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Im Schattenreich des Dr. Mubase

Im Schattenreich des Dr. Mubase

Titel: Im Schattenreich des Dr. Mubase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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ganzes Stück weiter. Eine Adresse des Dealers. Möglicherweise auch
die, wo Amphetamin-Lothar sich jetzt versteckt. Da kann man doch einhaken.
    „Eins ist mir nicht klar“, meinte
Klößchen. „Wieso brauchen S-Bahn-Surfer Amphe... das Aufputschmittel? Sie rasen
doch nicht. Die Bahn rast. Hilft dieses Zeug beim Festklammern?“
    „Das wohl nicht“, versuchte sich Karl
mit einer Erklärung. „Aber es putscht allgemein auf. Das bedeutet, es hebt auch
den Mut. In diesem Fall die blöde Tollkühnheit. Vielleicht würde mancher Surfer
ohne Droge die Mutprobe gar nicht machen. Die einen bekippen sich die Nase mit
Schnaps. Macht auch Mut. Scheinbar. Weil man die Gefahr nicht mehr sieht. Die
andern schlucken Amphetamin und fühlen sich, als können sie den ganzen Zug von
der Schiene heben.“
    „Genau das ist es“, nickte Eugen. „Als
ich mich heute mittag mit dem Zeug gedopt habe, dachte ich: Mindestens einen
Kilometer vor Tim gehe ich durchs Ziel. Man fühlt sich wirklich zum
Bäume-Ausreißen. Aber nur bis zum totalen Zusammenbruch. Wie man sich dann
fühlt — die Erfahrung wünsche ich keinem.“
    Tim wollte noch wissen, wie es
innerhalb der Hunger-Burg zugehe.
    Doch davon hatte Eugen nicht viel
gesehen.

7. Eine andere Art von Service
     
    Beim Lippert-Platz verließ Eike Dräger,
der Steinsammler, die U-Bahn und ging das letzte Stück Heimweg zu Fuß.
    Es war inzwischen später Nachmittag.
Sascha Fink wohnte in einem anderen Stadtviertel, weniger vornehm als sein
Freund.
    Eikes Vater — nein, sein Stiefvater — besaß
eine große Baufirma mit langer Auftragsdecke. Und er achtete darauf, daß die
Umwelt von seinem Wohlstand was sah.
    Eike verachtete diese Haltung. Daß er
mit seinem Stiefvater ständig im Kriegszustand lebte, damit hatte er sich
abgefunden. Von seiner Mutter, die Kiki genannt wurde und während der zweiten
Tageshälfte meistens beschwipst war, hatte er nicht viel zu erwarten. Kiki
Dräger-Platzke war lieb, sicherlich. Aber gegen Wolfram Platzke, ihren zweiten
Mann, konnte sie sich nicht durchsetzen. Eikes leiblicher Vater war umgekommen
bei einem — selbst verschuldeten — Autounfall.
    Aber das lag Jahre zurück — und daran
dachte der 17jährige nicht, als er jetzt heimwärts zuckelte.
    Schönes Wetter! Wäre gut, noch... Nein,
er mußte Mathe machen und Latein. Wenn’s doch wenigstens regnen würde!
    Kurz vor seinem protzigen Elternhaus,
in dem er sich heimelig fühlte wie in einem Gefangenenlager, hatte er plötzlich
einen Typ neben sich.
    Eine schwere Hand fiel auf Eikes
Schulter. Aus einem eckigen Gesicht grinsten Zähne.
    „Du bist Eike Dräger, nicht wahr?“
    Eike schüttelte die Hand ab und trat
einen Schritt zurück.
    „Bin ich. Was ist?“
    „Kann ich dich ‘nen Moment sprechen?“
    Der andere mochte Mitte Zwanzig sein,
trug teure Sportklamotten und die farblosen Haare schulterlang. Irgendwie sah
er nach Unterwelt aus mit seinem eckigen Gesicht und dem schiefen Grinsen.
    „Von mir aus.“
    „Ich bin Charlie“, sagte der Typ.
    Eike erwiderte nichts.
    „Ich mach’s kurz“, Charlie grinste. „Du
weißt doch sicherlich, was einige Apotheken neuerdings als Service anbieten?“
    „Keine Ahnung. Ich kaufe meine
Hustenbonbons beim Sargtischler.“
    „Was? Ach so! Wohl witzig, wie? Dann
sieh mal zu, daß du dir deinen Humor bewahrst. Also, die Apotheken untersuchen
merkwürdige Pulver, die besorgte Eltern bei ihrem Nachwuchs finden. Könnte ja ‘ne
Droge sein.“
    Eike rieb sein spitzes Kinn, das er
etwa zweimal pro Woche rasierte. Unbehagen breitete sich zwischen den
Schulterblättern aus.
    „Und? Was habe ich damit zu tun?“
    „Dein Alter war vorhin in der
Stern-Apotheke.“
    „Mein... Was?“
    „Dein Vater. Mit ‘nem Pülverchen von
seinem Sohn — o nein, du bist ja nur der Stiefsohn. Staunst, was ich alles
weiß, wie? Ja, dein Stiefvater hat sich mit dem Apotheker unterhalten. War gar
nicht nett, was der Herr Platzke über dich geäußert hat.“
    Eikes Gedanken jagten. Er biß die Zähne
zusammen. Sollte er diesem Ganoven-Typ erklären, daß er sich mit Wolfram
Platzke nicht verstand? Das ging keinen was an.
    Charlies Grinsen klebte rund um den
Mund. Der Typ weidete sich an Eikes Unsicherheit.
    „Tja“, meinte Charlie, „nun ist aber
nicht jede Apotheke darauf eingerichtet, Untersuchungen anzustellen. Dann gibt’s
der Apotheker an einen Kollegen weiter. Das tut auch der Stern-Apotheker. In
deinem Fall geschieht das gleich morgen früh.“
    Erwartungsvoll

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