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Im Schatten des Teebaums - Roman

Titel: Im Schatten des Teebaums - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran Sylvia Strasser Veronika Duenninger
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seltsamer Name. Wird das Gasthaus denn noch betrieben?«
    »Meines Wissens ist es heute ein Wohnhaus. Manchmal sehe ich im Vorüberfahren jemanden im Garten arbeiten.«
    Eliza fand, dass das Haus ein wenig verloren und bedrückend wirkte.
    Kurze Zeit später hielt der Zug in Tantanoola. Eliza war der einzige Fahrgast, der ausstieg. Obwohl sie eine ruhige Stadt erwartet hatte, war sie dennoch überrascht von der Stille, die über dem Ort lag. Der Zug war längst weitergefahren, als sie immer noch auf dem Bahnsteig stand und sich umschaute.
    Die Gleise führten von Norden nach Süden mitten durch die Stadt. Verglichen mit Mount Gambier drückte Tantanoola sich förmlich an den Boden, so eben war die Stadt. Direkt gegenüber dem Bahnhof befand sich das Railway Hotel, ein einstöckiges Gebäude. Hinter dem Bahnhof lagen Stallungen – »Gurney ’ s Stables« stand über dem Tor – und die Kolonial- und Haushaltswarenhandlung der Brüder Wiltshire. Daneben gab es eine Apotheke sowie einen Obst- und Süßwarenladen, der mit einem Schild im Schaufenster für erfrischende Getränke warb, obwohl die Luft schneidend kalt und der Sommer noch nicht in Sicht war. Hinter den Geschäften konnte man Häuserzeilen sehen, ein Schulgebäude und eine Kirche. Auf der Seite des Hotels standen ebenfalls Häuser an einigen wenigen Straßen, und ein Postamt gab es auch. Eliza fiel auf, dass die meisten Grundstücke nicht eingezäunt waren.
    Noch hundert Jahre zuvor hatte es reichlich Wasser in der Gegend gegeben, und auf dem sumpfigen Land waren hauptsächlich Teebäume und Tussock-Gras gewachsen. Obwohl das Gebiet heute weitgehend entwässert war, wie Eliza erfahren hatte, gab es immer noch zahlreiche Moore, die von Acker- und Weideland umgeben waren. Zwei Meilen weiter westlich lag der Lake Bonney, doch man konnte den See von der Stadt aus nicht sehen, weil ein Gürtel dichter Vegetation dazwischenlag, der unter anderem aus Manna-Eschen, Schwarzen Mangroven, Buchsbäumen und Geißblatt bestand. Tausend Verstecke für einen wilden Tiger, dachte Eliza schaudernd. Ob dieser Tiger der Grund dafür war, dass die Straßen menschenleer waren? Hätte sich nicht Rauch aus den meisten Schornsteinen gekräuselt, hätte man Tantanoola für eine Geisterstadt halten können.
    Eliza nahm ihren Koffer und ging zum Hotel hinüber. So früh am Morgen bin ich sicherlich der einzige Gast, überlegte sie, als sie ihren Koffer durch die Tür wuchtete. In der leeren Bar fiel ihr Blick auf eine Tafel an der Wand, auf der verzeichnet war, dass man den Tiger zweimal gesichtet hatte; außerdem war die Zahl der Tiere vermerkt, die er gerissen hatte. Die Liste mit den Verlusten wurde offenbar von Tag zu Tag länger. Während Eliza gedankenverloren die Tafel betrachtete, kam eine Frau aus dem hinteren Teil des Gebäudes. Es war Mary Corcoran. Sie hatte einen Staubwedel in der Hand.
    »Oh, guten Morgen«, sagte sie überrascht, als sie den Gast erblickte.
    Eliza trug einen dunklen Rock zu einer weißen Bluse und hatte einen schweren Mantel über die Schultern geworfen. Ihr lockiges, schulterlanges braunes Haar betonte ihren hellen Teint. Mary fielen ihre warmen braunen Augen und die rosigen Lippen auf. Sie ahnte nicht, dass sich hinter dem unschuldigen, lieblichen Äußeren eine willensstarke junge Frau verbarg.
    »Guten Morgen«, erwiderte Eliza die Begrüßung. »Mein Name ist Eliza Dickens.«
    »Ich bin Mary Corcoran. Meinem Mann und mir gehört das Hotel. Aber die Bar ist noch nicht geöffnet.«
    »Oh, das macht nichts. Sie dürften mir sowieso keinen Alkohol ausschenken, weil ich noch nicht alt genug bin. Ich würde gern ein Zimmer mieten.«
    »Ach herrje«, entfuhr es Mary. »W ir haben nur zwei, und beide sind bereits vergeben.«
    »Und für wie lange?«
    »Das kann ich nicht genau sagen.« Mary machte ein ratloses Gesicht. Vor knapp einer Woche hatte Mannie den Tiger zum ersten Mal gesehen; seitdem herrschte in der Stadt eine Nervosität, die manchmal an Hysterie grenzte.
    »Ich arbeite für die Border Watch , die Zeitung in Mount Gambier«, sagte Eliza in der Hoffnung, Mary würde sich dann hilfsbereiter zeigen. »Ich bin Reporterin und möchte über den Tiger schreiben, der hier in der Gegend gesehen wurde.«
    Mary nickte. »Das überrascht mich nicht. Diese Geschichte wirbelt ganz schön Staub auf. Dabei sind wir nicht einmal sicher, ob es sich wirklich um einen Tiger handelt.«
    »Sagen Sie jetzt bloß nicht, dass es ein streunender Hund oder etwas

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