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Im Schatten des Schloessli

Im Schatten des Schloessli

Titel: Im Schatten des Schloessli Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Kahi
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‹Schlössli›», sagte Geigy knapp, kaum hatte sich Unold auf den Beifahrersitz des BMW gezwängt.
    «‹Beim Wasserrad›, meinten Sie wohl, nicht ‹auf …›»
    Unold wurde hart in seinen Sicherheitsgurt geschleudert, als der Streifenwagen am rechten Strassenrand zum Stehen kam.
    «Wenn ich sage auf dem Wasserrad, meine ich auch auf dem Wasserrad. Hören Sie, Unold, Otto Normalo bekommt bei uns nur dann einen Praktikumsplatz, wenn er Absolvent der Interkantonalen Polizeischule in Hitzkirch ist. Dass Sie jetzt neben mir sitzen, haben Sie einzig und allein der Tatsache zu verdanken, dass Sie der Neffe des Oberhäuptlings sind. Ich muss nicht wiederholen, was ich über diese Extrawurst denke. Also machen Sie die Sache nicht schlimmer, als sie eh schon ist, und halten Sie die Klappe!»
    «Ich widerspreche Ihnen zwar nur ungern, aber wenn ich nicht aktiv am Tagesgeschäft teilnehme, werde ich von meinem Einsatz nicht optimal profitieren. Und was Ihren Umgangston mir gegenüber betrifft, darf ich Sie höflich darauf hinweisen, dass ich kein Schulbub mehr bin, sondern promovierter Linguist. Und falls Sie es vergessen haben sollten: In den Augen der Kapo bin ich für diesen Job prädestiniert – schliesslich habe ich den eintägigen Eignungstest mit glänzenden Resultaten bestanden. Ich weiss aber nicht, ob die Kapo auch für mich prädestiniert ist, wenn Sie verstehen, was ich damit sagen will. Meine Zulassung zu diesem Praktikum ist also keine Extrawurst, sondern die Korrektur eines eklatanten Fehlers im polizeilichen Rekrutierungssystem.»
    Geigy starrte ihn mit offenem Mund an. «Arroganter Laffe», presste er hervor, bevor er ruppig wieder anfuhr.
    Patrick Unold lächelte in sich hinein.
    «Und ausgerechnet an vorderster Front.»

    Es war genau drei Uhr siebzehn, als Bernhard Geigy und Patrick Unold vorschriftsgemäss vermummt in fusselfreien Overalls mit Mundschutz am Tatort eintrafen. Ungewöhnlich für diese Uhrzeit, war der Platz unterhalb des «Schlössli» hell beleuchtet. «Stadtmuseum Aarau» « EIN ORT ZUM » « ENTDECKEN » « SEHEN » « DISKUTIEREN » « MACHEN ». Unolds Blick schweifte von der aus einzelnen Tafeln zusammengesetzten Werbebotschaft auf dem orangeroten Bauwagen zum Toten, der wenige Meter entfernt auf einer schiefergrauen Trage nur Zentimeter über dem Boden lag. «Viel scheint mir der aber nicht mehr zu entdecken», murmelte er.
    «Sie können ja nachher bei der Museumsleitung vorsprechen und eine Änderung der Aufschrift beantragen», knurrte Geigy. «Habt ihr noch lange?»
    Die vermummte Gestalt, die neben dem Toten kauerte und in ihrem weissen Overall mit hochgeschlagener Kapuze, Mundschutz, Handschuhen und Fussüberziehern aussah wie aus einem Katastrophenfilm importiert, schüttelte den Kopf. Mit geübten Handgriffen befestigte der Overall einen Wattetupfer unter den Laschen einer aufgefalteten Kartonbox, knipste vorsichtig den überlangen Holzstiel ab, steckte den Kartonaufriss zu einem Miniaturquader zusammen, versiegelte das Ganze mit einem Klebeetikett und kritzelte die obligate Spurenkennzeichnung darauf. «Das wär’s. Der Tote gehört euch … und der Frau Amtsärztin.» Gunnar Norberg, Leiter der Abteilung «Kriminaltechnik» der Kriminalpolizei Aargau, zog seinen Mundschutz nach unten und deutete mit dem Kinn zu der jungen Frau, die unter einer kümmerlichen Kastanie an der Ecke des Platzes sass und mit den Fingern eine Chopin-Etüde zu präludieren schien.
    «Es wäre trotzdem nett, wenn du uns über eure Erkenntnisse ins Bild setzen würdest, Gunnar. Irgendetwas werdet selbst ihr herausgefunden haben.»
    «Ah, der Herr macht auf kommunikativ, damit er uns nachher vor dem Chef wieder wie die letzten Idioten dastehen lassen kann.» Der Kriminaltechniker kam aus seiner hockenden Stellung hoch.
    «Jetzt sei nicht kindisch. Was hätte ich sagen sollen, warum wir uns beim Tankstellenraub so in die Fingernagelspur verbissen haben, obwohl der Verdächtige nie auch nur in der Nähe des Opfers gewesen ist? Wir konnten das nicht wissen. Ihr dagegen –»
    «Auf jeden Fall nicht, dass es bei der schlampigen Führung der Kriminaltechnik ein Wunder ist, dass nicht schon früher DNA -Proben vertauscht worden sind.» Norberg machte einen Schritt auf Geigy zu. «Übrigens soll ich dir einen schönen Gruss ausrichten von deiner Frau. Sie holt morgen Nachmittag den Rest ihrer Sachen aus eurem Haus und legt keinen Wert darauf, dir dabei über den Weg zu laufen.»
    «Heisst das, sie

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