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Im Schatten des Schloessli

Im Schatten des Schloessli

Titel: Im Schatten des Schloessli Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Kahi
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kaum etwas nützen.»
    Unvermutet schoss Johannes in die Höhe, streckte die Hände zum Himmel und brüllte: «Eloi, Eloi, lama sabachthani?»

    «Der ist nicht nur verrückt, der ist auch zäh.» Unold stand neben Geigy und spähte durch den Einwegspiegel in den Vernehmungsraum. Johannes hatte sich wieder beruhigt und starrte regungslos vor sich hin.
    «Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen», wiederholte Geigy grüblerisch. «Was sollte das denn?»
    «Keine Ahnung. Jedenfalls war’s bühnenreif.»
    Minutenlang rührte sich keiner der drei Männer von der Stelle. Man hätte meinen können, sie seien Darsteller in einem tableau vivant .
    «Vergessen wir Morton», sagte Geigy mit einem Mal, «kümmern wir uns um Rothpletz.» Er zog sein Smartphone aus der Tasche, drückte auf dem Display herum und hielt sich das Gerät ans Ohr. «Bernhard hier … Du mich auch … Arschloch!»
    Unold sah Geigy an, dass er das Telefon am liebsten an die Wand schleudern würde.
    «Gunnar, jetzt hör mir mal zu, ich tue nur meine Arbeit … Genau … Braucht ihr den Bumerang noch? … Verstehe … Kannst du mir wenigstens einen ähnlichen besorgen? … Natürlich bist du nicht mein Dienstmädchen; es reicht, dass du meine Frau fi– Aufgelegt. Der Sauhund hat einfach aufgelegt.» Perplex sah Geigy zu Unold. Er schien zu überlegen. Dann bearbeitete er den Touchscreen erneut. «Hallo, Liam, Bernhard hier. Kannst du mir einen Bumerang herbeischaffen? … So einen wie den, mit dem Stephan Rothpletz erschlagen worden ist … Wie, wann? Jetzt! Was hast du denn gedacht … Was weiss ich. So schwierig kann das ja nicht sein. Und, Liam, wenn du ihn hast, bring ihn in mein Büro.»
    Unold war dem Gespräch mit wachsender Verwirrung gefolgt. «Wofür brauchen Sie einen Bumerang?»
    Geigy wischte mit der Hand durch die Luft. «Gleich. Ich muss erst was trinken. Falls Johannes Probleme bereitet, ich bin in meinem Büro.»

    Argwöhnisch beäugte Johannes das gebogene Holz. «Ich soll was?»
    «Werfen.»
    «Aus dem Fenster?»
    «Nein, durch den Fussboden. Natürlich aus dem Fenster. Hier drin ist ja gar kein Platz.»
    Johannes streckte die Hand aus. Zögernd. Unwillig. Doch bevor seine Finger den Bumerang berührten, krümmte er sie zusammen und zog die Hand zurück. «Denn ich erwartete Gutes, und es kam Böses; ich harrte auf Licht, und es kam Finsternis. Ziehet an den Harnisch Gottes, dass ihr bestehen könnet gegen die listigen Anläufe des Teufels. Wenn ihr glaubt, ich gehe euch in die Falle, habt ihr euch getäuscht.»
    «Niemand stellt Ihnen eine Falle, Herr Kägi. Wir wollen nur eine Kleinigkeit überprüfen.» Geigy machte einen Schritt auf Johannes zu und hielt ihm den Bumerang hin.
    «Geh hinweg, Satan!» Johannes wich zurück, bis er mit dem Rücken an die nackte Zimmerwand prallte. Speichel rann ihm aus dem Mundwinkel. «Ihr wollt mich wieder einsperren, ich weiss es doch.»
    «Wenn Sie nicht mit uns zusammenarbeiten, müssen wir das tatsächlich tun. Also seien Sie vernünftig. Nehmen Sie den Bumerang und werfen Sie ihn aus dem Fenster. Mehr wollen wir gar nicht von Ihnen.» Geigy sprach langsam und begütigend, als rede er mit einem Kind.
    «Das ist schon alles?»
    «Das ist alles.»
    «Und danach kann ich gehen?»
    Geigy antwortete nicht.
    «Danach kann ich gehen?», wiederholte Johannes seine Frage.
    «Danach können Sie gehen. Nicht gleich, aber bald.»
    Unold merkte auf. Überraschung zeichnete sich auf seinem Gesicht ab. Doch inzwischen kannte er Geigy gut genug, dass er den Mund hielt.
    Johannes löste sich von der Wand und stöhnte gequält. «Demütigt euch vor dem Herrn, und er wird euch erhöhen. Geben Sie her!»
    Geigy reichte Johannes das Wurfholz. Es war ungefähr siebzig Zentimeter lang, leicht gebogen, am einen Ende breiter als am anderen und nicht etwa flach wie ein Brett, sondern etwas gewölbt. Eine fein ausgearbeitete Punktmalerei der Aborigines in Braun, Gelb, Weiss, Beige und Blau zierte die Wölbung.
    Johannes strich mit dem Zeigefinger über das lackierte Holz. «Kommt der aus Australien?», fragte er beinahe ehrfürchtig.
    «Das behauptet jedenfalls mein Kollege. Angeblich handelt es sich um einen traditionellen Jagdbumerang.»
    «Und ich darf wirklich gehen, wenn ich ihn aus dem Fenster werfe?»
    «Ich gebe Ihnen mein Wort. Nicht heute, aber es wird nicht mehr lange dauern, und Sie sind wieder zu Hause bei Ihrer Schwester.»
    Unold sog scharf die Luft ein.
    Geigy schüttelte kaum merklich den

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