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Im Schatten des Schloessli

Im Schatten des Schloessli

Titel: Im Schatten des Schloessli Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Kahi
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Porca miseria , Köbi, wir sind bei den ‹ AA ›!»
    «Ja und? Ist es jetzt sogar verboten, von einem Bier zu träumen? Leckt mich doch.» Grimmig wischte sich Käser mit dem Handrücken über den Mund, stand auf und ging ohne ein weiteres Wort davon.
    «In letzter Zeit habt ihr eine Laune.»
    «M-m-mach dir nichts draus, Flora. V-v-vielleicht ist der Köbi in den W-W-Wechseljahren.»
    «Mit fünfundsechzig?»
    «Der Köbi brauchte schon immer für alles etwas länger als der Durchschnitt, weisch. Und wegen dem Saft: Den übernehme ich. Der Polteri hat ja nicht mal bezahlt.»
    Flora lächelte müde. «Vergiss es. Ich lade euch ein. Und Sie auch.» Sie wandte sich Unold zu, der von seinem ursprünglichen Platz am Nebentisch auf Hans-Jakob Käsers Stuhl gewechselt hatte.
    «G-g-gute Idee, s-s-sich zu uns zu setzen», sagte Alain Schaad erfreut.
    «Sich über x Tische hinweg anzuschreien, fand ich noch nie erstrebenswert.» Unold unterstrich seine Aussage mit einer ausladenden Handbewegung.
    Es klirrte, als Hans-Jakob Käsers Glas auf der Tischplatte aufschlug. Blutrot verteilte sich das Gemisch aus gepresster Melone, Karotte und Apfel über den hellgrauen Kunststoff.
    «Acht…ung der Saft, wollte ich sagen.» Flora seufzte. «Ich weiss schon, warum ich mich noch nicht hingehockt habe. Dass ihr Männer aber auch alles so ungestüm kommentieren müsst.»
    «Sorry», machte Unold zerknirscht. «Ein Tollpatsch ist und bleibt ein Tollpatsch.»
    Kurt Bretscher, Alain Schaad und Vincenzo Bionda hatten inzwischen ihre Gläser hochgehoben, damit Flora ein Bündel Servietten über die Lache breiten konnte. Eilfertig zog Unold das umgekippte Glas zu sich hin. «Vorsicht, Ihre Hose!», rief er jäh.
    Die Männer wichen mit dem Oberkörper vom Tisch zurück, und Flora schaute irritiert auf ihre Beine.
    «Ich dachte, der Saft läuft über den Rand», entschuldigte sich Unold. Mit einer Mischung aus schlechtem Gewissen, Unglauben und nervöser Erwartung dachte er an das Glas, das er eben in seiner Umhängetasche hatte verschwinden lassen.

ACHTZEHN
    «Volltreffer!», brüllte Geigy.
    Unold hielt das Smartphone einige Zentimeter vom Ohr weg.
    «Eben ist eine Mail von Norberg reingekommen. Die Fingerabdrücke auf dem Bumerang sind identisch mit denen auf dem Glas. Vielleicht können wir uns Ihre proaktive Strategie jetzt schenken.»
    «Schreien Sie nicht so, ich bin nicht allein.»
    «Dann gehen Sie ins Nebenzimmer. Wozu haben Sie eine Zweieinhalb-Zimmer-Wohnung. Wie in Teufels Namen sind Sie auf diesen Käser gekommen?»
    Als sie Käsers Namen hörte, stellte Flora die mintgrüne Porzellantasse, aus der sie eben hatte trinken wollen, auf den Küchentisch zurück und blickte angespannt auf Unold.
    «Zufall und Intuition.» Unold senkte die Stimme und schirmte das Smartphone mit der Hand ab.
    Flora liess ihn nicht aus den Augen.
    «Mit Chris Morton hat der Kerl jedoch nichts zu tun. Das DNA -Profil aus der Speichelanalyse liegt allerdings frühestens morgen Abend vor. Und für einen Faservergleich brauchen wir erst mal Vergleichsfasern.»
    Unold überlegte kurz. «Da wäre noch was», begann er zögerlich. «Könnten Sie für nachher einen Termin mit dem Herrn Staatsanwalt arrangieren. In fünf Minuten bin ich im Büro; ich erklär Ihnen dann, worum’s geht.»
    «Allmählich frage ich mich, wer hier der Chef ist und wer der Praktikant; ich will sehen, was ich tun kann.»
    «Käser?», sagte Flora, als sich Unold von Geigy verabschiedet und das Smartphone in die Tasche zurückgesteckt hatte.
    Unold wandte unbehaglich das Gesicht ab. «Der Chef wartet.»
    «Sie meinten nicht etwa Köbi?»
    Mit einem Griff an sein Gesäss versicherte sich Unold, dass er die Brieftasche dabeihatte. «Keine Ahnung, wann ich zurückkomme. Sie haben ja einen Schlüssel. Fühlen Sie sich wie zu Hause!»
    «Aber –»
    «Sorry, ich muss wirklich.»
    Auf dem Tee hatte sich längst eine dünne Haut gebildet, und noch immer starrte Flora zur Tür, hinter der Unold verschwunden war.
    * * *
    Der Staatsanwalt strich sich über die Glatze. «Das Einzige, was Sie bisher von diesem Käser haben, sind seine Fingerabdrücke, richtig?»
    «Richtig.»
    «Auf dem Bumerang.»
    Unold nickte.
    «Einvernommen haben Sie ihn aber schon?»
    Unold sah hilfesuchend zu Geigy.
    «Ich habe Ihnen gesagt, das geht nicht so leicht», wehrte der ab.
    Der Staatsanwalt stöhnte. «Und Sie glauben allen Ernstes, das Zwangsmassnahmengericht würde Ihnen die Bewilligung erteilen, Käsers

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