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Im Schatten des Verraeters

Im Schatten des Verraeters

Titel: Im Schatten des Verraeters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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standen in
kleinen Gruppen herum. Alexias lehnte an einer Säule, eine Zigarre
zwischen den Zähnen. Der kleine Nikoli mit dem zernarbten Gesicht
stand neben ihm.
      Es war Nikoli, der Lomax zuerst sah.
Er zupfte am Ärme l des großen Mannes und deutete mit dem
Finger. Alexias sagte schnell irgend etwas, und alle Köpfe wandten
sich Lomax zu.

      Die Hälfte der Umstehenden waren
junge Herumtreiber in buntkarierten Hemden, das Haar über den
Kragen sorgfältig gelockt. Es waren die Typen, die man in jedem
Land der Welt findet. Niederträchtige, bösartige junge
Bestien, die darauf aus waren, Scherereien zu machen.

    Einer von ihnen wandte sich um und machte eine
Bemerkung; alle lachten, und dann sah Lomax Dimitri hinter den anderen
stehen. Er lehnte gegen ein Ankerspill, eine Zigarette glomm zwischen
seinen Lippen, während er mit seinem Springmesser an einem
Stück Holz herumschnitzte.

      Als Lomax sich näherte, teilte
sich die Menge, und er blieb in einem Meter Entfernung vor Dimitri
stehen. Der BouzoukiSpieler summte fast lautlos vor sich hin.
    Er unterzog sich nicht einmal der Mühe, den Kopf zu heben.
      Alexias trat vor, Nikoli neben sich.
»Das ist nicht der richtige Zeitpunkt, um Ärger zu machen,
Lomax. Das Schiff fährt in fünf Minuten ab.«

      Lomax wandte sich ihm sehr langsam zu
und sah ihn verächtlich an. »Wenn ich was von Ihnen
hören möchte, werde ich es Sie wissen lassen. Früher
waren Sie einmal ein Mann, aber jetzt...«
      Als er sich abwandte, griff Dimitri
zum Pflaster hinab, um ein neues Stück Holz aufzuheben, und Lomax
stieß es mit dem Fuß weg.
      Dimitri hob langsam den Kopf. Seine
Augen waren sehr glänzend, die Pupillen wie Stecknadelköpfe.
Noch immer summte er vor sich hin, aber an der einen Kinnseite zuckte
ein Muskel.
      »Bei Kindern und Hunden bist du
wirklich ein Mann«, sagte Lomax deutlich, so daß alle es
hören konnten. »Wie wäre es, wenn du es mal mit jemand
versuchen würdest, der ungefähr deine eigene Kragenweite
hat?«

      Im einen Augenblick lehnte der
Bouzouki-Spieler noch am Ankerspill, im nächsten fuhr er nach
vorne, das nach oben schießende Messer blitzte in der Sonne wie
geschmolzenes Silber.
    Lomax hätte ihm mit Leichtigkeit den Arm
brechen können. Statt dessen machte er eine Drehung und schlug mit
der Handkante zu. Dimitri schrie auf, ließ das Messer fallen, und
Lomax stieß es über den Rand des Piers ins Wasser.
      Er fühlte sich völlig
gelassen und ohne Furcht. Es war ganz so, als sei der andere,
jüngere Mann, nach dem er hier suchte, zurückgekehrt. Der
junge Mann, der auf solche Methoden so lange trainiert worden war, bis
die Gegenmaßnahmen wie Reflexe funktionierten.
      Unter Dimitris Freunden erhob sich
gehässiges Gemurmel, aber er hielt eine Hand hoch und
schüttelte den Kopf. Als er sprach, klang seine Stimme
merkwürdig unbeteiligt. »Ich werde ihm sein Genick ebenso
leicht brechen wie das des Hundes.«

      Auf dem Schiff war alle Arbeit
eingestellt worden; jeder wartete. Während Lomax Dimitri wachsam
umkreiste, sah er Leute auf den Kai zueilen, und dann tauchte aus einer
Seitenstraße ein alter Jeep auf und bremste. Katina und Yanni
stiegen aus.

      Eine Seemöwe kreischte und
stieß herab, und Dimitri sprang nahe an seinen Gegner heran, die
Rechte fuhr zu einem wuchtigen Schlag vor.

      Lomax sah ihn wie in Zeitlupe kommen.
Er wich leicht aus, so daß der Bouzouki-Spieler an ihm
vorüberstürzte, und verpaßte ihm mit der Handkante
einen Schlag in die Nierengegend.
      Dimitri schrie auf und fiel aufs
Pflaster. Eine Weile verharrte er dort auf Händen und Knien, und
als er aufstand, geiferte er wie ein Tier.

      Er torkelte erneut nach vorne; Lomax
packte mit beiden Händen sein Handgelenk, verdrehte es und
riß es mit einem Ruck nach oben, so daß er ihn in einem
japanischen Schultergriff hatte. Dimitri schrie erneut, und Lomax, ihn
noch immer mit diesem schrecklichen Griff festhaltend, stieß ihn
kopfüber in einen Stapel eisenbeschlagener Kisten.
    Die Menge um ihn her schnappte nach Luft. Lomax
trat zurück und wartete. Dimitri griff nach einer Kette und zog
sich mühsam hoch. Als er sich umwandte, war sein Gesicht eine
Maske aus Blut. Seine Hand glitt von der Kette ab, er machte einen
taumelnden Schritt nach vorne und sackte auf dem Boden zusammen.
      Ein Augenblick bestürzter Stille
herrschte, dann folgte spontanes Wutgebrüll aus den Reihen von
Dimitris Freunden. Als Lomax sich ihnen zuwandte,

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