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Im Schatten des Ringes

Im Schatten des Ringes

Titel: Im Schatten des Ringes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Felice
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ich aus seiner Reaktion und seinem abrupten Aufbruch, daß er alles gehört hatte.
    „Ein stärkeres Band in Eurer Seele wird Euch schweigen lassen“, prophezeite Teon mir.
    „Wahrscheinlich habe ich nun genügend Bürde für die Nacht auf meine Schultern geladen. Ich glaube, mir reicht es. Ich will nichts mehr.“
    „Heute sollt Ihr wissen, daß ich davon überzeugt bin, daß es Euch immer ernst gewesen ist, als es darum ging, meine Autonomie zu respektieren“, sagte Teon halblaut.
    In meinem Innern spürte ich Verzweiflung. Ich konnte nicht fragen:
    Teon, war ich eine gute, eine freundliche Geliebte? Ich konnte mich nicht dafür entschuldigen, daß er und seine Leute zu Sklaven gemacht worden waren. All das war irgendwie heuchlerisch. Teon wollte nichts anderes als meinen Respekt. Ich würde die Bürde auf mich nehmen. Teon wußte das. Und als mein Zorn verrauchte, wurde mir bewußt, daß wir uns nicht Lebewohl gesagt hatten. Solche Worte waren für uns zu schmerzvoll. Ich blieb an seiner Seite und wollte nicht ins Lager zurückkehren, wo das Feuer in falscher Munterkeit flackerte.
    Irgendwann im Laufe der Nacht hörte es auf zu regnen. Von Zeit zu Zeit sah ich, wie ein Sklave sich erhob und das Feuer in Gang hielt, und manchmal hörte ich auch irgendein nächtliches Tier schreien. Und viel zu schnell, so kam es mir vor, erlebte ich mit, wie die Luft sich aufhellte und die Zwienacht anbrach.
    „Am besten kehren wir um, Teon“, sagte ich widerstrebend.
    „Moment mal“, bremste er mich. Er starrte über das Tal und schien in der Ferne Dinge zu sehen, die ich nicht mehr erkennen konnte. Vielleicht dachte er gerade darüber nach, welchen Weg er mit den beiden schwangeren Mädchen nehmen wollte. Ich folgte seinem Blick nicht, denn ich wollte nicht wissen, welche Richtung er einzuschlagen gedachte. Ich wollte nachher behaupten können, ich wüßte nicht, wohin Teon sich gewendet hatte, falls Chel mir entsprechende Fragen stellen sollte. Ich grub meine Fersen in den weichen Untergrund und umschlang mit den Armen meine Knie. „Jetzt“, riß Teons Stimme mich endlich aus meinen Grübeleien und fügte der Rolle gemäß, die er in seinem bisherigen Leben gespielt hatte, hinzu: „Wenn es Euch recht ist, Pfadfinderin Heao.“
    Ich nickte, und wir erhoben uns. Ich ging langsam, denn das Ätherglühen war nicht sonderlich hell, und Teon hatte Schwierigkeiten, seinen Weg zu finden. Wie schade war es doch, daß sie nur ihr halbes Leben nutzen konnten. Ob Teon wohl während der Zwienächte genügend Wild jagen konnte, daß die drei genug zu essen hatten? Ohne die Vorzüge der Stadtlampen und heller Fackeln würden sie es in den Nächten ziemlich schwer haben.
    Im Lager herrschte hektische Geschäftigkeit. Sklaven packten Federbetten zusammen, bereiteten das Frühstück oder hielten Waschschüsseln für Tarana, Chel und Baltsar. Die Stimmung schien weitaus besser als in den letzten Zwienächten. Aber warum auch nicht? Schließlich freuten sich alle, endlich wieder nach Hause zurückkehren zu können. Sie hatten sogar bei dem Abenteuer Erfolg gehabt. Das Gottesfeuer befand sich im Frühling am Horizont, wo es sich schon immer gezeigt hatte und wo es sich auch in Zukunft stets zeigen würde. Es beruhigte sie, daß sich offensichtlich nichts verändert hatte. Mich hingegen verwirrte es, daß es nur wenige Monate im Jahr dort anzutreffen sein sollte. Und sein Verschwinden gab mir noch mehr Rätsel auf. Mein Gehirn unterschied sich von ihrem genauso wie meine Augen ganz anders waren als die der Sklaven.
    Ich hörte Teon hinter mir erstickt aufkeuchen und fuhr herum, um zu sehen, ob er sich verletzt hatte. „Wir sind nicht mehr unter der Himmelsbrücke“, stieß er hervor.
    Ich verharrte. Ich wünschte ihm nichts mehr, als daß er damit recht hatte. Ich wußte jedoch gleichzeitig, daß die Welt ohne Himmelsbrücke darüber grundlegend unterschiedlich sein würde und ganz sicher kein Silber, keine Aufhellung der Flora und keine weißen Pflanzen aufwies.
    „Seht doch, Pfadfinderin, dort – jenseits der Berge!“
    Ich schaute in die Richtung, in die er wies, konnte jedoch nur das Ätherglühen erkennen, das Leuchten, das die Zwienacht anzeigte. Im geheimen wußte ich, daß dieses schwache Leuchten nichts anderes war als gebrochenes Licht des Gottesfeuers, das um den Bogen der Himmelsbrücke herumgelenkt wurde, jedoch stand ich mit dieser Auffassung ganz allein da. Ätherglühen – dasselbe Ätherglühen, das stets auf die

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