Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Schatten des Ringes

Im Schatten des Ringes

Titel: Im Schatten des Ringes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Felice
Vom Netzwerk:
du?“
    „Teon.“
    „Na schön, Leon“, sagte sie und sprach seinen Namen in der unnachahmlichen Weise der Sklaven aus, „ich denke, wir haben die beste Küche im ganzen Lager. Die Kantine hat nicht mehr anzubieten als Suppe, und Sergis Hütte hat keine Küche, also weshalb kommst du nicht …“ Einige der restlichen Worte verstand ich wohl, jedoch schienen sie irgendwie fehl am Platze zu sein. Sie ergaben keinen Sinn. Und zugleich entging mir auch nicht ihr abweisender Blick, mit dem sie mich streifte. „Komm mit, Leon“, sagte sie. Das war zu unangenehm. Teon erstarrte.
    „ Wir sind sehr neugierig auf euch beide“, meldete Sergi sich zu Wort und schob sich sanft zwischen die Weibliche und uns. „Wir haben Lebensmittel und Unterkunft. Wir können uns in aller Ruhe unterhalten.“ Er wies auf die metallenen Dinger auf der Lichtung. Bauten? Meine Gedanken rasten.
    Wasser lief ihm über die Stirn und die Wangen, und die Haare klebten ihm bereits am Kopf. Er blickte wieder auf die Lichtung, drängte uns aber nicht, wie die Weibliche es getan hatte.
    „Meinst du, sie wollen uns etwas antun?“ fragte Teon in menschlicher Sprache und mit unerwarteter Vertrautheit.
    „Was hast du gesagt?“ mischte die Weibliche sich stirnrunzelnd ein und stampfte mit den Füßen auf, um das Wasser abzuschütteln. Als sie Teon wieder ansah, lächelte sie.
    „Wir sind in friedlicher Absicht gekommen“, erklärte ich und mußte wegen des lauten Regenrauschens meine Stimme erheben.
    Sergi nickte. „Nichts anderes hatte ich angenommen, mein Herr.“ Diesmal stand ein Wunsch in seinen Augen, als er wieder zu den silbrigen Bauwerken hinüberblickte. „Die Hütten sind warm und trocken. Die anderen sind bereits hineingegangen.“
    „Sind dies eure Bauten?“ erkundigte ich mich und folgte seinem Blick.
    „Vorübergehend“, erwiderte er. „Es sind Behelfshütten – Baubaracken.“
    „Es scheint, als wolltet ihr den Wald auseinandernehmen“, sagte ich.
    „Wir brauchen einen freien Platz, um dauerhafte Bauten zu errichten.“
    „Soviel Platz?“
    Er schenkte mir ein gönnerhaftes Lächeln und nickte. „Das Kraftwerk und einige Industriegebäude werden den meisten Raum einnehmen. Adriana ist … wir werden einige Kilometer von hier mit dem Luftroder einen weiteren Platz vorbereiten.“ Er wies nickend auf das fliegende Ding. „Der andere Platz ist als Ackerland für die Flüchtlinge von der Küste vorgesehen. Der Ozean ist gestiegen und hat sie aus dem Land ihrer Ahnen vertrieben.“
    Ich schaute Teon an. „Kilometer?“
    „Ein Entfernungsmaß“, informierte er mich. „Zu Fuß etwa ein Zeitstück, wenn das Gelände eben ist. Zumindest habe ich es so in Erinnerung.“ Er stützte eine Hand in die Hüfte, dann wischte er sich den Regen von der Stirn, um die silberne Maschine hinter den Fremden besser betrachten zu können. „Ist dieser fliegende Dämon denn lediglich ein Werkzeug?“ Ein schiefes Lächeln kräuselte seine Lippen.
    Für einige Augenblicke stand ich schweigend da und dachte über das Problem des Aufsteigens ohne sichtbare Hilfen nach und wie der grandiose Luftroder Bäume einfach zu entwurzeln vermochte. Nun, da ich wußte, wonach ich Ausschau halten mußte, erkannte ich Greifer, die an reichlich schwach aussehenden Ketten von der Unterseite herabhingen. Die Zugfestigkeit mußte die der armdicken geflochtenen Drähte noch übertreffen, die wir bei unseren Brücken in unserer Heimat verwendeten. Die Großartigkeit des gesamten Projekts war nahezu unfaßbar. Ich schluckte ergriffen.
    „Leon, wie alt warst du, als du dich im Schattenland verirrtest?“ fragte Sergi gespannt.
    „Ich habe mich nie verirrt“, erklärte Teon schnippisch. „Ich kann Heaos Landkarten ebensogut lesen wie jeder andere, und außerdem habe ich ein gutes Gedächtnis, was landschaftliche Orientierungspunkte betrifft.“
    „Du hast dein ganzes Leben in Schattenland verbracht?“ fragte Adriana ungläubig.
    „Ja.“
    „Aber dort gibt es doch nichts! Keine Pflanzen, keine Tiere. Niemand könnte dort …“
    Sergi schnitt ihren Einwand mit einer Handbewegung ab. „Kein Wunder, daß du gezögert hast, Leon. Hab vor dem, was du hier siehst, keine Angst. Wir sind wie du. Wir werden dir keinen Schaden zufügen.“ Er lächelte, und seine Augen zeigten einen aufrichtigen Ausdruck. Wieder hob er die leeren Hände, als wollte er nochmals darauf hinweisen, daß er waffenlos war.
    Teon beobachtete nervös den Luftroder, und Sergi folgte

Weitere Kostenlose Bücher