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Im Schatten des Ringes

Im Schatten des Ringes

Titel: Im Schatten des Ringes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Felice
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widerspruchslos in mein Schicksal fügte. Ich kam sogar auf die Idee, Tarana dafür zu danken, daß sie mich nicht der Öffentlichkeit vorführte, doch dabei wollte mir meine Zunge nun gar nicht gehorchen. Ich nahm die vorgeschriebene Haltung ein und wartete darauf, daß Tarana mit ihrem Anklagengesang begann.
    „Gib mir deinen Traum als Zeichen dafür, daß du wirklich bereust.“, sagte Tarana und hielt sich nicht an die vorgeschriebene Folge.
    Die Steine unter meinen Knien waren kalt und scharfkantig, und Feuchtigkeit verklebte meinen Schwanz. „Lieber würde ich sterben“, flüsterte ich.
    „Ein Bad in geschmolzenem Kupfer, und ich lese den Traum aus deiner Asche“, erwiderte sie ebenso leise.
    „Ich verspreche Euch, daß mein Traum im gleichen Moment stirbt, in dem ich meinen letzten Atemzug tue. Ihr werdet in der Kupferschlacke nicht mehr finden als ein hübsches Leuchten.“ Nachdem ich ihr in den letzten Jahren aus dem Weg gegangen war, hoffte ich, sie würde schnell einsehen, daß ich die Wahrheit sprach, und endlich aufhören, mich wegen des Traums zu belästigen. Ich wünschte, sie würde mit dem Ritual fortfahren.
    Sie schwieg eine Zeitlang, glaubte mir offenbar. Dann raffte sie ihre Gewänder zusammen, so daß sie meine Ohren nicht berührten, als sie an mir vorbeiging. Ein Kupferfeuer anzuordnen war die angemessene Buße für einen schwerwiegenden Verstoß, bei einem bußfertigen Gotteslästerer jedoch ziemlich extrem. Eine Fastenperiode oder eine Geißelung, gewöhnlich begleitet von einem Exorzismus oder anderen Formen öffentlicher Erniedrigung, wurde weitaus häufiger angewandt.
    Während ich mich im stillen fragte, welche Strafe sie wohl verhängen würde, hörte ich das scharrende Geräusch, das entsteht, wenn ein Seil über Gestein gezogen wird. Als ich hochschaute, stellte ich zu meiner Verblüffung fest, daß ich allein war. Die Strickleiter war verschwunden.
    Ein kindisches Spiel, dachte ich, als ich mich auf einer hinreichend flachen und ebenen Felsplatte niederließ, um auf Taranas Rückkehr zu warten. Als jedoch meine Fackel zur Hälfte gebrannt war und nichts geschah, wuchs in mir die Furcht, und ich sagte mir, daß es ziemlich dumm gewesen war, allein zum Tempel zu kommen. Dem Brauch gemäß müßten wir jetzt mit meiner Buße und mit dem Exorzismus fortfahren, je nachdem, was Tarana in meinem Fall für angemessen hielt.
    Am Ende war die Fackel abgebrannt. Sie flackerte noch einmal kurz auf, zischte und erlosch, und ich hockte in einer so absoluten Finsternis, wie man sie nur in einem unterirdischen Gewölbe erleben kann. Ich spürte deutlich, wie mein Schwanz vor meinen Augen nach unten sank, jedoch konnte ich ihn nicht sehen. Ich strenge meine Ohren an und versuchte das Rascheln von Gewändern und Schritte von oben zu hören, aber als einziges Geräusch drang das leise Plätschern von Wasser zu mir herab. So tief waren wir in die Gewölbe vorgedrungen, daß ich noch nicht einmal das Dröhnen der Tempeltrommeln vernahm. Dann überlegte ich, ob man meine Anwesenheit überhaupt bekanntgegeben hatte. Wenn nicht, dann wäre Tarana gar nicht an die für meinen Fall vorgeschriebenen Formalitäten des Tempels gebunden.
    Irgendwann hörte ich Taranas Stimme von oben zu mir herunterhallen. „Bist du jetzt bereit, mir deinen Traum zu offenbaren?“
    „Nein!“ schrie ich in die Finsternis.
    Etwas später erklang ihre Stimme erneut. „Riechst du schon, wie das Kupfer kocht, Heao?“
    „Hättet Ihr wirklich angenommen, den Traum aus meiner Asche erfahren zu können, hättet Ihr an Rellars Stelle mich ermordet“, entgegnete ich. Dabei hatte ich schreckliche Angst. Immer wenn ich ihre Stimme hörte, beschleunigte sich mein Herzschlag, und das Blut brauste in meinen Adern. Dennoch hatte ich jedes Mal Mut genug, um nein zu sagen.
    Die Finsternis nahm kein Ende. Die Zeit verwischte sich. Meine milchprallen Brüste schmerzten, und ich war schwach vor Hunger. Daraus schloß ich, daß ich schon lange Zeit in dem Schacht hocken mußte, wie lange genau, wußte ich jedoch nicht … jedenfalls zu lange, um zu glauben, daß Baltsar keine Nachforschungen nach mir angestellt hatte. Vielleicht hatte er aber auch nach mir gefragt, und Tarana hatte ihn angelogen und behauptet, mich nicht gesehen zu haben. Allein Teon wußte von meiner Absicht, den Tempel aufzusuchen. Aber wer glaubte schon einem Sklaven? Baltsar vielleicht, doch wäre er auch entschlossen genug, sich auf das Wort eines Sklaven hin mit dem

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