Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Schatten des Ringes

Im Schatten des Ringes

Titel: Im Schatten des Ringes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Felice
Vom Netzwerk:
gesagt, als ich dich fragte.“
    Ich zuckte die Achseln, und Chel verschluckte ein Schimpfwort, verzog unwillig das Gesicht. Er ließ sich zurückfallen, um Tarana Gesellschaft zu leisten, und überließ es mir, den schlammigen Hang hinaufzusteigen. Unter uns erstreckte sich ein Tal, das mit seltsamem Blattwerk bewachsen war, welches wir schon seit einigen Zwienächten betrachten konnten: spitzblättrige Bäume, deren Äste sich nach oben bogen, als wollten sie nach dem Himmel greifen, anstatt sich an den Untergrund zu klammern, wie es die Koniferen bei uns daheim taten.
    Das Ätherbrennen verstärkte sich und erlosch wieder, als wir den Talgrund erreichten, und ich empfahl, für die Nacht eine ausgiebige Rast einzulegen. Durchnäßte und erschöpfte Sklaven schlugen die Regendächer auf und fachten ein Kochfeuer mit Kohlen an, die wir in einem kleinen Vorrat mit uns führten.
    „Warum kehren wir nicht um?“ wollte Chel wissen, als wir uns an das zischende und knisternde Feuer herandrängten, um uns etwas aufzuwärmen.
    „Wegen des Regens“, erwiderte ich.
    Selbst Baltsar blickte mich überrascht an.
    Wir hatten gegessen, die Sklaven hatten sich in ihre Zelte zurückgezogen, und wir Menschen waren unter uns. Als ich sah, wie Chel und Tarana ratlos Blicke tauschten und dabei silbrige Lichtreflexe in ihren Augen schimmerten, erhob ich mich, um zu gehen. Ich war noch nicht ganz trocken, jedoch darauf bedacht zu verschwinden, ehe sie sich darüber im klaren waren, was ich mit meiner Antwort hatte aussagen wollen. Aber Tarana stoppte meinen Rückzug mit einem Fingerzeig und einem düsteren Stirnrunzeln.
    „Als wir das Immernachtgebirge verließen, erwarteten wir, die Himmelsbrücke als Navigationshilfe benutzen zu können“, sagte Tarana und richtete einen anklagenden Blick auf mich. „Wie du ja selbst sicher sehen kannst, sind die Regenwolken allgegenwärtig.“
    „Dieser Regen ist noch schlimmer als bei uns zu Hause, und außerdem haben wir noch nicht einmal das Meer oder einen vertrauten Berggipfel … noch nicht einmal einen jener fürchterlichen Gletscher, nach denen wir uns orientieren können“, klagte Chel. Er sprach diese Worte nicht als Vorwurf aus, jedoch war der zornige Unterton un-überhörbar. „Wir haben seit unserem Aufbruch daheim von der Himmelsbrücke überhaupt nichts sehen können.“
    Taranas Akoluthinnen fixierten mich durch geschlitzte Pupillen, deren Iris wie glühende Kohlen unter den Kapuzen hervorleuchteten; sie waren ganz wild darauf, die Expedition scheitern zu sehen. Die Bequemlichkeiten, die ihr Leben als Hüterinnen ihnen bot, waren kaum zu beschaffen, wenn ihnen die Vorteile der Stadt nicht zur Verfügung standen. Chels Soldaten schienen in dieser Hinsicht gleichgültiger zu sein. Wenn ihnen diese Expedition sicherlich auch nicht sonderlich gefiel, so waren sie doch wenigstens an Entbehrungen gewöhnt. Ihr Prinz jedoch war ganz eindeutig lustlos und eher bereit aufzugeben. Um einen gewinnbringenden Überfall durchzuführen, waren sie schon zu weit gewandert, und außerdem war die Himmelsbrücke immer noch verhüllt.
    Chel und Tarana beobachteten mich, und ich hockte mich mit einem tiefen Seufzer nieder. „Auch wenn wir die Himmelsbrücke nicht sehen können“, erklärte ich und erwiderte Taranas Blick, gleichzeitig wissend, daß Chel mit keinem Argument mehr zu überzeugen wäre, „bin ich sicher, daß wir sie längst hinter uns gelassen haben.“
    Taranas Augen weiteten sich, und sie erschauerte. Die Akoluthinnen zuckten bei meinen Worten zusammen. Chel aber lachte nur und sagte: „Dann würden wir ja bereits durch die Glut des Gottesfeuers wandern. Dieses Land hier ist aber keine göttliche Feuerstelle. „ Er zupfte ein paar feuchte Halme und Blätter aus dem Boden und warf sie ins Feuer, wo sie aufzischten, ehe sie zu brennen begannen. Dieser Brennstoff war nicht dem Moos und den Flechten in unserer Heimat zu vergleichen, dafür hinterließ er aber auch keine Schlacke oder Asche.
    , ‚Du hast recht“, gab ich zu“, außer, natürlich, die Feuerstelle des Gottes befindet sich nicht hier unten auf dem Boden, sondern am Himmel.“
    „Bah! Du hast dich wohl zu lange bei den Sklaven herumgetrieben, was?“ spottete Chel.
    Ich funkelte ihn erbost an. „Es gehört sich nicht, die Missetat zu erwähnen, für die ich bereits gebüßt habe. Klüger wäre es, daran zu denken, daß ich die einzige bin, die die Expedition wieder nach Hause ins Tafelland führen kann, und

Weitere Kostenlose Bücher