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Im Schatten des Ringes

Im Schatten des Ringes

Titel: Im Schatten des Ringes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Felice
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außerdem bin ich auch die einzige, die weiß, wie es von hier aus weitergeht. Wir werden unseren Weg fortsetzen und irgendwann unser Ziel erreichen, also hör auf herumzumeckern, sondern hilf lieber mit.“
    Er schien wie vom Donner gerührt zu sein. Vorerst zufrieden, fuhr ich in einem etwas umgänglicheren Ton fort. „Schön, du glaubst also, daß wir das Gottesfeuer niemals sehen werden, ich aber denke, das Gegenteil wird der Fall sein.“
    Chel blickte mich düster an. „In unserer Heimat befindet sich das Leuchten des Gottesfeuers stets am Horizont und nicht über uns am Himmel.“
    „So erschiene es, wenn die Welt rund wäre“, sagte ich. „Die genaue Lage des Gottesfeuers festzustellen ist ebenso Aufgabe dieser Expedition wie die Untersuchung, ob sich die Himmelsbrücke als Navigationshilfe benutzen läßt.“
    „Feuer am Himmel ist eine der Ideen von Akadem“, meldete Tarana sich erregt zu Wort. „Der Tempel hat diese Hypothese niemals anerkannt.“
    „Tarana hat recht“, sagte Chel. „Wären wir wirklich unter der Himmelsbrücke hindurchgewandert, dann müßte das Gottesfeuer sich genau über uns befinden.“ Er zeigte hinauf zum schwarzen Nachthimmel. „Das dort oben sind Wolken, Heao, und kein Rauch. Daher …“
    „Warum vergeuden wir eigentlich soviel Zeit?“ brach ich die Diskussion ab. „Nur weil wir das Feuer bisher noch nicht gesehen haben, kannst du nicht behaupten, daß es nicht dort ist. Durchaus möglich, daß es über den Wolken brennt.“
    „Oh, Heao“, stöhnte Chel entmutigt auf.
    „Um zu wissen, wo es nicht ist, müssen wir es erst einmal finden“, warf ich hastig ein. „Bis hierher haben wir es immerhin geschafft, warum sollen wir nicht noch ein Stück weiterziehen?“
    „Unser Proviant …“ wollte Chel einwenden.
    „Sorg du dafür, daß unsere Vorräte aufgefüllt werden. Ich werde mit Heao noch ein Stück weitergehen“, bot Baltsar an. Er zuckte die Achseln und schien verlegen zu werden. „Vielleicht hört der Regen irgendwann auf, und wir sehen den Schimmer des Gottesfeuers wie bei uns zu Hause.“
    „Regen ist Leben“, sagte Tarana, „und Ihr wollt, daß er aufhört.“ Sie schüttelte mißbilligend den Kopf.
    „Ich habe gesehen, wie das Licht im Bereich der Himmelsbrücke gebrochen wird. Es hört auf, und wenn wir sie noch nicht durchschritten haben, so stehen wir jedoch sicherlich kurz davor.“ Chel schüttelte den Kopf. „Nun, Chel, ich kann mich noch gut daran erinnern, als wir beide die Erscheinung gemeinsam betrachtet haben und darüber nachdachten, ob Flammenhüters Esse in einem fernen Land liegt oder auf dem Meer in einem wunderschönen Schiff schwimmt. Wir fragten uns, ob Kelp brennen könnte. Wir fragten uns auch, wie weit Flammenhüter in seinem Schiff gelangen kann. Wir fragten uns, ob er um die Himmelsbrücke herumsegelte oder einfach nur zum anderen Ende, sobald der Winter anbricht.“
    Der seltene Anblick, der Chel einstmals so sehr gefesselt hatte, ließ ihn jetzt nur noch gleichgültig die Schultern zucken, jedoch erwachte augenblicklich Taranas Interesse; über die Aktivitäten der Götter nachzudenken war einem Kriegerprinzen noch weniger gestattet als einem Akademer. „Es paßt so gut“, meinte ich, zu Tarana gewandt. „Die Geschichten, die die Sklaven ihren Kindern erzählen, beschreiben die Spätglut, welche in dieser Gegend das Wahrzeichen des Winters ist.“
    „Spätglut“, murmelte Chel. „Wenn es wirklich etwas Derartiges geben soll, dann könnten wir es ebenso deutlich sehen wie die Frühglut des Frühlings.“
    „Unsere Sicht könnte doch von hohen Bergen oder sogar von der Himmelsbrücke selbst begrenzt werden. Wir scheinen dem einen Ende schon sehr nahe gekommen zu sein und können das andere nur undeutlich erkennen.“
    Tarana machte eine wegwerfende Handbewegung. „Die Gehirne von Tieren sind höchst unzuverlässig“, erinnerte sie. „Zu leicht fallen sie einer Massen-Halluzination zum Opfer. Sie berufen sich auf übernatürliche Wunder, um ihre unvollkommenen Erinnerungen zu rechtfertigen, die sie nur einem einzigen Gehirn verdanken können. Solche Kreaturen unterscheiden sich von anderen Tieren allein durch die Tatsache, daß sie über die Fähigkeit der Sprache verfügen. Doch diese ist nicht alleiniges Merkmal der menschlichen Rasse, Heao. Vergiß das nicht. Es war schließlich die Gemeinschaft der Akademer, welche die Eigenschaften und Möglichkeiten des Menschseins festlegte, und eine Person muß über

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