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Im Schatten des Teebaums - Roman

Titel: Im Schatten des Teebaums - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran Sylvia Strasser Veronika Duenninger
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nett.«
    »Da bin ich froh. Ich finde, das Haus sieht irgendwie unheimlich aus, aber sagen Sie ihr das bitte nicht weiter.«
    Noah lächelte. Elizas offene Art gefiel ihm. »Keine Sorge, Miss Eliza, ich werde es für mich behalten.«
     
    Als sie das Hanging Rocks Inn erreichten, stieg Eliza vom Eselskarren und klopfte an die Tür. Während sie darauf wartete, dass jemand öffnete, schaute sie sich um. Das Gasthaus lag etwas höher als die Straße, auf der anderen Seite der Bahngleise erstreckte sich flaches Land. Schafe grasten auf grünen Weiden zwischen Bäumen. Im Sommer, wenn eine gnadenlose Sonne vom Himmel brannte, würde das saftige Grün sich jedoch in tristes Braun verwandeln. Dennoch war es ein friedliches Fleckchen Erde. Aus der Nähe betrachtet, gefiel es Eliza sehr viel besser als aus dem Zugfenster. Dieser Gedanke ging ihr gerade durch den Kopf, als die Tür geöffnet wurde.
    »Ja?«, fragte eine kühle Frauenstimme aus dem schummrigen Flur.
    Eliza fuhr herum. »Guten Morgen! Mary Corcoran schickt mich …«
    »So?« Die Frau trat aus dem Schatten. Bei ihrem Anblick konnte Eliza ihr Erstaunen nicht verbergen. Die dunklen Haare waren schulterlang und bedeckten die eine Hälfte des Gesichts. Eliza fielen besonders die wachen, intelligenten Augen auf, mit denen sie von Kopf bis Fuß gemustert wurde. »Ich bin Tilly Sheehan«, stellte die Frau sich dann vor. »W as kann ich für Sie tun?«
    »Ich bin Reporterin bei der Border Watch in Mount Gambier«, antwortete Eliza, »und ich suche eine Unterkunft für ein paar Tage.«
    »Und im Hotel ist kein Zimmer mehr frei«, stellte Tilly fest. Mary hatte es ihr gesagt, als sie sich auf dem Markt getroffen hatten.
    »Ja. Mrs. Corcoran sagte, Sie hätten schon einmal ein Zimmer an Fremde vermietet, und deshalb habe ich gehofft …«
    »… dass ich es noch einmal tue«, vollendete Tilly den Satz. Sie war nicht sehr erbaut, dass Mary das Mädchen zu ihr geschickt hatte. Den Weg hätte sie sich sparen können.
    »Hätten Sie denn ein Zimmer für mich?«, fragte Eliza.
    Abermals ließ Tilly den Blick über die Unbekannte schweifen. Sie war noch sehr jung für eine Reporterin, fand Tilly, bewunderte aber die mutige Entscheidung, nicht einen der gängigen Frauenberufe wie Krankenschwester oder Verkäuferin ergriffen zu haben. Das deutete auf eine gehörige Portion Willenskraft und Entschlossenheit hin. Doch das vermochte Tilly nicht umzustimmen. Sie wollte keine Fremden im Haus haben; sie war gern allein. »Es tut mir sehr leid, aber ich fürchte, Sie haben den weiten Weg hierher umsonst gemacht. Ich kann Ihnen nicht helfen. Ich bleibe lieber nur in Gesellschaft meiner Tiere. Vielleicht finden Sie ja woanders eine Unterkunft. Ich wünsche Ihnen viel Glück bei der Suche.« Tilly trat einen Schritt zurück und schickte sich an, die Tür zu schließen.
    »W arten Sie bitte«, rief Eliza mit wachsender Panik. »W enn ich richtig verstanden habe, gibt es in der Stadt niemanden, bei dem ich unterkommen könnte, und wenn ich kein Dach über dem Kopf habe, kann ich die Story über den Tiger von Tantanoola nicht schreiben …«
    »Das ist nun wirklich nicht mein Problem«, versetzte Tilly frostig.
    Eliza machte ein verzweifeltes Gesicht. »Ich weiß, und es tut mir leid, wenn ich Ihnen auf die Nerven gehe, aber ich stecke in einer schrecklichen Klemme. Ich kann nicht nach Mount Gambier zurück und meinem Chef sagen, aus der Story ist nichts geworden, weil ich keine Unterkunft gefunden habe. Wie würde das aussehen? Eigentlich wollte er Jimmy Connelly hierher schicken, meinen Kollegen. Jimmy würde sogar in einem Stall schlafen, wenn es sein müsste. Aber ich habe meinem Chef versprochen, dass er es nicht bereuen wird, wenn er mich statt Jimmy schickt. Bitte, geben Sie mir ein Zimmer!«, flehte sie. »Ich verspreche Ihnen, Sie werden gar nicht merken, dass ich da bin. Ich werde die meiste Zeit unterwegs sein und Farmer und Augenzeugen befragen.«
    Tilly seufzte. Die Not der jungen Frau ging ihr zu Herzen. Und wenn sie tatsächlich die meiste Zeit unterwegs war … Dennoch behagte ihr der Gedanke nicht, eine Fremde im Haus zu haben. Das letzte Mal hatte sie es als Belästigung empfunden.
    Eliza blickte Tilly mit ihren warmen braunen Augen beschwörend an.
    »Also gut, meinetwegen«, sagte Tilly seufzend. »Sie können ein paar Tage hier wohnen.« Sie brachte es nicht übers Herz, die junge Frau ihrem Schicksal zu überlassen. Obwohl Tilly die Fremde nicht kannte, war sie ihr –

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