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Im Schatten des Ringes

Im Schatten des Ringes

Titel: Im Schatten des Ringes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Felice
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kann ich nicht tun. Ich … ich kann es nicht! Es läuft allem zuwider, was mein akademischer Meister mir beigebracht hat.“
    „Rellar ist tot“, erinnerte Neering mich lakonisch“, so viel zu den Märtyrern. Die Veränderung gehört auch zu den erklärten Zielen Akadems, und jetzt ist der Zeitpunkt für einige wesentliche Veränderungen gekommen.“
    Es war eine der wesentlichsten Doktrinen. Im Laufe der Jahrhunderte hatte Akadem die Philosophie der Menschheit verändert, hatte Kunst zur Wissenschaft gemacht – sich jedoch selbst zu verändern und sich von Wissenssuchern in Mörder zu verwandeln, hieße, Akadems Funktion als Helfer der Menschheit in die von Menschenverächtern zu pervertieren. Da ich seit dem Aufkommen der Sklaven-Frage mit dem Verhalten der Menschheit nicht einverstanden sein konnte, war ich auch nicht in der Lage, die Notwendigkeit einer Aufseherinstitution wie Akadem zu leugnen, selbst wenn ich mir über die Argumente nicht ganz im klaren war, mit der ich dieses Thema zur Sprache bringen wollte.
    „Wie sieht es mit dem Plan der Akademer aus, das Tafelland zu verlassen?“ fragte ich lauernd. Sie gab keine Antwort und brauchte es auch nicht. Akadem zu schwächen, war noch nie eine sinnvolle Alternative gewesen.
    Neering und ich saßen im flackernden Licht der Fackel, bis die Expeditionsmitglieder den Tempel verließen, ihre Lasten aufluden und sich auf der Straße in Richtung Stadttor entfernten. Tarana verschwendete einen starrenden Blick an mich, während ihre Akoluthinnen sich noch um ihre Fußschnürungen kümmerten. Dann führte sie ihre Gefährten von dem Lagerplatz fort, jedoch viel langsamer als die Leute, die vorgegangen waren. Sashiem und Drigal trennten sich von ihrem Erzeuger, um zur Spitze der Expedition zu gelangen. Baltsar, der eine weitaus größere Last trug, als für den Ausflug der Zwillinge, den sie geplant hatten, notwendig war, überquerte die Straße und kam zu mir herüber. Ich starrte ihn an, und mir wurde bewußt, daß auch seine Reisekleidung sehr neu war, als müsse er sich eine lange Zeit auf sie verlassen können. „Begleitest du die Zwillinge – oder mich?“ fragte ich unvermittelt.
    „Ich unternehme eine Expedition“, erwiderte er ruhig, als sei dies die selbstverständlichste Sache von der Welt. Dann wandte er sich zu Neering um. „Ich habe damit gerechnet, daß Mussa ein Auge auf die Zwillinge und Sema wirft. Nun jedoch weiß ich nicht so genau, ob …“
    „Ich behalte sie bei mir“, erklärte Neering großzügig.
    „Aber Neering“, protestierte ich und wußte dabei, daß sie vorhatte, an ihrer Feuermaschine zu arbeiten, und daß dieses Projekt viel Zeit verschlang. Überdies machte ich mir Sorgen darüber, daß sie vielleicht in andere seltsame Projekte verwickelt sein könnte.
    „Es ist schon gut“, sagte sie mit fester Stimme.
    „Ich sehe mich nicht an eine Entscheidung gebunden … an deren Zustandekommen ich keinen Anteil hatte“, meinte ich warnend.
    Sie nickte. „Und selbst dann werdet ihr wissen, daß deine Kinder sich in Sicherheit befinden.“ Sie konnte mir nicht in die Augen blicken, und sie fühlte sich mit dem Inhalt der Botschaft, die weiterzugeben Akadem sie losgeschickt hatte, überaus unwohl.
    Baltsar umarmte sie voller Dankbarkeit, dann strich er Sema über den Kopf und liebkoste ihren Rücken mit seinem Schwanz. Ich gestaltete meinen Abschied ähnlich kurz. Dann folgten Baltsar und ich den Sklaven, die unbewacht herumlaufen durften, bis wir den befestigten Damm weit vor der Stadt verließen.
    „Was suchst du bei dieser Expedition?“ fragte ich heiser.
    „Im Immernachtgebirge gibt es Obsidian in großen Mengen.“
    „Es war schon immer da.“
    „Ich denke, es ist der einzige Weg für mich, Zeit zu gewinnen und mit dir allein zu sein, so daß du, wenn diese Expedition vorüber ist, wieder nach Hause kommen wirst.“
    „Es ist leichter, vom Glück einen Gefallen getan zu bekommen, als sich das Glück zu sichern“, sagte ich.
    „Das hat mit Glück nichts zu tun. Ich schaffe mir meine eigenen Gelegenheiten und Möglichkeiten.“
    „Du gehst immer noch über die Gegebenheiten und Bedingungen hinweg“, sagte ich. „Du solltest ja eigentlich mein Helfer-im-Leben sein. Und du hast mir nicht geholfen!“
    Er sank zurück, kurzzeitig von meinen Worten wie betäubt. Dann hörte ich ihn sagen: „Ich weiß, daß du ein Mensch voller Liebe bist, Heao. Ich weiß nur noch nicht, ob du auch vergeben kannst.“
    Die Haltung

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