Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Schatten des Ringes

Im Schatten des Ringes

Titel: Im Schatten des Ringes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Felice
Vom Netzwerk:
zusammengelebt, seit Baltsar dem Akademer die Sklavin vor nunmehr achtzehn Jahren geschenkt hatte. Sie hatte ihm die Augen ersetzt, seit ich ihn verlassen hatte, um mit Baltsar zusammenzuleben, und ich wußte, daß die beiden sich sehr zugetan waren und sich ein gemeinsames Glück schufen. Er pflegte mit ihr das Beilager zu teilen, aber ich vermute, daß Rellar sie in den vergangenen Jahren sicher nicht mehr zu dieser Art von Dienst herangezogen hatte. Und wenn er es getan hatte, dann wußte ich genau, daß sie von Anfang an freiwillig dazu bereit gewesen war. Es war eigentlich sinnlos, jetzt einen Streit zu konstruieren, jedoch war Sex die einzige Möglichkeit zu einer Meinungsverschiedenheit, die ich mir vorstellen konnte. Allerdings gestand ich mir auch ein, daß meine persönlichen Vorurteile den Sex mit ins Spiel gebracht hatten. Handfeste Beweise gab es nämlich nicht. „Ich glaube nicht, daß Manya dahintersteckt“, erklärte ich am Ende.
    „Ich auch nicht.“ Baltsar kam zur Feuerstelle und sprach betont leise. „Er starb auf furchtbare Weise. Er hatte Krämpfe und innere Blutungen. Er sagte ihren Namen.“
    „Natürlich – er rief nach ihr.“
    „Tarana hatte dafür eine andere Erklärung. Sie meinte, er hätte kurz vor dem Ende den Namen seines Mörders genannt.“
    Ich verspürte einen heftigen Zorn und fühlte mich hilflos. Mein lieber Freund war umgebracht worden, doch ganz bestimmt nicht von Manya. Sie zu beschuldigen und ihr die Sache anzuhängen, hatte jedoch zur Folge, daß man Rellar nicht zum Märtyrer machte. Ich haßte es zwar zuzugeben, daß ich Chels Taktik auf den ersten Blick erkannte, aber er wollte, daß ich wußte, wer dafür verantwortlich war.
    „Was wird mit Manya geschehen?“
    Wir schauten auf, um Teon zu beobachten, der in unserer Nähe stehengeblieben war. Er hatte die Kleider gewechselt und trug jetzt ein Wintergewand, das beinahe alle Wunden bedeckte, die ich ihm zugefügt hatte.
    „Es ist schon passiert“, sagte Baltsar. „Sie wurde gesteinigt.“
    Teon stöhnte auf, und seine Hände ballten sich zu Fäusten. „Und Teofil?“
    Baltsar nickte. „Ebenso tot.“
    Ich habe schon gesehen, daß Sklaven vor Schmerz und Trauer fast zusammenbrachen. Tränen rinnen ihnen aus den Augen, bis sie fast blind sind, und sie kauern sich zusammen und geben schmerzerfüllte Laute von sich. Dieser Zustand kann sie für ein paar Augenblicke oder sogar einige Zeitstücke lang aus der Bahn werfen. In Teons Augen standen Tränen, aber sie wollten nicht fallen. Dann verwandelte sich sein Gesicht in eine stählerne Maske des Hasses, und sein Körper bebte vor Wut.
    „Teon?“ Baltsar beobachtete mit Sorge, daß ein Sklave seine Aufsässigkeit so unverblümt zeigte.
    Teon funkelte ihn an und wollte nicht antworten.
    „Laß ihn doch“, flüsterte ich.
    Baltsar musterte ihn noch einige Sekunden, dann wandte er sich ab, wobei seine Ohren sich lauernd auf den Sklaven richteten. „Du könntest durchaus ihr nächstes Opfer sein“, sagte Baltsar zu mir.
    Ich nickte. „Der Gedanke ist mir auch schon gekommen. Nun, da Rellar tot ist und die Sklaven in Verruf gebracht wurden, wird die Frage nach der Menschlichkeit der Sklaven unbeantwortet bleiben, falls es mir nicht gelingt, sie wach und im Bewußtsein der Menschen zu halten und sie immer wieder daran zu erinnern.“
    „Ich habe Wächter mitgebracht …“
    „Danke schön. Und jetzt laß mich bitte allein, damit ich in Ruhe nachdenken kann.“
    „Heao …“ Er starrte mich mit angsterfüllten Augen an. Dann schüttelte er hilflos den Kopf und schluckte die Bitte oder Warnung, die er auf der Zunge hatte, ungesagt hinunter. Als er sich anschickte zu gehen, musterte er im Vorbeigehen Teon, der immer noch mit geballten Fäusten dastand. Baltsar trat neugierig auf den Sklaven zu, schob einen Ärmel hoch und entblößte drei blutige Schnitte. Teon starrte ihn schweigend und mit unverhohlener Feindseligkeit an. „Ich kann ihn mitnehmen“, bot Baltsar an. Keiner unserer Sklaven hatte jemals Narben von Krallen an seinem Körper gehabt, und die frischen Wunden waren Beweis für Teons krassen Ungehorsam.
    „Das ist nicht nötig“, lehnte ich ab. Aber ich hatte hinreichend Grund, mich zu wundern, als Teons haßerfüllter Blick auf mir hängenblieb.
    Baltsar zuckte die Achseln, dann ging er zur Tür. Er erinnerte mich an den Sicherheitsriegel, indem er ihn recht lautstark anhob und mit einem dumpfen Laut hinstellte. Diesmal schloß er die

Weitere Kostenlose Bücher