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Im Schatten des Ringes

Im Schatten des Ringes

Titel: Im Schatten des Ringes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Felice
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Dann rief ich über die Schulter Teon zu, er solle mein Cape holen. Ich stampfte ungeduldig mit den Füßen auf, und mein Schwanz zitterte vor Zorn. „Mussa wird dich niemals aus eigenem Antrieb ächten. Dafür ist Chel verantwortlich.“
    „Ich weiß.“ Baltsar zuckte mit den Schultern und trat an die Feuerstelle.
    „Was, glaubt Chel, durch dieses Manöver gewinnen zu können?“
    „Keine Ahnung, aber sei bitte vorsichtig, Heao. Chel hat seinen Reichtum durch die Überflutung seines Steinbruchs verloren, aber er hat immer noch beträchtliche Macht. Gegenüber Tarana und den anderen Hüterinnen hat er sich stets besonders großzügig erwiesen.“
    „Mit dieser Macht könnte es sehr schnell vorbei sein. Ein heimliches Wort zu Tarana …“
    „Er könnte es tun, aber er wird es nicht tun!“ Baltsar hob die Stimme. „Er wird Tarana niemals verärgern, solange er ihren Einfluß beim König für sich ausnutzen kann. Du bist diejenige, auf die man verzichten kann, nicht die Hüterin.“
    „Nein“, erklärte ich entschlossen. Teon erschien mit meinem Cape, und ich verließ das Haus. Baltsars Zweifel beunruhigten mich.
    Auf halbem Weg zum Stadttor hörte ich hinter mir schwere, klatschende Schritte. Es waren keine Wächter in Sicht, nirgendwo ein Schutz.
    „Pfadfinderin!“ Es war Teon. Mir wurde bewußt, daß ich die Luft angehalten hatte, und atmete jetzt erleichtert aus. „Der Kaufmann hat mich Euch nachgeschickt.“
    „Dann komm mit“, meinte ich weitaus aufgeräumter, als ich mich in Wirklichkeit fühlte. Seine Gesellschaft war mir sehr willkommen.
    „Baltsar hat mir dies für Euch mitgegeben“, erklärte Teon, überholte mich und öffnete sein Cape. Darunter trug er einen geflochtenen Gürtel, eine Scheide und einen Messergriff. Jedes Teil trug Baltsars Zeichen. Erschrocken blieb ich stehen. Teon bedeutete mir, weiterzugehen.
    Wir setzten eilig unseren Weg fort; meine Gedanken veranstalteten einen wilden Tanz. „Baltsar hat eine Begabung, kleine Dinge in große zu verwandeln“, klagte ich. „Nie hätte ich gedacht, daß er auf meine Bemerkungen so überzogen reagieren würde …“ Ich wollte lachen, verschluckte dies jedoch.
    „Das beweist doch nur, daß der Kaufmann ein guter Menschenkenner ist“, sagte Teon. Seine Stimme klang besorgt.
    „Mein Instinkt verrät mir, daß ich diese Nacht wohl erleben werde“, machte ich mir selbst Mut. Aber ich beeilte mich doch, die Stadt mit ihren zahllosen Wächtern zu erreichen. Darüber, wie die Wächter wohl reagieren würden, wenn eine geächtete Bürgerin bedroht wurde, wagte ich gar nicht erst nachzudenken.

16

    Ich bin froh, berichten zu können, das Rellar bekleidet zu der Versammlung kam. Er und ich, wir nahmen unsere angestammten Plätze in dem Kreis ein. Akademer, die normalerweise um uns herumsaßen, drängten sich auf der anderen Seite des Kreises außer Neering, eine brilliante Akademerin, die erst vor kurzem ihre Tracht übernommen hatte. Sie hielt sich in der Nähe ihrer Feuermaschine auf, nachdem sie sich standhaft geweigert hatte, sie aus dem Versammlungssaal zu entfernen, obwohl die Hüterinnen ihr verboten hatten, weiter daran zu arbeiten. Zweifellos war sie mit wohlbedachten Argumenten versehen, warum die Hüterinnen ihre Entscheidung rückgängig machen sollten, und wahrscheinlich würden ihre Bemühungen in dieser Richtung ohnehin erfolglos sein. Da sie sich selbst für eine glühende Verehrerin Flammenhüters hielt, hatte das Verbot der Hüterinnen, ihrem Gott zu huldigen, sie zutiefst verwirrt. Wenn die Hüterinnen sich nicht anders besannen, dann würde sie heimlich weiterarbeiten müssen, wie die meisten von uns es immer wieder getan hatten.
    Da die Hüterinnen sich verspäteten (was sie üblicherweise taten, um damit den Akademern ihre Geringschätzung zu beweisen, wie ich vermute), begann die Versammlung in der gewohnten Weise. Unsere Gefährten sprachen über die Notwendigkeit weiterer Sturmrohre, mit denen man mehr Wasser von den Zisternen abzapfen könnte. Die Ablei tung des Wassers war ein ernstes Problem. Auf den Feldern konnten wir es nicht ausschütten, ohne gleichzeitig auch die Lebermoos- und Mooskulturen wegzuspülen, und die Schluchten konnten wir es auch nicht fließen lassen, weil dort seit kurzem dank der Wärme auf dem Grund Früchte aus dem Tiefland angebaut wurden. Die einzige Lösung war wohl, das Wasser ins Meer zu leiten.
    Akadem war die Vereinigung, die für die Stadt sämtliche Probleme löste. Es war keine

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