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Im Schatten des Schloessli

Im Schatten des Schloessli

Titel: Im Schatten des Schloessli Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Kahi
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man nach dem Anreizsystem dahinter fragen.»
    «Ja und?»
    «Tun Sie es denn? Nach dem Anreizsystem fragen?»
    «Verdammt noch mal, Geigy! Worauf wollen Sie hinaus?»
    «Darauf, dass hinter den Morden an Morton und Rothpletz was anderes stecken könnte als Niedertracht und Verderbtheit. Haben Sie das einmal erkannt, ist es lange nicht mehr so abwegig, dass einer wie Sie und ich und damit auch Ihr Käser zum Mörder wird.»
    «Ich kann’s mir einfach nicht vorstellen.» Unold lehnte sich an den Kühler eines silberfarbenen Peugeots, der einen knappen Meter von Geigy entfernt auf dem Parkplatz stand. Sein Blick wanderte über die Fassade des Bankgebäudes schräg vor ihm. Die Leuchtreklame, die Weiss auf Blau den Namen der Bank verkündete, war bereits eingeschaltet, dabei dauerte es noch beinahe drei Stunden, bis die Sonne unterging. Jählings stiess er sich von der Kühlerhaube ab. «Wie war das noch mal? Gody Metzgers Mobiltelefon war zur ungefähren Tatzeit auf dem Schlossplatz, aber wir wissen nicht, wer es benützt hat? Vielleicht kann uns die weiterhelfen!» Er wies auf die Überwachungskamera, die unterhalb der linken Ecke der Leuchtreklame angebracht war und das eine Ende des Parkplatzes sowie einen Teil des Schlossplatzes im Visier hatte.
    «Ich muss Sie leider enttäuschen. Gilles hat die Kameras überprüft. Er hätte es uns gesagt, wenn was Besonderes auf den Bildern zu sehen gewesen wäre.»
    «Eben nicht! Sie hatten Desnoyer explizit aufgetragen, die Rotlichtkameras und Radarkontrollen zu checken, nicht aber die Überwachungskameras der öffentlichen Gebäude.»
    Geigy wurde blass. «Heilandsack. Und das alles wegen Gunnar, diesem Schwein.»
    «Jetzt wachen Sie endlich auf!», herrschte Unold seinen Chef an. «Sie machen es sich wirklich verflucht einfach. Norberg mag ein Schwein sein, und das mit Ihrer Frau tut mir leid. Aber das ist kein Grund, Ihre Ermittlungsfehler ihm anzulasten. Es ist nicht Norberg, der Sie mit Alkohol abfüllt.»
    «Noch ein Wort, und ich vergesse mich!»
    «Das haben Sie doch längst, Geigy», sagte Unold leise, «das haben Sie doch längst.»

NEUNZEHN
    «Kommt es mir nur so vor, oder gehen Sie mir aus dem Weg?» Flora legte das Kürbiskernbrötchen, an dem sie lustlos herumgeknabbert hatte, auf den Teller zurück. Ihre Nase hob sich spitz gegen die Schatten unter ihren Augen ab.
    «Ärger bei der Arbeit», murmelte Unold.
    «Ich wusste, es ist keine gute Idee, dass ich bei Ihnen wohne.»
    «Natürlich ist es das!»
    Flora seufzte bekümmert. «Manchmal frage ich mich, ob auch etwas Gutes an mir ist oder ob ich meinen Mitmenschen bloss Unglück bringe.»
    «Schwachsinn!»
    «Stephan tot, Sie unter Druck –»
    «Ich bin nicht unter Druck, und wenn, dann ganz bestimmt nicht Ihretwegen.»
    «Sie tun schon genug für mich, Sie müssen mich nicht auch noch schonen.»
    «Wenn ich es Ihnen doch sage!»
    «Und warum weichen Sie mir dann aus?»
    «Verdammt noch mal, ich weiche Ihnen nicht aus! Ich verstehe einfach nicht, wie Gody Metzger, Hans-Jakob Käser und Kurt Bretscher seelenruhig in Ihrem Imbiss einkehren können – nach allem, was sie getan haben.»
    «Gody? Was haben er und seine Freunde denn verbrochen?»
    Unold gab keine Antwort.
    «Was die drei getan haben, will ich wissen.»
    «Das kann ich Ihnen nicht sagen», druckste Unold herum.
    «Können Sie nicht oder wollen Sie nicht?»
    «Ich darf nicht.»
    Flora rollte kleine Kügelchen aus der Krume ihres Brötchens. Plötzlich hielt sie inne. «Mein Gott», flüsterte sie. «Es hat nicht etwa mit Ihren aktuellen Ermittlungen zu tun?»
    «Käsers Fingerabdrücke waren auf der Tatwaffe, und Metzger und Bretscher …» Unold schwieg.
    «Das kann nicht sein, Sie müssen sich irren. Köbi bringt niemanden um. Kurt, Alain, Vincenzo … Niemals!»
    «Von Schaad und Bionda hab ich auch nichts gesagt.»
    «Aber von Kurt. Und Gody. Und Köbi. Das ist nicht minder absurd.»
    «Ich glaube es selbst kaum.»
    «Warum erzählen Sie dann so einen Mist?»
    «Weil alles darauf hindeutet, dass die drei was mit den Morden an Stephan und Morton zu tun haben.»
    «Sie lügen!» Entschlossen stand Flora auf.
    «Wo wollen Sie hin?»
    «Ins Kantonsspital.»
    «Ich denke nicht, dass das eine gute Idee ist.»
    «Denken Sie, was Sie wollen. Ich muss wissen, ob Sie recht haben. Gody wird heute Abend operiert – jedenfalls hat Kurt das gesagt. Wer weiss, wie lange es geht, bis die Ärzte mich danach zu ihm lassen.»
    «Sie sind wirklich eine verdammt

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