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Im Schlauchboot durch die Unterwelt

Im Schlauchboot durch die Unterwelt

Titel: Im Schlauchboot durch die Unterwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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(siehe
TKKG-Band 93: Die Gehilfen des Terrors).
    Das Amulett war ein
geschmeidiger Lederriemen, an dem die Reißzähne eines Geparden hingen — zwei
insgesamt. In die waren geheimnisvolle Zeichen geritzt: Vermutlich beschwörende
Formeln, die Unheil und Verderben fern halten sollen.
    Zuhause trug Gaby dieses
Halsgehänge nie. Aber für den Afrika-Trip — die tollste Ferien-Attraktion seit
Langem — erschien es ihr ratsam.
    Gespannt beobachteten TKKG, was
sich jetzt ereignete.
    Jene Soldaten, die den Jet
gestürmt hatten, polterten die Gangway herunter. Zwei bezogen Posten, als wäre
zu befürchten, dass der Silbervogel aus eigenem Antrieb startet.
    Die anderen rannten zu ihren
Kameraden zurück.
    »Es sind vier Lkws«, sagte Tim.
»Mannschaftswagen. Und mehrere Jeeps. Einige stehen versteckt hinter der Baracke.
Ich glaube, die ganze Horde hat schon in der Siedlung gelauert, als wir
landeten. Sonst hätten wir die Motoren eher gehört.«
    Zwischen der Flughafenbaracke
und der ersten Hütte von Amajuta lagen etwa 400 Meter. Niemand zeigte sich bei
den Häusern. Nur ein paar halb verhungerte Hunde trotteten von einer
Schattenstelle zur andern.
    TKKG duckten sich, sanken dann
auf die Knie und zogen die Köpfe ein. Einige Soldaten begannen nämlich, ihr
Interesse in die Landschaft zu richten. Schwarze Gesichter wandten sich hierhin
und dorthin, Augen — in denen das Weiße leuchtet — spähten.
    Jetzt entstand Bewegung am
Eingang der Baracke. Der Hüne mit der rosaroten Kappe stampfte ins Freie.
    Ihm folgte — TKKG trauten ihren
Augen nicht — die Vierstein-Mannschaft: Karls Vater, Paul Lohm, der hagere
Engländer John, die 29-jährige Justine und Pierre, der als Zoo- und Geologe für
Tierwelt und Erdkruste zuständig ist.
    Alle waren mit Handschellen
gefesselt. Auch Justine.
    Tims Herz machte einen Sprung,
als wollte es durch die Rippen entkommen. Gabys Finger krallten sich in seinen
Unterarm.
    »Der Überfall gilt uns nicht,
meinst du«, sagte Karl leise. »Das sieht aber anders aus.«
    »Verstehe ich nicht«, murmelte
Tim. »Das kann nur ein Irrtum sein. Oder sind das Wegelagerer, die sich als
Soldaten verkleiden?«
    Professor Vierstein und seine
Leute mussten über die Heckklappe in einen der Lastwagen klettern. Soldaten
stiegen auf. Gewehre wurden geschultert.
    Die kriegerische Horde machte
sich bereit zur Abfahrt. Der Hüne mit dem rosa Wölkchen winkte gebieterisch die
Wachposten des Jets zu sich. Sie rannten herbei, erhielten Weisungen und
salutierten. Dabei — nämlich als er die Hacken zusammenschlug — verletzte sich
offenbar der eine am Knöchel. Jedenfalls hinkte der Typ, als er zum Flugzeug
zurücklief.
    In strammer Haltung postierten
sie sich neben der Gangway.
    Der Hüne blickte in die Runde
wie ein Feldherr, der die Schlacht des Jahrhunderts gewonnen hat, bohrte kurz
in der Nase und stieg dann in seinen Jeep, den ihm sein Fahrer zentimetergenau
vor die Schuhspitzen rollte.

    Der Konvoi (Geleitzug) richtete sich aus; der Jeep des Hünen
setzte sich an die Spitze — bekanntlich sind die Staubwolken immer hinten — und
los ging’s mit donnernden Motoren und klapperndem Blech.
    Für einen Moment konnte Tim
unter die Plane des Lkw sehen. Paul, der ungünstig saß, verrenkte sich fast das
Genick. Der Professor schob den Kopf vor und blickte in die Richtung der Kids.
    Sehen konnte er sie nicht. Aber
er wusste in etwa, wohin sie sich entfernt hatten.
    Ich probier’s, dachte Tim.
    Ein Blick zur Jet-Wache! Die
beiden hockten bereits im Schatten der Gangway und zündeten Zigaretten an.
Penner!
    Tim richtete sich auf, trat
einen Schritt vor und hob winkend die Hand. Im selben Moment hüllten
Staubwolken den Lkw ein.
    Vielleicht hat mich der
Professor gesehen, dachte Tim. Rasch kauerte er sich wieder hinter den Strauch.
    Mit klopfendem Herzen
beobachteten TKKG, wie der Militär-Konvoi an den Hütten von Amajuta vorbeifuhr.
Er hüllte auch sie ein in Staub — in graubraune, knattertrockne,
sonnenverbrannte Erde.
    Zwei Hunde, die noch nicht zu
schlapp dazu waren, kläfften die Wagen an und folgten ihnen ein Stück. Dann
allmählich entschwanden Fahrzeuge und Staubwolken in südöstlicher Richtung, wo
in der Ferne die Nordabdachung des Berglandes von Jos herübergrüßte.
    Dahinter liegen Feuchtsavanne
und Regenwälder, der angenehmere Teil von Nigeria — der südliche Landesteil, wo
häufiger Regen fällt.
    »Mist-Afrika!«, sagte Karl.
»Versteht ihr das? Sie haben meinen Vater... haben unsere Leute

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