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Im Schattenreich des Dr. Mubase

Im Schattenreich des Dr. Mubase

Titel: Im Schattenreich des Dr. Mubase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Fastenklinik und auf andere Fälle nicht
eingerichtet.“
    „Cornelia-Krankenhaus? Hier in der
Stadt?“
    „Das ist hinter der Landeszentralbank. Die
Straße heißt, glaube ich, Am-Anger.“
    „Ja, kenne ich. Vielen Dank, Herr
Doktor. Tschüs.“
    Tim hatte die Tür aufgehalten, damit
seine Freunde mithören konnten. Jetzt schob er den Kopf ins Freie.
    „Eugen liegt im Cornelia-Krankenhaus.
Am-Anger heißt die Straße. Irre ich mich, oder ist das hier in der Nähe?“
    Karl streckte den Arm aus und deutete
in eine mit Bäumen begrünte Nebenstraße, wo die Autos nur in eine Richtung
fahren durften und sich auch meistens daran hielten.
    „Kannst hinspucken, falls du weit spucken
kannst.“

6. Hinweis auf Gregor
     
    STATION IV — Innere Abteilung — verkündete
ein Schild im dritten Stock gegenüber dem Lift.
    Die TKKG-Bande stieg aus, und Tim
öffnete die Milchglastür der Inneren Abteilung.
    Eugen Flunzl liege im Zimmer 312, hatte
der Portier unten erklärt und — wegen der Besuchserlaubnis — mit dem
Stationsarzt telefoniert.
    Von dem freilich sahen die TKKG-Freunde
nichts.
    Statt dessen trat ihnen eine energische
Schwester in den Weg. Sie hatte umschattete Augen und Zähne wie ein Pferd.
    „Wir dürfen Eugen Flunzl besuchen“,
erklärte Tim, „Zimmer 312. Wurde vorhin eingeliefert. Aus der Mubase-Klinik.
Wir sind seine Reanimatoren — falls das Wort erlaubt ist — , seine
Wiederbeleber, dank unserer Kenntnis in Erster Hilfe. Jetzt wollen wir sehen,
wie’s ihm geht.“
    Die, dachte er, muß man gleich
überfahren. Sie hat das Was-wollt-ihr-denn-hier?-Gesicht. Weil’s den Betrieb
stört, würde sie die Besucher am liebsten vergraulen.
    „Besuchszeit ist jetzt nicht“, sagte
sie.
    „Der Stationsarzt hat’s aber erlaubt.“
    „Hm. Ihr seid schon die zweite
Besuchergruppe. Die erste ist noch drin. Der Junge braucht Ruhe. Regt ihn nicht
auf!“
    Tim lächelte. „Wir wollen doch dazu
beitragen, daß er rasch wieder auf die Rennfahrer-Beine kommt.“
    Die Karbol-Maus schwirrte ab.
    Tim klopfte an die Tür von 312 und trat
ein, gefolgt von seinen Freunden.
    Es handelte sich um ein Zimmer mit drei
Betten. Doch zwei waren leer.
    Eugen lag grinsend in dem Bett am
Fenster und sah wirklich nicht nach bleibenden Schäden aus, sondern rosig.
    Die erste Besuchergruppe wandte sich
soeben zum Gehen, war schon auf dem Weg zur Tür: zwei Jungs aus Eugens Klasse,
zwei 17jährige. Eike Dräger und Sascha Fink waren dicke Freunde untereinander
und locker mit Eugen befreundet. Sascha galt als toller Hobby-Fotograph. Eike
interessierte sich für Mineralien und hatte eine Gesteinssammlung, die er
ständig erweiterte. Beide waren externe Schüler. Tim wußte nichts Nachteiliges
über sie. Daß Eike, der den Spitznamen ,Steinsammler’ hatte, mit seinem
Stiefvater nicht zurecht kam, sprach eher gegen diesen als gegen den
17jährigen.
    „Hallo!“ grinste Eike. „Deine
Lebensretter kommen, Eugen. Ist ja stark.“
    Er klopfte Tim auf die Schulter.
    Sascha lächelte Gaby an, in die er
heimlich verliebt war. „Wenn Eugen wieder senkrecht ist“, meinte er, „mache ich
ein Foto von euch allen. Wie? Wäre doch was für die Schülerzeitung.“
    „Also tschüs dann zusammen!“ rief Eike,
und die beiden machten die Tür hinter sich zu.
    „Na, du Affenarsch“, grinste Tim. Er
gab Eugen die Hand. „Im Training faulenzen und mir dann mit Dope das Hinterrad
zeigen. Du bist vielleicht ein Sportsmann. Ich habe mich gefühlt wie ein Grufti
von 90, als du zwölf Längen vorn warst.“
    „Zwölf Längen auf dem Weg zum Friedhof“,
sagte Eugen. „Ich bin der blödeste Typ aller Zeiten.“

    „Viele Sportler dopen sich.“ Gaby legte
die Tüte mit zwei Kilo Weintrauben auf Eugens Nachttisch. Unten am Kiosk hatte
sie das Mitbringsel gekauft. „Und kommen dabei um. Kein Sieg ist das wert.“
    „Keiner“, nickte Eugen. Er war
offensichtlich zerknirscht. „Ich hätte wissen müssen, daß der Tod bei mir auf
dem Rahmenrohr saß. Ja, der Sensenmann fuhr mit. Aber was habe ich gedacht:
Einmal sich aufputschen, wird schon nichts schaden.“
    „Es schadet immer“, wußte Klößchen. „Auch
was man heimlich nascht und die anderen nicht sehen, macht dick.“
    „Das war vielleicht ein Gefühl“,
murmelte Eugen, „als plötzlich nichts mehr ging. Keinen Finger konnte ich
rühren, nicht mehr atmen. Aber ich sah noch alles, ich war bei Verstand. Es tut
nicht weh. Aber es ist schlimmer als der wütendste Schmerz. Lieber

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