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Im Schatten des Verrats (Hazel-Roman) (German Edition)

Im Schatten des Verrats (Hazel-Roman) (German Edition)

Titel: Im Schatten des Verrats (Hazel-Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ava Luna Aarden
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seine Herrin in den Keller und sie folgte Jones die Leiter hinunter.
    Sie hetzten durch den geheimen Gang und kamen in einiger Entfernung hinter den Bauernkaten heraus.
    Dort stand ein Heuwagen, vor den zwei kräftige Bauernpferde gespannt waren. Der Junge hatte sich umgezogen und trug jetzt ein Hemd und die zerschlissene Hose eines Bauernburschen, seine andre Kleidung warf er eben in eine Kiste und zog eine verbeulte Jacke über. Das Mädchen, das sich in einer Kate ebenfalls umzog, war noch dabei, die Schnürung des Mieders zu öffnen. Lady Graham lief zu ihr und half ihr dabei, um hernach ebenfalls ihr Kleid auszuziehen. Jones hievte die Kiste auf den Wagen, wo schon einiges anderes Gepäck unter einer dichten Schicht Heu verstaut war, stieg auf den Heuboden der Kate hinauf und warf durch die Giebelöffnung noch Heu herab. Auch die abgelegte Kleidung der Frauen, die nun beide ebenfalls Bauernkleidung trugen, landete in der Kiste, der Deckel wurde geschlossen, der ganze Kasten mit Heu abgedeckt. Die beiden Kinder kletterten auf den Heuwagen hinauf, Jones half seiner Herrin und folgte ihr auf den Wagen, der Junge hielt die Zügel und zog an, sobald seine Mutter neben ihm Platz gefunden hatte. Die Pferde setzten sich in Bewegung.

    Am nächsten Tag, als die Leibgarde am Nachmittag mit General Reeves, der aus London angereist war, und seinen Soldaten nach Manor House zurückkehrte, lag dichter Nebel, der von der Küste her aufgestiegen war, über dem Gut.
    Der General übernahm sogleich den Befehl: "Der gesamte Besitz ist beschlagnahmt und fällt an die Krone. Verhaften Sie das Hauspersonal! Lassen Sie Wachtposten aufstellen."
    Aber schon bald zeigte sich, dass nicht nur die Familie selbst, sondern auch alle Diener längst das Weite gesucht hatten.
    Der Hauptmann führte den General ins obere Geschoss und öffnete die Tür zum Herrenzimmer.
    Das Zimmer war leer, auch die Leiche war verschwunden, wenn auch braunrote Flecken deutlich anzeigten, wo sie gelegen hatte.
    "Ihr Idioten!", zischte der General. "Seid ihr sicher, dass er wirklich tot war?"
    "So tot wie man nur sein kann, wenn man sich eine Kugel in den Kopf gejagt hat", meinte der Hauptmann nüchtern. "Er hat sich sozusagen direkt vor unsern Augen erschossen."
    "Überall war Blut", ergänzte ein anderer.
    "Und seine Familie? Warum habt ihr sie nicht gleich verhaftet?"
    Der Hauptmann zuckte die Achseln. "Wir hatten keinen Befehl dazu."
    Der General schritt unruhig auf und ab. "Sein Weib weiß bestimmt einiges. Vielleicht sogar die Kinder. Im Verhör werden wir es schon aus ihnen herausbekommen. Sucht sie! Vielleicht verstecken sie sich noch irgendwo in der Nähe."
    Er trat ans Fenster und musterte das Gelände.
    "Sie werden ihn irgendwo verscharrt haben", mutmaßte der Hauptmann.
    "Sucht nach einer Stelle mit frisch aufgeworfener Erde!"
    Ein Esel schrie im Abendrot.
    Der General fluchte und winkte einen Untergebenen zu sich. "Sag unsern Leuten, dass sie sich beeilen müssen", trug er ihm auf, "noch eine halbe Stunde und es wird so dunkel sein, dass man die eigene Hand nicht mehr vor den Augen sehen wird."
    "Sie haben sowieso einen ganzen Tag Vorsprung", wagte der Hauptmann zu bemerken.
    Der General warf ihm einen missvergnügten Blick zu. "Und wessen Schuld ist das?", knurrte er.

    "Hauptmann?"
    "Was gibt’s?"
    "Ähm ...", der Gardist, der an der Tür aufgetaucht war, machte hilflos ein Zeichen. Der Hauptmann schaute unruhig zum General hin, welcher jedoch unverwandt durch das Fenster nach draußen blickte. "Ich bin gleich zurück", sagte er und verschwand mit dem Gardisten um die Ecke. "Habt ihr sie gefunden?", flüsterte er, sobald sie außer Hörweite waren.
    "Ich weiß nicht genau. Am besten, Sie sehen selbst."
    Der Mann führte ihn in das Herrenzimmer, in dem Lord Graham die schreckliche Tat vollbracht hatte. An der Wand stand, bespritzt von Blutflecken, ein Vitrinenschrank mit einigen Waffen, Säbeln und Schwertern. Die Türen standen offen.
    "Und – wo sind sie?", fragte der Hauptmann begierig.
    "Hier drin, vermutlich", mutmaßte ein zweiter Gardist und wies eilfertig auf einen langen schmalen Kasten.
    "Was heißt: vermutlich. Warum habt ihr nicht reingesehen?"
    "Weil er verschlossen ist. Wir suchen noch nach dem Schlüssel. Von denen, die wir gefunden haben, passt keiner ins Schloss. Oder sollen wir ihn aufbrechen?"
    "Um Himmels Willen, nein!", entsetzte sich der Hauptmann und besah sich den Kasten. "Wie kommt ihr drauf, dass es der richtige Kasten

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