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Im Schatten des Schloessli

Im Schatten des Schloessli

Titel: Im Schatten des Schloessli Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Kahi
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was du in deiner Höhle des Lasters treibst: Du vereinigst dich mit dem rothaarigen Teufel.› Oder hier.» Geigy streckte Johannes eine Postkarte entgegen, auf der links eine betörende Frau mit üppigem Busen abgebildet war und rechts ein weiblicher Rücken, eitrig und wurmzerfressen. «‹Bald nagen die Würmer der Hölle an dir, wie sie auch an dem ruchlosen Weib nagen werden, mit dem du herumhurst.› Ich bitte Sie, wir leben doch nicht mehr im Mittelalter.»
    «Unser Land wird von Advokaten des Teufels regiert. Von Menschen wie Ihnen», verächtlich spuckte Johannes vor Geigy auf die Tischplatte, «die der Hurerei, der sittenlosen Unzucht und der Vielweiberei nicht bloss tatenlos zusehen, sondern sie Tag für Tag unterstützen oder gar selbst begehen. Ihr habt euch vor dem Herrn dafür zu verantworten, dass alles hienieden in einem zweiten Sodom und Gomorra endet.»
    «Und darum haben Sie es sich zum Ziel gesetzt, Aarau zu retten und einen Einwohner nach dem andern umzubringen oder was?»
    «Will man sich nicht bekehren, so hat er sein Schwert gewetzt und seinen Bogen gespannt und zielt und hat draufgelegt tödliche Geschosse.»
    «Richtet nicht, so werdet ihr auch nicht gerichtet. Verdammet nicht, so werdet ihr nicht verdammt; vergebet, so wird euch vergeben», deklamierte Unold feierlich.
    «Was siehest du aber einen Splitter in deines Bruders Auge, und des Balkens in deinem Auge wirst du nicht gewahr», konterte Johannes, ohne sich lange zu besinnen. Dann versank er in Schweigen.

DREIZEHN
    «Warum zum Teufel hast du uns deinen Stephan nie vorgestellt?» Hans-Jakob Käser starrte mit glasigen Augen auf seine Hände.
    «Wie wenn das etwas daran ändern würde, dass er jetzt tot ist.»
    « Porca miseria , Flora hat recht. Oder meinst du, der Sauhund hätte sich ein anderes Opfer gesucht, wenn er gewusst hätte, dass wir die Freunde der Freundin sind?»
    «W-w-warum nicht? D-d-der Köbi war schliesslich mal Wrestler.»
    «Wrestler, du?»
    Hans-Jakob Käser winkte ab. «Das war in einem anderen Leben.»
    «Und wenn schon. Jetzt kann ich’s eh nicht mehr rückgängig machen. Aber wann hätte ich euch Stephan auch vorstellen sollen? Lieber hätte er sich die Zunge abgebissen, als dass er an meinem Imbiss vorbeigeschaut hätte.»
    «I-I-Idiot! … E-e-entschuldige. Das war pietätlos. A-a-aber ist doch wahr.»
    «Jetzt hört schon auf, euch zu streiten. Das mit Stephan ist … ist … ein Seich ist das.»
    Hans-Jakob Käser knallte einige Münzen auf den Tisch und schob ärgerlich seinen Stuhl zurück. «Herrgott, Kurt. ‹Ein Seich›. Ich weiss ja nicht, wie es dir geht, aber mich lässt die Tatsache nicht kalt, dass Floras Freund –»
    «Angehender Exfreund», sagte Flora leise.
    «Von mir aus ‹angehender Exfreund›… Ich geh ins Spital. Gody macht wenigstens keine dummen Witze.»
    «W-w-was ist denn dem über die Leber gekrochen?» Alain Schaad sah seinem Freund kopfschüttelnd nach.
    «Der sorgt sich um Gody, weisch.»
    «D-d-das tu ich auch. A-a-aber deshalb blaffe ich meine Freunde trotzdem nicht so an.»
    «Was wisst denn ihr schon von Köbis Sorgen.»
    «A-a-also wirklich, Kurt, w-w-was hat der schon für Sorgen?»
    « Porca miseria , jeder Mensch hat Sorgen.»
    Flora schluchzte leise auf.
    «D-d-du bist so behutsam und feinfühlig w-w-wie eine Wildsau, Vincenzo, a-a-also echt.»
    «Aber es ist doch so», sagte Vincenzo Bionda unglücklich.
    «Statt uns zu zanken, sollten wir uns gescheiter um Flora kümmern.»
    «Es geht schon.» Für einen Atemzug konnte sich Flora noch beherrschen, dann brachen die Tränen aus ihr heraus.
    Die Männer tauschten bestürzte Blicke.
    « Porca miseria , jetzt wein doch nicht.»
    «N-n-nicht doch. A-a-alles wird gut.»
    «Sind wir Freunde oder was? Das Mädel braucht unsere Hilfe.» Beherzt stand Kurt Bretscher von seinem Stuhl auf, ging zu Flora und nahm sie in seine Arme. Linkisch tätschelte er ihr den Rücken. «Schschschscht. Wir sind ja da.»
    «Genau. Wir lassen dich ganz bestimmt nicht im Stich, weisch.»
    «K-k-kannst immer auf uns zählen. B-b-bist ja so was wie unsere Tochter.»
    «Danke», schniefte Flora. Vorsichtig machte sie sich von Kurt Bretscher los und wischte mit der Hand über die verquollenen Augen. «Ich seh bestimmt schrecklich aus.»
    «U-U-Unsinn. B-b-bezaubernd wie immer.»
    Flora lächelte zaghaft. «Ist ja eh egal, wie ich aussehe oder wie’s mir geht.»
    «Was redest du denn da! Es ist doch nicht egal, wie es dir geht.» Entrüstet

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