Im Schatten des Pferdemondes
führt.
Excalibur spürte sein inneres Zurückweichen und akzeptierte Erics Entscheidung, wie er die unbeugsamen Regeln akzeptierte, die die Natur aufstellt.
Im Stall war alles ruhig. Eric verzichtete auf das künstliche Licht und schritt langsam die Reihen ab. Die meisten Pferde schliefen. Sein leichter, geschmeidiger Schritt störte sie nicht. Da und dort hob sich ein dösender Kopf, verlor aber gleich wieder das Interesse, wenn er weiterging. Solitaire hatte sich hingelegt; als er sie leise ansprach, hob sie den Kopf und wollte aufstehen. Eric schlüpfte in die Box, kniete neben ihr und legte ihr die Hand auf den Hals. Halb und halb erwartete er einen Ausbruch, Schläge mit Beinen und Kopf; aber sie sank ins Stroh zurück und lag ganz still. Ihre Augen glänzten.
»Kleines Mädchen, ich muß etwas mit dir besprechen. Schau, es ist so – der Rote will wieder auf sein Land. Das hier ist nichts für ihn – Zäune, getrennt von euch. Das ist wie Stubenarrest für ein Kind.« Seine Nasenflügel zuckten in einer unangenehmen Erinnerung. Solitaire wollte wieder den Kopf heben. »Nein, laß, Prinzessin, es ist nicht wichtig. Excalibur, der Rote – er würde nicht ohne seine Herde gehen. Sie werden ihm folgen, wenn er morgen wieder hinauszieht. Aber du mußt bleiben. Ich möchte mit dir arbeiten – je mehr du mir traust, desto eher kann ich herausfinden, warum du einen guten Kerl wie Edward nicht leiden kannst. Das ist wichtig. Was ist denn das für ein Leben, über dem ständig ein Schatten hängt?« Er schob seine Hand unter ihr Kinn, und sie hob den Kopf und legte ihn auf seine Oberschenkel. Ihre Zutraulichkeit schnürte ihm die Kehle zu. »Du wirst Gesellschaft haben«, flüsterte er, »die Reitstuten bleiben auf jeden Fall hier. Und –«, ihm kam ein neuer Gedanke, »vielleicht auch die anderen. Aber die Entscheidung darüber liegt bei Excalibur.« Ihr kleines Maul bewegte sich hin und her, auf und nieder, bis sie es geschafft hatte, es unter sein Hemd zu schieben. Er fühlte die samtigen Pferdelippen mit den wenigen, aber langen, kitzelnden Barthaaren an seinem Bauch.
Sie verstanden sich ohne Worte. Eric spürte, wie ihr Vertrauen in ihn wuchs, wie seine Kraft und Ruhe sich auf sie übertrug. Er neigte den Kopf und drückte seine Stirn an ihre.
Ihr feiner Kopf wurde schwer auf seinen Beinen, und Eric hob ihn sanft auf und bettete ihn ins Stroh. Sie erwachte nicht.
Der Mond war zu drei Vierteln voll und strahlte von einem wolkenlosen Himmel, als er sich auf Gray Beard schwang und ihn auf die Hügel zu lenkte.
Eric hatte bald gefunden, wonach er suchte: die Rinderkoppel, und daran angrenzend das Schafgehege mit ihren jeweiligen Scheunen. Die eingezäunten Weiden waren überaus weitläufig; an Steilen, wo noch genug Gras wuchs, erstreckten sich die Zäune über die nächste Hügelkuppe. Es lag auf der Hand, daß eine zu geringe Anzahl von Hütern dieses unübersichtliche Gelände nicht ausreichend kontrollieren konnte, vor allem nicht nachts. Jetzt regte sich nichts auf den mondbeschienenen Wiesen; das Nutzvieh war in die Scheunen getrieben worden.
Als die stetigen Huftritte des Grauen sich der Rinderscheune näherten, schlug ein Hund an. Eric klopfte an die Tür und trat ein, ohne auf eine Antwort zu warten. Augenblicklich schoß ihm ein massiv gebauter Collie entgegen, mit entblößtem Gebiß und angriffslustigem Nackenfell. Eric blieb stehen, suchte seinen Blick und hielt ihn. Der Hund lief weiter, aber deutlich langsamer. Die dunklen Augen gaben seine nicht frei. Plötzlich blieb er unentschlossen stehen und wechselte verlegen von einer Vorderpfote auf die andere. Dann sank er auf die Hinterkeulen. Die Spitze seiner bauschigen Rute klopfte gleichsam entschuldigend auf den aus Lehm gestampften Boden.
»Was ist das für ein feiner Hund!« Überraschung zeigte sich bei der bewundernd klingenden Stimme auf dem ausdrucksvollen Tiergesicht. Eric hockte sich auf die Fersen und streckte die Hand anbietend, tief aus. »So ein feiner, wachsamer Hund! Guter Junge, guter Junge!« Die Rutenspitze klopfte schneller. »Komm zu mir, Junge, ja, kommst du?« Der Collie schob seinen Körper flach auf ihn zu. »Nicht doch so, Junge, nicht ducken, komm schon!« Eric lachte ihm zu und schnalzte mit den Fingern. »Ich will dich doch in deiner ganzen Pracht bewundern können!« Der Hund wedelte und lief zu ihm, beschnupperte ihn und drängte gegen ihn, daß er beinah umgeworfen wurde. Er ließ sich auf den Hosenboden fallen
Weitere Kostenlose Bücher