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Im Schlauchboot durch die Unterwelt

Im Schlauchboot durch die Unterwelt

Titel: Im Schlauchboot durch die Unterwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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mitgenommen.
Als Gefangene. Was soll das?«
    Klößchen überlegte laut:
»Vielleicht... sind das Kannibalen, Menschenfresser, und sie planen ein
Festessen.«
    »Hast du nen Sonnenstich?«,
fuhr Tim ihn an. »Menschenfresser? Die gibt’s schon lange nicht mehr. Nein,
dieser Überfall hat einen anderen Grund.«
    »War nur ein Witz«, sagte
Klößchen. »Und an welchen Grund denkst du?«
    Tim kratzte sich im Genick, wo
seine braunen Locken den Kragen berührten.
    »Wenn ich das wüsste, könnte
ich hier als hellseherischer Medizinmann auftreten. Jedenfalls hat sich unser
aller Lage verändert. Aber wir behalten die Nerven. Jetzt ist Folgendes zu tun:
Wir müssen uns Informationen beschaffen. Wir müssen einen Plan entwerfen. Wir
müssen unsere Leute befreien. Alles klar? Oder stimmt wer dagegen?«
    »Nein«, sagte Gaby. »Keiner ist
dagegen. Aber wie? Wie? Wir sitzen hier mit nichts als beginnendem Sonnenbrand.
Wir haben keinerlei Durchblick, wissen nicht, wo hinten und vorn ist, können
auch nicht in den Flieger, weil dann diese verdammten Soldaten auf uns
schießen. Ich verdurste bald. Und du willst einen Plan machen.«
    Tim bog einen Zweig beiseite,
um zu den beiden Wachposten hinüberzusehen. Sie hatten ihre Gewehre abgelegt,
hockten auf den Fersen und schwatzten. Jetzt zog der eine die Schnürstiefel aus
und untersuchte seine Füße. Er hatte rosige Sohlen.
    »Noch ein paar Minuten«, sagte
Tim, »dann klettern die Schwarzen in unseren Flieger. Darauf wette ich. Der mit
der rosa Mütze ist weg. Also werden sie ein bisschen klauen. Im richtigen
Moment sprinten wir rüber zur Baracke. Irgendwer muss dort sein. Und der wird
uns was sagen.«
    Schmetterlinge schienen in Tims
Magen Flug-Starts zu üben: ein nervöses, flaues Gefühl. Aber er ließ sich
nichts anmerken. Als Anführer riss er die Verantwortung an sich — wie
eigentlich immer. Nicht umsonst hat die Natur ihn aus einem besonderen Holz
geschnitzt.
    Jetzt überzog er sein markantes
Gesicht mit einem Ausdruck von Zuversicht, spannte die Bauchmuskeln an, damit
die Schmetterlinge Ruhe gaben, und luchste zum Jet.
    »Da! Habe ich’s nicht gesagt.«
    »Drei Minuten«, sagte Karl.
    »Was?« Gaby war noch mit
Trübsal beschäftigt.
    »Erst drei Minuten und zwölf
Sekunden sind vergangen«, sagte Karl und starrte auf seine Uhr, »seit Tim
prophezeit hat, dass die Typen unseren Jet plündern.«
    Die Metallstufen der Gangway
klapperten. Der Fußkranke hatte seine Stiefel wieder angezogen, bevor er sich
zum Plündern aufmachte.
    Die Wachtposten unterhielten
sich dabei in einer bellenden Tonart, die nach Vorfreude klang — nach Vorfreude
auf Beute.
    »Ihre Gewehre haben sie leider
bei sich«, sagte Tim. »Sonst könnten wir sie überwältigen. Und verhören. Nee,
geht nicht. Die verstehen uns nicht. Jetzt sind sie drin. Los, wir starten.
Erst mal bis zu dem verkrüppelten Busch dort.«
    Er nahm seine Freundin an der
Hand. Gaby ist sportlich, als Schwimmerin wirklich spitze — aber ihr zartes
Gemüt stellt ihr manchmal ein Bein. Damit ihr jetzt vor Angst und Schrecken
nicht die Knie versagten, zerrte Tim seine Freundin mit sich, dass sie kaum
noch den Boden berührte.
    »Nicht so grob!«, zischte sie.
    Da hatten sie den Krüppelbusch
schon erreicht und duckten sich hinter seine abgenagten Zweige. Karl kam fast
gleichzeitig an, Klößchen als Letzter.
    Die Luft flirrte, am Ende der
Landepiste waberte sie wie über einem Feuer. Tim musste die Augen
zusammenkneifen. Angestrengt spähte er zur geöffneten Tür des Fliegers. Aber
dort zeigte sich niemand.
    »Jetzt durchwühlen sie alles«,
murmelte er, »diese Witzfiguren! Hätten wir doch einen Sack Glasperlen
mitgebracht! Das würde sie ablenken. Los, bis zur Baracke!«
    Sie spurteten. Es waren etwa
200 Meter. Kein Baum, kein Strauch bot Deckung. In der trocknen Hitze wurde
jede Anstrengung zur Mühsal, und Gaby verlor auch noch eins der Haarkämmchen,
mit denen sie ihre blonde Mähne nach hinten gerafft hatte.
    Keuchend erreichten TKKG den
Eingang der Baracke. Indem sie sich an die Wand drückten — das Wellblech schien
zu glühen — , konnten sie nicht mehr vom Jet her gesehen werden.
    »Ich schwitze wie ein Affe«,
flüsterte Klößchen. »O Leute, in dieser Hütte ist es totenstill. Unheimlich!«
    »Die Rosa-Mütze hat bestimmt
ein Massaker (Gemetzel) hinterlassen«, wisperte Gaby.
    »Unmöglich!«, knurrte Tim. »Nur
der Warnschuss wurde abgefeuert. Und das war vorher. Sie hatten keine Bajonette
aufgepflanzt und

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