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Im Schatten des Ringes

Im Schatten des Ringes

Titel: Im Schatten des Ringes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Felice
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mußte ich sie auch auf diesem Weg verlassen, was zur Folge hatte, daß ich die abgewendeten Augen und gesenkten Köpfe vieler Kaufleute ertragen mußte, die Baltsars Geschäftspartner waren. Viele von ihnen gehörten sogar zu meinen persönlichen Freunden. Trotz der Tapferkeit, die ich an den Tag legte, war es nicht einfach für mich; ich liebte es, mit Freunden zu tratschen und auch einmal eine Tasse Tee anzunehmen, selbst wenn sie von einem Kaufmann angeboten wurde, der einen Rat von Akadem brauchte. Ich war von Natur aus sehr gesellig, und ich vermißte meine Bekannten und das Gespräch mit ihnen.
    Am Laden des Zeltmachers vorbei, weiter zum Alchimisten, und dann hörte ich plötzlich auf, die Leute bewußt zu sehen, die so emsig und angestrengt arbeiteten, daß sie weder lachen noch nicken konnten. Heute würde Prinz Chel darauf bestehen, daß seine Expedition vor dem König zur Sprache käme, und schon in der nächsten Zwienacht würden die Tempeltrommeln verkünden, daß Sklaven menschlich sind.
    Als ich ans Tor gelangte, war mein Regenschirm verschwunden, und der Bettler, der meine Münze angenommen hatte, tat so, als könne er mich nicht verstehen.
     
14
     
    Seit den Landraff-Kampagnen hatte die Gefahr abgenommen, von Bergstämmen angegriffen zu werden, daher hatte sich die Stadt über die alten Grenzen hinaus ausgebreitet. Die Bevölkerung wuchs jedes Jahr, wenn der Erobererkönig eintraf, um in seiner Festung zu residieren und im ältesten Tempel des Königreichs zu beten und mit Akadem zu konferieren. Widerwärtige Charaktere tauchten auf, und obwohl die meisten von ihnen in jedem Herbst mit dem Gefolge des Königs wieder zu verschwinden schienen, ließen die mitreisenden Aristokraten ihre Sommerpaläste von Schutzmannschaften bewachen. Unter ihren wachsamen Blicken blieb mein Spaziergang von der Stadt zu Baltsars ländlichem Heim ereignislos, wenn auch ohne meinen Schirm daraus eine ziemlich nasse Angelegenheit wurde.
    Auf halbem Weg zwischen dem Stadttor und dem Meer zweigte ein Kopfsteinpflasterpfad von der Hauptstraße ab und zog sich einen Berghang hinauf zu dem Haus, das ich mit Baltsar und unseren Nachkommen bewohnte. Es war ein hübscher Bau mit weißen Steinmauern, bedeckt von blutgrauen Dachziegeln mit eingearbeiteten Rinnen, die das Trinkwasser in Vorratsfässer leiteten. Dickes Moos und Lebermoos umgab das Bauwerk, so daß der ständige Regen den Untergrund nicht wegspülte. Hinter dem Haus befand sich ein Netz von Fußbrücken, die zu Baltsars Vorratslagern und Handwerkshäusern führten, in denen Sklaven und Künstler die schönsten Eisenscharniere, Verschlüsse, Kaminböcke, Kochtöpfe und sogar Bronzegeräte produzierten.
    Ich rannte zum Haus und sehnte mich nach Augen, die mich anschauten, und nach dem Gefühl, das einen bei einem warmen Lächeln erfüllt. Als ich durch die Tür stürmte, erschreckte ich die Haushaltssklavinnen und erntete vorwurfsvolle Blicke. Über den Feuern hätten große Honigtöpfe hängen sollen, in denen Kuchen schwammen, und der Duft von bratenden Pilzen hätte das Haus mit einem Vorgeschmack auf das bevorstehende Fest der Dezizwienacht erfüllen müssen. Die Sklavinnen grüßten mich gleichgültig, dann widmeten sie sich wieder ihrer Tätigkeit, Bettmoos über den Ventilationsschächten zu lüften und die Räumlichkeiten in Ordnung zu bringen, als wäre dies eine Zwienacht wie alle anderen. Ich spürte verstohlene Blicke.
    Drigal und Sashiem waren offenbar nicht zu Hause, sonst hätten sie mich mit lautem Geschrei begrüßt. Doch Sema quengelte in ihrer Wiege nahe der Feuerstelle, als sie die Windeln mit den Füßen wegstrampelte. Sie schrie, und Teon tauchte aus dem Hinterhaus auf und schnalzte ihr nach Sklavenart zu. Er entdeckte mich und hielt inne. „Ich hatte keine Ahnung, daß Ihr schon wieder zurück seid“, sagte er.
    „Gerade rechtzeitig“, erwiderte ich in zornigem Ton.
    Er dachte wohl, ich meinte das Kind, denn er lächelte. „Wärt Ihr früher gekommen, so wäre es der Kleinen sicherlich lieber gewesen.“ Er hob Sema hoch, brachte sie mir und nahm mir dafür das nasse Cape ab. Er strich mit der Hand über mein Gewand, um sich davon zu überzeugen, daß es nicht zu naß war, um schnell wieder zu trocknen, und dann brachte er mein Cape in den Schmutzraum.
    Ich musterte die Sklavinnen mit zornigen Blicken, als ich mich am Feuer niederließ, jedoch war es sinnlos, bei Semas Geheul mit ihnen reden zu wollen. Im Augenblick war sie so wütend, daß

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