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Im Schatten des Teebaums - Roman

Titel: Im Schatten des Teebaums - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran Sylvia Strasser Veronika Duenninger
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von einem Hund. Wenn es der Tiger war, der vor Jahren aus einem Zirkus ausgebrochen ist, wird er jetzt nicht mehr in dieser Gegend sein, so viel ist sicher.«
    »Aber irgendein Tier tötet Schafe hier in der Gegend. Wenn es kein Tiger ist, was ist es dann?«
    »V ermutlich sind es Zigeuner.«
    »Zigeuner? Ich habe hier noch keine Zigeuner gesehen«, sagte Eliza.
    »Sie sind aber hier in der Gegend. Sie würden sie vielleicht nicht als die typischen Wohnwagenzigeuner erkennen, ich aber schon.«
    »W as ist mit Jock Milligan und Mannie Boyd? Sie wollen den Tiger ebenfalls gesehen haben.«
    » Das wird wohl ein Hund gewesen sein«, sagte Sarah abfällig.
    Eliza senkte die Stimme. »In der Nähe vom Hanging Rocks Inn habe ich ein seltsames Tier herumschleichen sehen, aber ich weiß nicht, was es ist. Ich habe noch keiner Menschenseele etwas davon gesagt. Erzählen Sie es bitte nicht weiter, Sarah.«
    »Das verspreche ich.« Sarahs Neugier war geweckt. »W ie sah es denn aus?«
    »Es war groß, mit langen Beinen und schlankem Leib, und hatte ein helles Fell. Es hat zwar bedrohlich geknurrt, aber ich glaube, es war eher verängstigt, und vor allem sehr hungrig. Ich habe ihm etwas altbackenes Brot hingeworfen, und das hat es gefressen.«
    »Das klingt nach dem Tier, das Noah einmal gemalt hat«, sagte Sarah.
    Sie nahm Elizas Arm, und die Frauen verließen den Friedhof. Sie schlugen den Weg zurück zur Stadt ein.
    »Noah hat ein Gemälde von dem Tier?«, fragte Eliza aufgeregt.
    »Ja.«
    »Glauben Sie, er würde es mir zeigen?«
    »Ich bezweifle, dass er das Gemälde noch besitzt. Wahrscheinlich bin ich die Einzige, die es je zu Gesicht bekommen hat.«
    Eliza war enttäuscht. »Hat er das Bild an eine Galerie verkauft?«
    »Nein«, sagte Sarah. »Soviel ich weiß, wollte er es vernichten. Noah dachte, es könnte das Tier sein, das die Leute in der Stadt für den Tiger halten. Er hat niemandem davon erzählt, deshalb hatte er Angst, er würde Ärger bekommen.«
    »Der arme Noah«, sagte Eliza. Sie beschloss, mit ihm über das Tier zu reden, das sie am Hanging Rocks Inn gesehen hatte, und herauszufinden, ob es dasselbe Lebewesen war. »Ich bin mir ziemlich sicher, dass das Tier, das ich gesehen habe, nicht in Australien heimisch ist, Sarah. Aber ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, woher es gekommen sein könnte.«
    »V on einem Schiff natürlich«, sagte Sarah, ohne im Geringsten zu zögern.
    Auf den Gedanken war Eliza gar nicht gekommen.
    »Sollten Sie nicht für Ihre Zeitung einen Artikel über dieses Tier schreiben?«, fragte Sarah.
    »Ja. Aber erst, wenn ich herausgefunden habe, was genau es ist und woher es stammen könnte.«
    »Ich habe zu Hause immer noch Harolds Bücher über Schiffbrüche. Sie können sie gern durchsehen. In einigen davon stehen Listen der jeweiligen Fracht, darunter Vieh und wilde Tiere, aber auch Schätze. Wenn ein Schiff vor der Küste Schiffbruch erleidet, muss die Fracht irgendwo angespült werden. Hier vor der Küste hat es etliche Schiffbrüche gegeben, darunter zwei russische Schiffe im letzten Jahr.«
    »Stimmt.« Eliza nickte. George Kennedy hatte einen Artikel darüber geschrieben. »Ich muss mehr über die Schiffbrüche herausfinden. Ich werde meinen Chef verständigen. Er kann Informationen dieser Art beschaffen … oder ich fahre für einen Tag nach Mount Gambier zurück.«
    Sarah warf einen Blick über die Schulter, als der Friedhof allmählich hinter ihnen verschwand. »W enn Harold noch leben würde, dann würde er Ihnen helfen. Für solche Dinge konnte er sich begeistern.«
    »W ie lange waren Sie verheiratet?«, fragte Eliza.
    »Zweiundsechzig Jahre, und es gab keinen Tag, an dem wir nicht wegen irgendetwas unterschiedlicher Meinung waren.«
    »T ut mir leid, dass Sie nicht glücklich gewesen sind, Sarah«, murmelte Eliza.
    »Oh, wir waren sehr glücklich! Wir waren bloß nie einer Meinung.«
    »W arum haben Sie denn dann geheiratet? Wenn man immer unterschiedlicher Meinung ist, kann es doch nicht gut gehen.«
    »O doch. Wir haben uns geliebt, und nur darauf kommt es an. Man muss nicht immer einer Meinung sein, um sich zu verlieben. Manchmal passiert es einfach, und man ist machtlos dagegen.« Sarah lächelte. »W ir haben uns kennen gelernt, als wir noch sehr jung waren. Ich war Lehrerin und gerade erst an meine erste Schule berufen worden, an der Harold Schulleiter war. Wie Sie sich vielleicht denken können, war er ein paar Jahre älter als ich. Vom ersten Tag an

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