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Im Schatten des Ringes

Im Schatten des Ringes

Titel: Im Schatten des Ringes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Felice
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hob entsetzt die Hände. In jener Zeit war mir diese Geste nur zu vertraut. „Wir haben niemals den Vorschlag geäußert, die Sklaven zu befreien“, sagte ich. „Wir haben nur bestimmte Fakten hinsichtlich ihrer Intelligenz und ihrer Gefühlsebene verkündet, welche eindeutig menschlich, wenn auch anders gelagert sind. Hast du etwa gegenüber unseren Freunden und Mitakademern etwas geäußert, wovon ich bisher keine Ahnung habe? Warum reden plötzlich alle über die Freiheit der Sklaven?“
    „Die Götter gestatten es nicht, Menschen als Sklaven zu behandeln“, entgegnete Rellar trocken. „Besiegte dürfen nicht unbegrenzt lange unterdrückt werden, und die Wilden aus den Bergen dürfen nicht zum Dienst gezwungen werden, nur weil die Armeen des Erobererkönigs mehr Macht haben.“
    „Nur weil es nicht profitabel wäre“, sagte ich indigniert. „Seine Majestät kann Sklaven nicht mit Steuern belegen, und Sklaven können keinen Zehnten bezahlen.“
    „Dann begreifst du ja den politischen Hintergrund“, stellte Rellar fest.
    „Natürlich, aber mein Bewußtsein kann die Wahrheit nicht deshalb ignorieren, weil es profitabel ist.“
    Rellar nickte., ‚Die Folgen deiner Studien entwickeln sich eben vorzeitig. Allein Prinz Chel ist noch übrig, um über die Expedition zu reden.“
    „Chel ist zwar nicht besonders diplomatisch, aber dafür verteidigt er seine Sache mit Nachdruck“, sagte ich.
    „Das reicht aber nicht“, meinte Rellar trübsinnig. „Es bedarf mehr als nur eines Kriegerprinzen, der über Gottesfeuer in Booten redet, um unsere Mitakademer und die Hüterinnen davon zu überzeugen, daß sie den König bitten sollen, seine Börse für uns zu öffnen. Diese Angelegenheit braucht deine und meine Autorität.“
    Für einen Moment starrte ich in das faltige Gesicht meines Freundes. Dann sagte ich ruhig: „Soll das etwa ein Vorschlag sein, unsere Worte zu widerrufen, damit wir heute vor dem Konklave auftreten können?“
    „Die Ächtung wird noch verschärft, und wenn das keine Wirkung hat, dann gibt es noch weitaus direktere Methoden, wie man mit uns verfahren kann.“
    „Immerhin sind wir durch unsere Tracht vor dem Gefängnis geschützt“, hielt ich ihm entgegen. „Solange wie wir unsere Köpfe nicht beugen und den Tempelhüterinnen unsere Schwänze entgegenstrecken, empfinden die Bürger des Tafellandes tiefe Scham. Irgendwann …“
    Er berührte meine Hand und hielt sie dann in der seinen. „Meine Anwesenheit in der Stadt reicht völlig aus, die Sklavenfrage offen und im Bewußtsein der Leute zu halten. Dazu sind nicht wir beide notwendig. Einer von uns sollte heute die Stimme erheben und reden. Diese Expedition ist ganz besonders für dich von Bedeutung.“
    Rellar wurde überall geachtet, und ihn zu ächten fiel vielen Leuten weitaus schwerer, als mich zu ächten. Er hatte keine Feinde. Er hatte während seines ganzen Lebens immer wieder neue Freunde gewonnen, jedoch war er niemals vor irgendwem zu Kreuze gekrochen oder hatte sich seinen Gefährten mit Schmeicheleien genähert und sich dadurch entwürdigt. Das gleiche konnte ich von mir nicht gerade behaupten, allerdings hatte Rellar mit Narren auch viel mehr Geduld als ich. Trotzdem war auch ich nicht ganz ohne Einfluß.
    „Ich werde meine Auffassung nicht widerrufen“, erklärte ich, „noch nicht einmal für die Expedition.“
    „Vielleicht für dein Leben?“
    „Wie bitte?“
    „Die direkten Methoden“, sagte er. „Tote Leute sind schnell vergessen.“
    Für einen Moment war ich völlig geschockt. „Ich kann mir niemanden vorstellen, der uns umbringen würde, nur damit wir aus seinem Bewußtsein verschwinden“, sagte ich und dachte dabei über seine Worte nach.
    „Ich kenne aber viele.“
    „Dann nenne mir einen“, forderte ich ihn auf.
    „Die Hüterin Tarana“, kam seine Antwort ohne Zögern. „Sie kann Leute nicht leiden, über die sie keine Kontrolle hat. Du bedrohst ihre Existenz, seit du eine junge Frau warst.“
    „Unsere Wege kreuzen sich selten“, sagte ich zornig. Die Frau hatte aus meiner Weigerung, mit ihr meinen Traum zu teilen, eine Staatsaffäre gemacht. Ich wußte, daß Tarana mich haßte, vielleicht hatte sie sogar vor mir Angst, jedoch war ich stets darauf bedacht, ihr aus dem Weg zu gehen; zumindest bis vor kurzem.
    „Tarana ist zu gerissen, um sich die eigenen Hände mit Blut zu besudeln“, warnte Rellar. „Aber Prinz Chel ist ein geeignetes Instrument; er könnte zu der Überzeugung gebracht

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