Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Im Schatten des Teebaums - Roman

Titel: Im Schatten des Teebaums - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran Sylvia Strasser Veronika Duenninger
Vom Netzwerk:
sagen, Noah. Ich verspreche, ich werde keiner Menschenseele etwas davon erzählen.«
    »Aber Sie schreiben für eine Zeitung«, sagte Noah. »Sie wollen über das Tier berichten.«
    »Dieses Tier ist nicht der Tiger, hinter dem alle her sind, Noah.«
    »Das spielt keine Rolle. Wenn jemand herausfindet, dass wir das Tier gesehen und es nicht gemeldet haben, bekommen wir großen Ärger«, sagte er. »Niemand darf davon erfahren!«
    »Da gebe ich Ihnen recht. Aber wenn Brodie Chandler das Tier letzte Nacht angeschossen hat, brauchen wir keine Angst mehr zu haben, Ärger zu bekommen, weil das Tier vielleicht stirbt.«
    »Ich glaube nicht, dass ein Tiger oder ein Wolf die vielen Schafe hier in der Gegend reißt«, sagte Noah. »Ein einzelnes Tier könnte das gar nicht.«
    »Das glaube ich auch nicht, zumal das Tier, das ich gesehen habe, sehr mager war. Es hätte gar nicht die Kraft, jede Nacht ein halbes Dutzend Schafe zu reißen.«
    »Es ist ein scheues Tier«, sagte Noah. »Darum hat es sich so lange nicht blicken lassen.«
    »Es ist schwer zu glauben, dass gleich zwei wilde Tiere in dieser Gegend umherstreifen«, meinte Eliza.
    »Aber es gibt sie beide«, sagte Noah. »Ich habe einen Beweis für den Tiger gesehen, und ich habe auch den Wolf gesehen.« Noah hob das Kissen aus seinem Sessel und nahm den Holzrahmen hoch, in den es eingepasst war. Er zog ein kleines Gemälde darunter hervor und reichte es Eliza. »Ist dies hier das Tier, das Sie gesehen haben?«, fragte er.
    Eliza stockte der Atem. »Ja, das ist es!« Es war ein genaues Abbild. »W ann haben Sie das gemalt?«
    »Letzten Sommer. Damals wurden ein paar kleinere Tiere als getötet oder vermisst gemeldet, ein paar Hennen und Hauskaninchen von Kindern. Ich habe auch die Überreste von Enten in der Nähe des Sees gesehen. Aber dann war das Tier plötzlich fort. Es kann unmöglich all die Schafe getötet haben, die verschwunden sind. Nicht einmal der Tiger würde so viele Schafe reißen. Es muss eine andere Erklärung geben.« Noah legte die Stirn in Falten.
    »Und welche? Haben Sie eine Ahnung?«, fragte Eliza, der nicht entging, wie unbehaglich Noah sich fühlte.
    »Ein Schafdieb vielleicht. Ich will damit nicht sagen, dass ein Tiger nicht ein paar Tiere gerissen haben könnte. Aber irgendjemand könnte sich genau das zunutze machen und die Schafe stehlen, weil er weiß, dass man es dem Tiger anhängt.«
    Eliza blickte Noah offenen Mundes an. Daran hatte sie noch gar nicht gedacht, aber Noah konnte recht haben. Jemand könnte die Situation ausnutzen.
    Eliza schaute wieder auf das Gemälde. »Ich habe dieses Tier gestern mit Brot gefüttert«, sagte sie. »Es hat es verschlungen, als hätte es seit Tagen nichts mehr gefressen. Ich würde ja gern glauben, dass es nicht dasselbe Tier ist, das Mr. Chandler angeschossen hat, aber dass zur selben Zeit ein Tiger beim Hanging Rocks Inn gewesen sein soll, wäre ein unglaublicher Zufall. Ich glaube, es war der Wolf, der verwundet wurde. Ich werde später nach ihm suchen.«
    In Noahs Augen spiegelte sich Entsetzen. »Das dürfen Sie nicht, Eliza! Das ist gefährlich!«
    »Ich werde vorsichtig sein, Noah.«
    Noah nahm ihr das Gemälde aus der Hand und legte es zurück in sein Versteck. »Niemand darf wissen, dass wir den Wolf gesehen haben«, sagte er. »Ihnen wird vielleicht nichts passieren, aber mich würden die Männer in der Stadt hängen. Sie glauben, ich hätte die Schafe gestohlen! Ich traue mich nicht einmal mehr, mir Fleisch zu kaufen, damit niemand mich dieser Tat beschuldigen kann.«
    »Das tut mir leid, Noah. Ich habe gesehen, wie die Männer in der Stadt Sie behandelt haben, als Sie gestern am Hotel vorbeigekommen sind. Das ist ein himmelschreiendes Unrecht.« Eliza dachte an Noahs Vater. Sie wusste, dass Noah in Lebensgefahr schwebte, falls die Leute in der Stadt erfuhren, dass er der Sohn von Barry Hall war. »Ich verspreche, ich werde niemandem in Tantanoola von Ihrem Gemälde oder dem Wolf erzählen, und ich werde auch nicht darüber schreiben.«

16
     
     

     
     
     
     
     
    Als Eliza aus der Stadt zum Hanging Rocks Inn zurückkam, sah sie Brodie, der vor dem Hühnergehege auf und ab ging, die Stirn nachdenklich in Falten gelegt. Er sah müde aus; vermutlich war er fast die ganze Nacht auf den Beinen gewesen. Eliza erkannte rasch, dass er nach den Spuren des Tieres suchte, das er angeschossen hatte. Sie verspürte Gewissensbisse, weil sie die Spuren verwischt hatte, und verschwand rasch ins

Weitere Kostenlose Bücher