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Im Schattenreich des Dr. Mubase

Im Schattenreich des Dr. Mubase

Titel: Im Schattenreich des Dr. Mubase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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vermittelt, man wäre mitten in Indien.
    Charlie kurvte zweimal um den Platz,
parkte dann vor dem KNIGHT, und zwar ungehörig dicht neben einem schwarzen
Mercedes mit holländischem Kennzeichen.
    Glockner hielt ziemlich weit entfernt
und beobachtete durchs Fernglas.
    „In dem Mercedes“, erklärte Glockner, „sitzen
zwei dunkelhaarige Typen. Charlie rutscht auf den Beifahrersitz und öffnet das
Fenster. Er reicht dem Mercedesfahrer etwas hinüber — vermutlich Geld. Und
erhält ein Paket. Das war die Übergabe. Na, fein!“
    Der rote Porsche stieß rückwärts aus
der Parklücke und trat die Rückfahrt an.
    „Um den kümmern wir uns nicht“, sagte Glockner.
„Meine Kollegen nehmen ihn gleich in Empfang. Uns interessieren die
Kolumbianer.“
    Der Mercedes blieb an seinem Platz.
Jetzt öffneten sich beide Türen, und die Schmuggler stiegen aus: drahtige,
braunhäutige Südländer in eleganten Maßanzügen.
    Der Größere schloß den Wagen ab. Der
Kleinere ging voraus, und beide verschwanden im KNIGHT-Hotel.
    Glockner legte sein Fernglas in die
Ablage.
    „Ihr bleibt hier. Ich meine das
wörtlich.“
    Er verließ den Wagen, ging auf das
Hotel zu, und plötzlich näherten sich drei, vier Männer von allen Seiten — Kripobeamte,
die der TKKG-Bande wohlbekannt waren.
    „Schade!“ sagte Klößchen. „Die
Verhaftung hätte ich gern aus der Nähe gesehen.“
    „Vielleicht wird geschossen“, Gabys
Stimme wackelte. „Ich habe immer Angst um meinen Papi.“
    Tim nahm Glockners Fernglas und äugte
zum Hotel hinüber.
    Rechts war ein Restaurant, wo jetzt
gefrühstückt wurde.
    Die großen Fenster rückten ganz nah.
Tim sah die Gäste an den Tischen. Jetzt tauchten die Kolumbianer im Hintergrund
auf, näherten sich einem Fenstertisch und setzten sich zu dem Mann, der dort...
    Dem TKKG-Häuptling blieb der Atem weg.
    In Großaufnahme sah Tim durchs Fernglas
die drei Köpfe: die Narben-Visage des größeren Kolumbianers, das V-förmige
Gesicht des anderen und — den gewaltigen Schädel des Dritten, einen Schädel mit
spiegelnder, eiförmiger Glatze. Ein Ohr war verkrüppelt. Vor dem teigigen
Gesicht hing die randlose Brille. Das helle Funkeln in Dr. Mubases kalten Augen
war deutlich zu erkennen. Jetzt grinste er, und die beiden Kolumbianer zeigten
freundlichst nikotin-gelbe Zähne.
    „Mubase!“ stieß Tim hervor. „Die
Kolumbianer sitzen an seinem Tisch.“
    Der TKKG-Häuptling ließ das Fernglas
fallen, stieß den Schlag auf, war draußen und sprintete los.
    In der Hotelhalle rannte er beinahe
eine ältere Dame über den Haufen.
    Glockner und seine Kollegen hatten sich
rundum in der Lobby verteilt, unauffälliger als die Mehrzahl der Hotelgäste,
die mit unterschiedlichen Albernheiten dafür sorgten, daß man sie auch
bemerkte.
    Glockner sah Tim und schob die Brauen
zusammen.
    Tim lief zu ihm.
    „Ich weiß, ich sollte im Wagen bleiben,
Herr Glockner. Aber ich muß es Ihnen sagen. Die Kolumbianer sitzen bei Dr.
Mubase am Tisch. Und die dicke Freundschaft kann man mit Händen greifen.“
    „Bei Mubase? Soso. Bist du sicher, daß
er’s ist?“ Glockner schien nicht überrascht zu sein.
    „Wenn Sie den sehen, wissen Sie, daß
man ihn nicht verwechseln kann. Vielleicht hat er seine ausgestopfte Ratte mit
— wenn nicht auf, dann unter dem Tisch. Den Hugo, den liebt der Mubase nämlich.
Hugo ist sein Maskottchen.“
    Tim grinste, und Glockners Mundwinkel
zuckten.
    Tim öffnete den Mund zu einer weiteren
Bemerkung, aber in diesem Moment kamen Mubase und die beiden Kokain-Schmuggler
aus dem Restaurant. Die Begegnung war unvermeidlich. Glockner und Tim standen
nur wenige Schritte entfernt.
    Mubase trug einen schwarzledernen
Aktenkoffer.

    Tim starrte auf die randlose Brille,
und der Klinikchef erkannte ihn sofort.
    Die Augen wurden schmal. Wutrot stieg
ihm das Blut vom Hals ins Gesicht. Mit zwei Schritten war Mubase heran.
    „Sind Sie der Vater von diesem Strolch“,
donnerte seine Stimme, Gemeint war der Kommissar. „Dann sollten Sie nachts ein
Auge auf ihn haben. Wissen Sie, was passiert ist?“
    „Ich habe nicht die geringste Ahnung“,
erwiderte Glockner. „Dann sag ich’s Ihnen“, fauchte Mubase. „Gestern war dieser
Strolch zusammen mit drei Jugendlichen bei mir — in meiner Klinik am
Rohrpfeifer See. Angeblich wollten sie den kleinen Dicken zur Fastenkur
anmelden. Aber das war wohl nur ein Vorwand. Denn letzte Nacht hat sich dieser
Dicke auf dem abgeschirmten Gelände meiner Privatklinik rumgetrieben. Das

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