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Im Schatten des Schloessli

Im Schatten des Schloessli

Titel: Im Schatten des Schloessli Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Kahi
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gemeingefährlich.»
    Häuptlein lachte. Unold fiel zum ersten Mal auf, wie anziehend die Kantonspolizistin mit ihrem schwarzen Bubikopf und den ausdrucksstarken Augen war.
    «Ihr braucht euch gar nicht erst in euren Büros zu verschanzen. In schätzungsweise zehn Minuten trifft Frau Rothpletz bei uns ein.»
    «Stephan Rothpletz’ Mutter?» Geigy wirkte wenig enthusiastisch.
    «Die Ehefrau.»
    «Rothpletz war verheiratet?»
    «Mit einer Urologin. Es hat ewig gedauert, bis ich jemanden vom Zivilstandesamt erreicht habe. Behörden und Wochenende – Sie kennen das ja. Im Büro musst du es ab Freitag, siebzehn Uhr, gar nicht erst versuchen. Aber irgendwann ist jeder daheim. Es hat eben auch seine Vorteile, wenn die Leute am Sonntag nicht mehr in die Kirche gehen. Item: la voilà – Veronica Rothpletz. Hätte sie Müller geheissen, wäre es einiges schwieriger gewesen, sie zu finden. Aber Rothpletz ist nicht gerade der häufigste Name in der Schweiz, und eine Veronica Rothpletz gibt’s genau einmal: in Chur. Unter dem Privatanschluss ging keiner ran. Unter der Praxisnummer auch nicht. Eigentlich logisch am Sonntag. Aber Frau Dr. Rothpletz geht mit der Zeit: Sie hat nicht nur eine Homepage, auf der das gesamte Team inklusive E-Mail-Adressen aufgeführt ist, sondern auch eine Praxisassistentin aus dem Stamm der Digital Natives. Keine fünf Minuten, und ich hatte die Handynummer der Frau Doktor in meinem Postfach.»
    «Gute Arbeit!»
    «Ihr seid vielleicht das starke Geschlecht, aber wir sind das hartnäckige.»
    «Eine Frau, die uns zugesteht, wir seien das starke Geschlecht. Das schreit nach drei Kreuzen an der Decke», witzelte Unold.
    Häuptlein rang sich ein Lächeln ab. «Ihr seid vielleicht das starke Geschlecht, aber ganz bestimmt nicht das kluge.»
    «Na, na, na. Das hört unser Akademiker aber gar nicht gern. Wobei, wenn ich mich recht entsinne, steht er auf Frauen mit Haaren auf den Zähnen. Oder wie war das mit dieser … Arslan?» Geigy verkniff sich ein Grinsen, wurde aber gleich wieder ernst. «Wie kommt es eigentlich, dass die Rothpletz so schnell auf dem Polizeikommando ist? Immerhin sind es von Chur nach Aarau rund einhundertsiebzig Kilometer.»
    «Eine unglaubliche Odyssee, dauert bestimmt Tage», meinte Häuptlein.
    «Mit dem Auto eine Stunde fünfundvierzig, mit dem Zug zwei Stunden. Immer null fünf kommt der Interregio in Aarau an.»
    «Lernt man so was an der Uni?»
    «Nein, das gehört zur Allgemeinbildung.»
    «Sie kommt mit dem Auto», sagte Häuptlein rasch.
    «Dann hören wir mal, was die Frau Doktor zu berichten hat.» Ohne Unold weiter zu beachten, hastete Geigy aus dem Bunker.
    «Was war das denn?»
    Häuptlein zog die Hand von links nach rechts über die Kehle. «Wenn der Chef was auf den Tod nicht ausstehen kann, sind es Anspielungen auf seine Allgemeinbildung. Muss was mit seiner Herkunft zu tun haben.»
    «Oder mit Norberg», sinnierte Unold.
    «Mit Gunnar? Wie kommen Sie denn darauf?»
    «Wegen Geigys Frau.»
    «Ach, Sie meinen … Das ist ja abgefahren. Sonst vergleichen Männer doch immer nur ihre Schwänze. Ein Imponiergehabe über der Gürtellinie ist mal ganz was Neues.»
    «Geht’s noch? So simpel gestrickt und triebgesteuert sind wir nun auch wieder nicht.»
    «Ich vergass, das scheinbar zufällige Drapieren des Autoschlüssels auf der Theke, sofern er das richtige Emblem aufweist, habt ihr ja auch noch in eurem Repertoire.»
    «So ein Schwachsinn!»
    Häuptleins Augen blitzten. «Die Wahrheit ist nicht immer tiefschürfend.»
    «Imponiergehabe. Schwänze. Diese Unterhaltung ist echt unter meinem Niveau.» Unold wandte sich zum Gehen. An der Schwelle blieb er stehen. «Für manche Menschen gibt’s nur Pepsi oder Cola», schnappte er über die Schulter zurück, «nie sowohl als auch. Immer nur schwarz oder weiss. Keine Zwischentöne. Das ist das wahre Übel: diese unerbittliche Radikalität. Und dann dieses starre Schubladisieren. Nie der Hauch eines Zweifels, nie der Anflug des Gedankens, die Wahrheit könnte ausserhalb der Schubladen liegen. Im Vergleich dazu kann ich über ein bisschen Imponiergehabe dann und wann nur lachen.»
    * * *
    Unolds Gesicht war noch immer leicht gerötet vor Empörung, als er mit Geigy in den Lift stieg.
    «Alles in Ordnung?»
    «Frauen», machte Unold mürrisch.
    «Verstehe.» Geigy drückte die Schulter des Jüngeren. «Lassen Sie sich nicht kleinkriegen.»
    «Wegen vorhin …»
    «Vergessen Sie’s.»
    Unold lächelte erleichtert. In seltenem

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