Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Im Schatten des Teebaums - Roman

Titel: Im Schatten des Teebaums - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran Sylvia Strasser Veronika Duenninger
Vom Netzwerk:
Unfall erlitt und sich mehr oder weniger vor der Welt verkroch, hatte Henrietta ihre Zeit damit verbracht, Richard zu trösten. Niemand hatte damit gerechnet, dass sie ihn später heiraten würde, schon gar nicht Clive, der einen regelrechten Schock erlitt, als Henrietta genau das tat. Clive hielt es für einen schweren Fehler. Wie alle anderen wusste auch er, dass Richard jahrelang in Matilda verliebt gewesen war, und er war überzeugt gewesen, dass diese Ehe niemals halten würde. Aber dann wurde Eliza geboren.
    Anstatt nun von Henrietta Abstand zu nehmen, wie er es hätte tun sollen, suchte Clive erst recht ihre Nähe. Er hatte immer ein teilnahmsvolles Ohr und eine Schulter zum Anlehnen für sie, wenn ihr Leben nicht nach Plan verlief. Allmählich kamen sie sich näher und begannen eine Affäre. Dann wurde Henrietta mit Katie schwanger. Clive wollte gern glauben, dass Katie sein Kind war, doch Henrietta stritt das ab. Sie bestand darauf, dass sie Richards Tochter war. Henrietta blieb gar keine andere Wahl; sie wusste, dass Clive andernfalls von ihr verlangen würde, Richard zu verlassen, und das wollte sie nicht.
    Jetzt, als sie in Clives haselnussbraune Augen blickte, wusste Henrietta, dass er darauf wartete, von ihr zu hören, sie hätte sich endlich entschlossen, Richard zu verlassen. Doch Henrietta brachte die Worte nicht über die Lippen. Noch nicht. Irgendetwas hielt sie zurück. Es hätte Sturheit sein können, aber vermutlich war es eher Stolz: Ehe sie Richard verließ, wollte sie von ihm hören, dass er sie ebenso sehr liebte, wie er ihre Schwester geliebt hatte. Erst dann konnte sie ihn verlassen. Andernfalls würde sie immer das Gefühl haben, gescheitert zu sein, während Matilda letztendlich gesiegt hatte.
     
    Nachdem sie gut eine Stunde bei Sarah Hargraves verbracht hatte, machte Eliza sich auf die Suche nach Noah. Sie hatte Harolds Bücher durchgesehen und war auf etwas schier Unglaubliches gestoßen. Nachdem sie es mit Sarah besprochen hatte, waren beide Frauen zu dem Schluss gekommen, dass es am besten sei, mit Noah darüber zu sprechen, doch Sarah hatte Eliza nahegelegt, behutsam mit dem Aborigine umzugehen.
    »Noah ist sehr misstrauisch, und das aus gutem Grund«, sagte Sarah. »Er bleibt gern für sich, da er nicht weiß, wem er vertrauen kann. Er ist ein gebranntes Kind; er hat geglaubt, Freunde gefunden zu haben und akzeptiert zu sein, nur um später festzustellen, dass er sich schrecklich geirrt hatte.«
    Eliza verabschiedete sich von Sarah, ging die Gasse hinter dem Hotel hinunter und sah Noah auf der Stallkoppel des Hotels, wo er Pferdemist schaufelte.
    »Hallo, Noah«, rief sie. »Ich wusste gar nicht, dass Sie für die Corcorans arbeiten.«
    »Ich darf meinen Esel kostenlos in einem von Mr. Corcorans Ställen unterbringen, wenn ich sie dafür regelmäßig ausmiste«, erklärte Noah.
    Eliza fand, dass er sich immer noch bedrückt anhörte. »Sie haben sicher viel zu tun, aber wenn Sie ein paar Minuten erübrigen könnten, würde ich gern einige Ihrer Gemälde sehen, ehe ich zum Hanging Rocks Inn zurückkehre.«
    »Ich rieche nicht besonders gut«, erwiderte Noah, auf seinen mit Pferdemist bespritzten Overall zeigend.
    »Das macht nichts. Ich lebe auf einer Pferdefarm und bin den Geruch von Pferdemist gewohnt.«
    Noah ließ die Schaufel fallen und führte Eliza zu seiner kleinen, aus zwei Räumen bestehenden Holzhütte, die auf einem überwucherten Stück Land stand. Als er sie in die Hütte führte, war sie erstaunt, wie schlicht das Innere war. Ein Raum enthielt eine winzige Kochnische, ein Einzelbett mit Eisengestell und einen uralten Sessel. Der andere diente als Atelier, die Dielenbretter waren voller Farbflecken. Hier standen drei Staffeleien, die Noah selbst aus Holz gefertigt hatte. Auf einer der Staffeleien stand ein fertiges Gemälde; auf den beiden anderen sah Eliza Leinwände mit noch unfertigen Arbeiten. Dann war da noch ein alter Tisch mit Farbpaletten, Lappen, Terpentingläsern und unzähligen alten Farbpinseln in unterschiedlichen Größen. Vor dem Fenster hing kein Vorhang, sodass das Sonnenlicht ins Zimmer fluten konnte. Das bot Noah zwar hervorragendes Licht zum Arbeiten, doch Eliza fragte sich, ob es an einem Sommertag nicht drückend heiß in der Hütte war. An den Wänden hingen mehrere Gemälde, und etliche Leinwände standen auf dem Boden gegen die Wand gelehnt. Auch Henrietta malte gern, sodass für Eliza, als sie Noahs Arbeitgeräte mit denen ihrer Mutter

Weitere Kostenlose Bücher