Im Schatten des Verrats (Hazel-Roman) (German Edition)
fühlte, wie seine andere Hand sich warm an ihren Rücken legte. Er zog Hazel sanft zu sich. Von plötzlicher Befangenheit befallen ließ Hazel sich von ihm zögernd in die Arme nehmen und schmiegte sich schließlich aufseufzend an ihn.
"Warum haben Sie das alles für uns getan?", hauchte sie.
"Können Sie sich das nicht denken?", fragte er und küsste behutsam ihre Wange.
"Aber warum so hintenherum?", flüsterte sie.
Hayward küsste zärtlich ihre Nasenspitze. "Was blieb mir denn anderes übrig, um Sie aus Kirbys Klauen zu befreien? Sie haben mir doch deutlich genug zu verstehen gegeben, dass Sie niemals Geld von mir nehmen würden", meinte er, "und falls doch, dann hätten Sie vermutet, dass ich eine ganz spezielle Gegenleistung dafür erwarte."
"Was heißt: ‚vermutet‘", erwiderte Hazel lächelnd, "Sie haben mir ja auf Ihre unnachahmliche Weise dieses Angebot ganz direkt gemacht!"
Er richtete die Augen gen Himmel. "Ein düsteres Kapitel in meiner Vergangenheit", gab er zu. "Vermutlich einer der Momente, in denen ich ... ‚widerlich‘ war."
"Ja", stimmte ihm Hazel lächelnd zu und schmiegte sich enger an ihn.
"Eigentlich ist es ganz gut, dass Sie dieses Angebot so rundweg abgelehnt haben. Die Alternative ist nämlich, dass Sie mich – aus welchen Gründen auch immer - heiraten müssen."
"Ach, Hayward", seufzte sie, "Sie wissen genau, dass das unmöglich ist!"
"Unmöglich will ich nicht sagen, aber es wird, fürchte ich, einige Anstrengungen kosten. Außerdem werde ich genötigt sein, einige Leute der guten Gesellschaft vor den Kopf zu stoßen."
"Vor allem Lady Elizabeth Debenham", bemerkte Hazel nachdrücklich.
"Ja, leider", seufzte er, "das ist wohl unumgänglich. Also sollte ich es vielleicht nicht mehr allzu lange hinauszögern, es zu tun."
Sie erreichten die letzten Baumreihen, in deren Nähe der Kiesweg wieder begann. Die Wiese vor ihnen war vor kurzem gemäht worden, das trockene Heu lag, zum Teil noch ungeordnet, zum Teil schon zu Reihen geharkt, auf den kurzgeschnittenen Halmen.
Aufstöhnend ließ Hayward sich ins Gras sinken.
"Sind wir zu weit gegangen?", fragte Hazel sogleich besorgt.
"Noch nicht", grinste Hayward, "aber sofern es mich angeht: ich bin in großer Versuchung, es zu tun." Er fasste ihr Handgelenk und zog sie zu sich hinunter.
Hazel ließ sich linkisch und verlegen neben ihm nieder.
Mit einem belustigten Blick ließ er sie los, legte stattdessen seinen Arm unter den Kopf, um mit geschlossenen Augen und ausgestreckt im Gras den warmen Wind zu genießen, der leicht über dieWiese strich.
Der warme Lufthauch trug einen vagen Geruch von Haywards Parfum, der sich mit dem Duft des Heus mischte, zu ihr herüber. Hazel pflückte einen langen Grashalm und fuhr mit der Hand nachdenklich von unten nach oben über die große, dichte Rispe, die sich sanft in ihre Finger schmiegte.
"Sie können die Verlobung mit Lady Elizabeth Debenham nicht einfach lösen!", stellte Hazel fest. "Sie ist die Tugend in Person. Sie ist ein Muster an Vollkommenheit."
"Oh ja, das ist sie", bestätigte er, träge die Augen öffnend, "sie ist wohlhabend und von vornehmer Herkunft, sie hat perfekte Manieren, eine vollendete Figur und ist stets elegant gekleidet. Sie hat diese unvergleichliche Nase und gerät nie ins Schwitzen. Sie hat niemals Hunger, außer wenn es etwas zu essen gibt, sie ist niemals durstig, außer man bietet ihr etwas zu trinken an. Sie hat überhaupt keine eigenen Bedürfnisse und falls doch, dann ist sie zu gut erzogen, um sie zu äußern. Wenn ich sie heiraten würde, käme sie mir bei all meinen Wünschen entgegen. Sie würde lächelnd den perfekten Haushalt führen, nebenbei einen eloquenten literarischen Zirkel im Salon leiten, vorzugsweise dienstags, und würde mir pflichtschuldigst einen Stammhalter schenken und so viel weitere Kinder, wie ich nur irgend haben möchte ...", er hielt inne und fügte seufzend hinzu: "und bei all dem würde sie stets drauf hinweisen, dass sie es pflichtschuldigst tut."
Hazel konnte sich ein Lachen nicht verkneifen, denn sie wusste sofort, was er meinte. "Ja", stimmte sie ihm grinsend zu, "sie scheint mir in der Tat fest entschlossen, sich märtyrerhaft zu opfern. Wir dürfen deshalb wohl nicht darauf hoffen, dass sie von sich aus die Verlobung löst?"
Er runzelte die Stirn. "Kaum", meinte er, "ich habe ihr schließlich schon fast ein ganzes Jahr lang dazu Gelegenheit gegeben. Ich wüsste nicht, welche Sorte Eskapaden ich mir noch einfallen
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