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Im Schatten des Teebaums - Roman

Titel: Im Schatten des Teebaums - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran Sylvia Strasser Veronika Duenninger
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noch nicht geöffnet, doch Ryan Corcoran, der Wirt, würde ihm bestimmt schon etwas ausschenken.
    Ryan wischte gerade die Theke ab, als Mannie die Tür aufstieß. Der Wirt sah sofort, dass etwas nicht stimmte. Mannie war totenbleich, und seine Hände zitterten.
    »W as ist los, Mannie? Hast du ein Gespenst gesehen?« Ryan warf einen Blick aus dem Fenster. Draußen wirbelten noch immer graue Nebelschwaden über das Land.
    »V iel schlimmer!«, stieß Mannie atemlos hervor. »Mir ist der Teufel persönlich begegnet!« Er ließ sich schwer auf einen Barhocker fallen.
    »W as redest du denn da?« Ryan musterte ihn besorgt. Hatte Mannie jetzt endgültig den Verstand verloren? Er bemerkte die Schmutzspuren auf Mannies Jacke und an einem Ärmel.
    »Da draußen treibt sich eine … wilde Bestie herum«, stammelte Mannie und gab dem Wirt mit einer Handbewegung zu verstehen, dass er einen Doppelten brauchte.
    »Eine wilde Bestie?« Ryan runzelte die Stirn. Er stellte ein Glas vor Mannie hin, griff nach der Whiskeyflasche und schenkte ein. Er konnte sich nicht erinnern, Mannie jemals so durcheinander erlebt zu haben. Der Fallensteller war als hart gesottener Bursche bekannt, den so schnell nichts umhauen konnte, aber jetzt schien er völlig am Ende.
    Mannie nickte. »So was hab ich noch nie gesehen! Der Kopf war mindestens doppelt so groß wie der von ’ nem Hund, sag ich dir, und dann dieses grauenhafte Knurren …« Er schauderte. »Meine Haare sind vor Schreck bestimmt schlohweiß geworden.« Er zog seinen Wollhut vom Kopf und warf ihn auf die Theke.
    Ryan streifte Mannies Haare mit einem flüchtigen Blick. Sie waren karottenrot wie eh und je, doch ihm fiel auf, dass Mannie trotz der Kälte der Schweiß auf der Stirn stand. Ob er krank war und Fieberfantasien hatte? »Sag mal, Mannie, geht’s dir auch gut? Du bist doch nicht krank?«
    »Unsinn!«, brauste Mannie ärgerlich auf. »Ich bin weder krank noch verrückt. Da draußen streift ein gefährliches Untier herum, sag ich dir … ein Raubtier, wie ich noch nie im Leben eins gesehen habe!« Er leerte sein Glas auf einen Zug. »Ich wollte meine Fallen auf Jock Milligans Land kontrollieren. Auf dem Weg dahin hab ich ein blutiges, zerrissenes Schaffell entdeckt. Und dann sah ich die Kreatur …«
    »W as du nicht sagst«, bemerkte Ryan beiläufig. Er kannte Mannies Temperament. Es passte zu seinen roten Haaren. »Kann es nicht ein streunender Hund gewesen sein?«
    »Niemals!« Mannie schüttelte entschieden den Kopf, griff nach der Whiskeyflasche und schenkte sich erneut ein. »Mit einem anderen Hund würde mein Rastus es mühelos aufnehmen, aber dieses Scheusal, was immer es gewesen ist, hat ihm einen solchen Schreck eingejagt, dass er wie ein Wilder davonrannte. Ich kann von Glück sagen, dass ich noch am Leben bin. Hätte das Ungeheuer nicht ein ausgewachsenes Schaf im Maul gehabt, hätte es mich vermutlich zum Frühstück verspeist.«
    »Ein ausgewachsenes Schaf?«, wiederholte Ryan ungläubig. Jetzt übertrieb Mannie aber doch ein wenig. »Mary!«, rief er. Er war gespannt, was seine Frau von dieser Räubergeschichte hielt.
    Mary Corcoran kam aus der Küche. Sie hatte sich ein Tuch um den Kopf geschlungen und hielt einen Mopp in der Hand. Als sie Mannie an der Theke sitzen sah, machte sie ein ärgerliches Gesicht. »Du weißt doch, dass du noch nichts ausschenken darfst, Ryan Corcoran!«, schalt sie ihren Mann. »Das könnte uns die Schankkonzession kosten!«
    »Reg dich nicht auf, Frau. Mannie braucht den Drink aus gesundheitlichen Gründen. Er hat nämlich einen furchtbaren Schock erlitten.« Ryan erzählte ihr, was geschehen war.
    Mary musterte Mannie aufmerksam. Er schien wirklich völlig außer sich zu sein. Mary dachte über Mannies Beschreibung des wilden Tieres nach. »Ob der Tiger zurückgekehrt ist?«, sagte sie dann bedächtig. »Er ist seit Jahren nicht mehr gesehen worden, aber wer weiß?«
    »Meinst du wirklich?« Ryan blickte sie zweifelnd an. »Kann ich mir eigentlich nicht vorstellen.«
    »Dann stimmt es also, dass sich mal ein Tiger hier in der Gegend rumgetrieben hat?« Mannie hatte in der Bar immer wieder Geschichten darüber gehört, sie aber nie ernst genommen, sondern für Hirngespinste der Einheimischen gehalten.
    »Natürlich stimmt das!«, erwiderte Mary entrüstet. Dann fiel ihr ein, dass Mannie ja erst vor ein paar Jahren in die Gegend gezogen war, während ihre Familie schon lange Zeit in Tantanoola lebte, seit Gründung der Stadt. Marys

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