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Im Schatten des Teebaums - Roman

Titel: Im Schatten des Teebaums - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran Sylvia Strasser Veronika Duenninger
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Haus.
    Katie saß mit mürrischem Gesicht am Küchentisch.
    »W arum hast du mir nicht gesagt, dass du in die Stadt gehst? Ich hätte dich gern begleitet«, brummte sie.
    »W enn du gehofft hast, Alistair McBride wiederzusehen, wärst du sowieso umsonst mitgekommen«, sagte Eliza.
    »W arum?«
    »Er ist zurück nach Millicent gefahren.«
    »W oher weißt du das?«, fragte Katie.
    »Ich bin Mary Corcoran über den Weg gelaufen, und sie hat mir gesagt, dass er gestern am Spätnachmittag abgereist ist«, sagte Eliza. Sie hatte nicht die Absicht zu erwähnen, dass er angeblich wiederkommen würde.
    Katie sah Eliza misstrauisch an.
    In diesem Moment kam Brodie zur Hintertür herein.
    »Haben Sie beim Hühnergehege Tierspuren verwischt, Eliza?«, fragte er unvermittelt.
    »Nein«, schwindelte sie. »Ich wusste nicht einmal, dass Sie ein Tier angeschossen hatten, bis meine Tante es erwähnte.«
    »Das stimmt«, sagte Tilly, die hinter Brodie zur Tür hereinkam. »Ich habe Eliza heute Morgen davon erzählt. Sie hatte die Gewehrschüsse gar nicht gehört.«
    »Dann hätten dort draußen aber Spuren sein müssen«, sagte Brodie. »Und da sind keine.«
    »Das kann ich auch nicht ändern«, sagte Eliza gereizt.
    »W enn es keine Spuren gibt, denen ich folgen kann, weiß ich nicht, in welcher Richtung ich suchen soll«, sagte Brodie. »Also muss ich in die Stadt und mich erkundigen, ob ein Farmer irgendetwas gemeldet hat.«
    »Hätten Sie etwas dagegen, wenn ich Sie begleite?«, fragte Katie.
    Brodie blickte sie verwundert an. »W ozu denn?«
    »Ich würde mich gern in den Geschäften umsehen«, erwiderte Katie und stand vom Tisch auf. »Darf ich Nell nehmen, Tante?«
    »Ja, sicher.« Tilly warf einen Blick auf Eliza. »Du brauchst sie doch nicht, oder?«
    »Nein, ich … ich muss mir ein paar Notizen machen.« Eliza wusste, dass Katie ihr nicht glaubte, was sie über Alistair gesagt hatte, aber wenn sie erst mit eigenen Augen gesehen hatte, dass er nicht mehr in der Stadt war, würde sie vielleicht beschließen, nach Hause zu fahren und sich mit Thomas zu versöhnen. Eliza hoffte das sehr. Vor allem hoffte sie, dass Alistair nicht wiederkam, aber das war vielleicht zu viel verlangt. Sie hätte Katie gern gebeten, ihr eine Ausgabe der South Eastern Times mitzubringen, um zu sehen, was Alistair geschrieben hatte, aber sie wollte es nicht riskieren, Katies Interesse an ihm von Neuem zu schüren. Eliza war nur froh, dass Brodie und ihre Schwester aus dem Weg waren, sodass sie in Ruhe nach dem Wolf suchen konnte.
     
    Nachdem Katie und Brodie aufgebrochen waren, überlegte Eliza, wie sie für einige Zeit verschwinden und die Höhlen durchsuchen könnte, ohne die Aufmerksamkeit ihrer Tante auf sich zu lenken. Sie war sicher, dass das Tier, das sie gesehen hatte, in die Höhlen gelaufen war, falls Brodie es tatsächlich angeschossen hatte. Die Spuren, die sie in der Nähe der Höhlen gesehen hatte, waren ein Hinweis.
    Elizas Problem löste sich von allein, als Tilly ihr sagte, sie würde zu Barney gehen und ihm Gemüse bringen. »Er kümmert sich kaum um seinen Garten, deshalb wächst dort nicht viel«, sagte Tilly, als sie in ihre Jacke schlüpfte und einen Hut aufsetzte.
    »Das ist eine gute Idee, Tante. Bleib ruhig ein bisschen länger, und trink eine Tasse Tee mit ihm«, schlug Eliza vor. »Barney ist bestimmt einsam und freut sich über deine Gesellschaft.«
    Tilly lachte. »Du versuchst doch wohl nicht, mich zu verkuppeln? Barney ist ein netter Mann, und auch wenn er einmal Hoffnungen in dieser Richtung gehegt hat, könnte ich nie mehr als Freundschaft für ihn empfinden.« Sie hielt kurz inne. »W illst du nicht mitkommen, Eliza?«
    »Ich kann nicht. Ich … ich muss einen Artikel für Mr. Kennedy schreiben. Er sagte, er würde am Wochenende vielleicht wiederkommen, und dann soll ich etwas fertig haben.«
    Tillys Miene hellte sich auf, als sie hörte, dass George wiederkam. »Na schön, dann werde ich auf eine Tasse Tee bei Barney bleiben und dir ein bisschen Zeit für dich allein lassen. Sheba nehme ich mit, dann hast du deine Ruhe.«
    Eliza wartete, bis Tilly verschwunden war; dann nahm sie sich eine Laterne von der Veranda hinter dem Haus, holte etwas altbackenes Brot aus der Vorratskammer und machte sich auf den Weg zu den Höhlen.
    Erst als sie den Eingang erreichte, fragte sie sich, ob sie einen Fehler beging. Ein in die Enge getriebener, verwundeter Wolf war vielleicht noch gefährlicher, als ein Wolf ohnehin war.

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