Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Im Schatten des Teebaums - Roman

Titel: Im Schatten des Teebaums - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran Sylvia Strasser Veronika Duenninger
Vom Netzwerk:
noch nicht zurück?«
    »Nein, und Katie ist … sie ist …«
    »Sie ist was, mein Mädchen?«
    »Sie ist ebenfalls in Tantanoola.«
    »W as tut sie denn da?«, fragte Clive. Er wusste, wie sehr Henrietta sich darüber aufgeregt hatte, dass Eliza in dieser kleinen Stadt war, doch den Grund dafür wusste er nicht.
    In Henriettas Augen war es die reinste Ironie, dass Clive besorgt war, während Richard gelassen blieb. »Katie hatte einen kleinen Streit mit Thomas und wollte für ein paar Tage wegfahren«, sagte sie.
    »Es wundert mich, dass du ihr erlaubt hast, nach Tantanoola zu fahren«, sagte Clive. Es war keine Kritik, nur eine Feststellung. Clive wusste, dass Henrietta und Matilda sich nicht gut verstanden. Er wusste fast alles über Henrietta. Fast.
    »Ich habe es ihr nicht erlaubt, aber sie ist trotzdem gefahren. Als ich am Samstagmorgen in ihr Zimmer ging, um sie zu wecken, war sie nicht in ihrem Bett. Ich wusste sofort, dass sie nach Tantanoola gefahren war.«
    Clive stockte der Atem. Henrietta erzählte ihm so viel über ihre beiden Mädchen, dass er sie inzwischen gut zu kennen glaubte; daher wusste er, dass es Katie gar nicht ähnlich sah, so eigenmächtig zu handeln.
    »W as hat Richard denn in der Sache unternommen?« Clive stellte diese Frage, ohne die Kritik an Richard zu verhehlen. Vermutlich war Clive der einzige Mann in Mount Gambier, der Richard nicht leiden konnte. Sie waren völlig unterschiedlich. Clive war ein Mann, der den Stier bei den Hörnern packte. Im Geschäftsleben hatte er keine Hemmungen, offen zu sagen, was er dachte, und er war unnachgiebig, wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hatte. Richard hingegen ließ gern seinen Charme spielen, um sich seinen Weg zum Erfolg zu ebnen. Er hatte nie jemandem auf die Füße treten müssen, um zu erreichen, was er wollte. Deshalb war Richard sehr beliebt; alle versuchten, es ihm recht zu machen.
    »Richard hat gar nichts unternommen«, beklagte Henrietta sich nun. »Er sagte, Katie käme bestimmt irgendwann von selbst zurück. Aber heute Morgen haben wir eine Nachricht von ihr erhalten, dass sie noch ein paar Tage länger bleibt. Wenn Richard den Mädchen doch nur die Stirn bieten könnte! Aber das tut er nie. Immer setzen sie bei ihm ihren Willen durch. Alles, was ich sage, wird in den Wind geschlagen.«
    Clive, der Ende vierzig war und nie geheiratet hatte, stand auf und ging in seinem Büro auf und ab. Ihm gehörten die Auktionshöfe, mehrere Immobilien in der näheren Umgebung sowie ein Besitz in der Kimberly-Region. Er war ein wohlhabender Mann, doch das wahre Objekt seiner Begierde, Henrietta Dale, hatte er nie erlangen können. So dachte er von ihr – als einer Dale. Er hatte sich nie damit abgefunden, dass sie nun Henrietta Dickens war.
    »Hör zu«, begann er geduldig, »deine Töchter sind jetzt junge Damen, und sie werden bald aus dem Nest flüchten. Es ist an der Zeit, dass du dich und dein eigenes Glück an die oberste Stelle setzt. Es ist an der Zeit, dass wir eine Entscheidung über unsere Zukunft treffen. Du weißt, was ich für dich empfinde, was ich immer empfunden habe. Auch wenn ich hoffentlich noch ein paar schöne Jahre vor mir habe, bin ich doch kein junger Mann mehr, und ich will mit dir nach Montrose Park gehen, bevor ich zu alt bin, um es zu genießen.«
    Clive hatte Henrietta alles über Montrose Park erzählt, ­einen Ort, den er scherzhaft »meine kleine Farm in den Kimberlys« nannte. Es war eine Farm mit zweitausend Morgen Land, auf dem er durchschnittlich viertausend Stück Vieh hielt. Dank der ergiebigen Regenfälle und dem üppigen Viehfutter waren die Kimberlys der ideale Ort, um Vieh für die Märkte im Süden zu züchten, und für Clive war es stets ein sehr einträgliches Geschäft gewesen. Um das Grundstück kümmerte sich ein Verwalter, Ben Davies, ein sehr tüchtiger Mann, doch Clive sehnte sich schon seit Jahren danach, in den Kimberlys zu leben und alles selbst in die Hand zu nehmen. Er hatte geduldig auf den Tag gewartet, an dem er Henrietta dorthin entführen könnte. Sie hatte ihm ein paar Jahre zuvor versprochen, dass sie eines Tages, wenn ihre Mädchen erwachsen und verlobt oder verheiratet waren, Richard und den Süden Australiens verlassen würde.
    Clive war ein geduldiger Mann gewesen. Er hatte sich zwanzig Jahre zuvor in Henrietta verliebt. Damals hatte sie, wie fast alle Mädchen in Mount Gambier, nur Augen für Richard gehabt, den Freund ihrer Schwester Matilda. Als Matilda den schrecklichen

Weitere Kostenlose Bücher