Wald wirkte, wie er es an jenem ersten Tag vorausgesehen hatte, dunkler, beinahe düster, aber es störte ihn weniger, als er vermutet hatte. Er war gut erholt, sein rechter Arm hatte Kraft und Beweglichkeit zurückgewonnen, und von einem gelegentlichen kleinen Schwindel abgesehen war auch sein Schädel wieder in Ordnung.
    Er hatte Dr. Mercury auf Ehre und Gewissen versprechen müssen, daß er sich für einige Zeit noch schonen würde. »Ich warne Sie, Mr. Gustavson«, hatte sie lächelnd gesagt und ihren Arm um Claires Schulter gelegt: »Mrs. Hickman und ich haben einen Pakt geschlossen – sie wird mir berichten, wenn Sie sich nicht an Ihr Versprechen halten.«
    »Und wenn ich ein böser Junge bin – kommen Sie dann und legen mich übers Knie?«
»Lassen Sie es lieber nicht darauf ankommen.«
Claire hatte eifrig eingeworfen: »Wir würden uns freuen, wenn Sie uns mal besuchen kämen. Ich möchte ein Festessen für Sie geben.«
»Lassen Sie sich das nicht entgehen, Dr. Mercury. Claire ist die beste Köchin der Welt.« Die Pies und kalten Brathühnchen und all die Süßigkeiten, die Claire ins Krankenhaus geschleppt hatte, waren stets der Höhepunkt seines Tages gewesen.
»Nun, wir werden sehen, ob der Dienstplan es zuläßt. Aber ich würde schon sehr gerne annehmen, Mrs. Hickman, vielen Dank.«
»Ob sie es ernst gemeint hat, daß sie uns mal besuchen kommen will?« fragte Claire versonnen vom Rücksitz aus. Eric brauchte nicht zu fragen, wen sie meinte. Elaine Mercury hatte einen sehr tiefen Eindruck auf ihn gemacht. Das Lächeln, das ein reizendes Grübchen in ihre rechte Wange zauberte, würde nicht das einzige sein, was er vermißte.
»Sie hat sicher viel um die Ohren.« Er dehnte und streckte sich. Es war herrlich, wieder einen Körper zu haben, der ihm gehorchte. Als sie die Anhöhe halb heruntergerollt waren, bat er David, ihn aussteigen zu lassen. »Muß mich wieder an meine Beine gewöhnen.« Der Anblick der vom Wind gezausten Gräser machte ihn unternehmungslustig. »Aye.« David stoppte. »Sie rufen am besten an, wenn Sie hier fertig sind, dann hole ich Sie ab. Es ist ja Samstag, ich werd den ganzen Tag im Haus herumwerkeln, wenn wir vom Einkaufen zurück sind.«
»Und Eric –« Claire blickte eindringlich zu ihm auf.
»Sicher, Claire. Ich sehe mich vor. Ganz großes Ehrenwort.« Er zwinkerte, winkte ihnen zu und ging langsam die Steigung hinunter. Als er sich dem Stall näherte, dachte er an den ersten Tag, als er mit Lance ausgeritten war. Lance war wirklich ein wenig rundlich geworden. Er hatte natürlich nicht viel Bewegung in dem kleinen Garten gehabt, und Claire hatte es mit dem Füttern etwas zu gut gemeint. Er hatte ihn heute morgen zu Billy auf die Koppel mit dessen Pferden gebracht, damit er herumtoben konnte. Seltsam nahm sich dieser glatte seidige wohlgenährte Aristokrat neben den wetterharten Ponys aus. Maudies kleiner Hengst war inzwischen tüchtig gewachsen; an

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