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Im Schlauchboot durch die Unterwelt

Im Schlauchboot durch die Unterwelt

Titel: Im Schlauchboot durch die Unterwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Jahr verdiente er
sozusagen am Wetter, und irgendein Wetter gibt’s ja immer.
    Jetzt stand Reichard allerdings
mit Sorgenfalten im Wohnraum seiner Hotelsuite. Auch Frau und Tochter hatten
die Mundwinkel auf zwanzig nach Acht gestellt.
    »Ist was los? Ärger?«, fragte
Tim.
    Reichard nickte. »Mir war schon
im Flugzeug so, als hätte ich ihn gesehen. Nun habe ich Gewissheit. Eben bin
ich ihm in der Hotelhalle begegnet. Er hat frech gegrinst — wie ein Schakal.
Ja, ja, ich weiß, Konrad Kruse hasst mich.«
    »Wer ist das?«, fragte Gaby.
    »Kruse war Ingenieur in meiner
Fabrik«, erwiderte Reichard. »Er hat meine neueste Erfindung — die Konstruktion
der Weitstrahl-Schneefräse — an die Konkurrenz verraten. Aber ich bin ihm auf
die Schliche gekommen und habe ihn gefeuert. Seitdem sind wir Feinde.«
    Computer-Karl, der technische
Tüftler, erkundigte sich nach dem Gerät und Reichard erläuterte, man könne mit
der Weitstrahl-Vorrichtung den gesamten Schnee vom eigenen Grundstück hinüber
zum Nachbarn befördern, noch dazu lautlos.
    Die Kids grinsten. Klößchen
meinte, Konrad Kruses Anwesenheit könne die Ferienfreude nicht trüben.
    »Außerdem«, sagte Tim, »habe
ich für morgen einen Action-Vorschlag. Am Strand bin ich nämlich Kapitän
Einauge begegnet. Er nennt sich so, heißt in Wirklichkeit Jabal, ist gekleidet
wie ein Pirat von 1666, trägt eine Augenklappe — obwohl er zwei gesunde Glotzer
hat — und ist Animateur, also Freizeitgestalter, hier beim Hotel. Er macht
Piratenfahrten mit seinem Motorboot hinüber zur Felseninsel Vesuvocool.«
    »Piratenfahrten?«, fragte
Katrin interessiert. »Was passiert denn da?«
    »Wir können auf der Insel
Picknick machen, sozusagen unter schwarzer Flagge. Außerdem ließe sich die
sagenhafte Piratenhöhle des berüchtigten Seeräubers Karobaldo besichtigen.
Lebte im 16. Jahrhundert, soll an die 300 Handelsschiffe überfallen haben und
hatte auf Vesuvocool sein Versteck. Seine Gebeine schlummern allerdings nicht
dort, sondern auf dem Meeresgrund — gleich rechts hinter Sizilien. Denn sein
Windjammer wurde von einer vereinten Flottille vernichtet. Diese maritime
Streitmacht muss ein Vorläufer der Nato gewesen sein. Jedenfalls stank’s den
Handelsschiffen, dass sie immer wieder ausgeraubt wurden.«
    Tims Vorschlag fand Beifall.
Alle wollten zur Pirateninsel.
     
    *
     
    Ins Motorboot passten zehn
Personen, aber es war auch mit TKKG, Kapitän Einauge und den drei Reichards
ausreichend besetzt. Vom Landungssteg des Hotels tuckerten sie los. Die Sonne
strahlte. Das Meer war ruhig und so blau wie auf Postkarten.
    Die Fahrt zur Insel würde eine
Stunde dauern und Kapitän Einauge gefiel sich offenbar in seiner Rolle.
    Er trug Turban, Lederweste auf
nackter Brust, Pluderhosen und umgeschnallten Holzsäbel. An seiner Augenklappe
war ihm das Band gerissen. Also hatte er eine Sonnenbrille aufgesetzt mit nur einem
Glas. Das entsprach nicht ganz dem Outfit eines echten Piraten wurde aber
wettgemacht durch die bizarren Tätowierungen auf seinen braun gebrannten Armen.
Er sprach Deutsch mit afrikanischem Akzent und grinste unentwegt mit geblecktem
Gebiss.
    Frau Reichard wurde seekrank
und fütterte die Fische mit ihrem Frühstück. Aber dann war ihr wieder gut.
    Die Insel erwies sich als eine
Ansammlung schroffer Felsen und feinkörnigen Sandes. Das winzige Eiland war
unbewohnt, doch Touristen hatten eine Menge Abfall hinterlassen. Die Fahrgäste
mussten durch knietiefes Wasser waten.
    »Achte um Himmels willen auf
deinen Schmuck!«, rief Reichard seiner Frau zu.
    Auch TKKG war schon
aufgefallen: Katrins Mutter war völlig unzweckmäßig mit Gold und Diamanten
behängt, trug gewaltige Kostbarkeiten auf der noch europablassen Haut. Aber
dafür gab’s eine Erklärung.
    »Der Hotelsafe in unserer Suite
funktioniert nicht«, sagte Reichard. »Da ist es schon besser, wir haben alles
bei uns, statt es herumliegen zu lassen.«
    »Ein Glück«, grinste Tim, »dass
Karobaldo nicht mehr sein Unwesen treibt. Sonst müssten wir mit einem Überfall
rechnen.«
    Er wies zu einem kleinen
Rennboot, das unweit ihres Ankerplatzes festgemacht hatte. »Ein moderner Pirat
würde nicht mit der Dschunke kommen, sondern mit so einem Wellenflitzer.«
    Tim hatte kaum ausgesprochen,
als es geschah. Aus dem Eingang der Höhle stürmte eine Gestalt hervor: ein Kerl
im schwarzen Overall, Baseballcap auf dem Kopf, Sonnenbrille vor den Augen und
mit einem schwarzen Schal maskenartig vor dem Gesicht. Der Typ

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