Im Schloss aus Glut und Leidenschaft
eingeübt. Zwei Meilen nach Norden - egal ob es eine Straße gab oder nicht. In diesem Fall gab es sie nicht. Sie ritt direkt auf eine steinerne Mauer zu, die die Wiese irgendeines Bauern umgab. Die Stute sprang mit einem Satz darüber und landete auf der anderen Seite im hohen Gras. Danach galoppierte das Pferd einfach weiter.
Sophia achtete nicht auf die Kugeln, die um sie herumflogen. Wie es schien, legten die Männer doch nicht allzu großen Wert darauf, sie lebend zu fangen. Sie hörte, wie sie ihr hinterhereilten. Als sie einen Blick über die Schulter zurückwarf, sah sie mindestens zehn der maskierten Schurken, die über die Mauer kletterten und sie zu Fuß verfolgten, wobei sie unermüdlich Schüsse auf sie abfeuerten. Ihre Wachen folgten ihnen auf den Fersen, gaben ihr Deckung, während Sophia die braune Stute über das dunkle Land jagte.
Sie wurde auch dann nicht langsamer, als sie außerhalb der Reichweite der Gewehrkugeln war, achtete nur auf die Entfernung, die ihr Pferd zurücklegte. Ihr Herz klopfte noch immer wie rasend, während die Geräusche des Kampfes hinter ihr leiser wurden. Sie hörte den eigenen schweren Atem und den des Tieres.
Ob Leon schwer verletzt war? Er war mehr ein Vater für sie, als es ihr leiblicher Erzeuger je gewesen war. Sie spürte einen Stich im Herzen; der Gedanke, die Freunde zurückzulassen, war ihr schrecklich. Im Exil waren sie so lange eine enge Gemeinschaft gewesen.
Alles in ihr sehnte sich danach, zurückzukehren, ihnen im Kampf beizustehen. Aber wenn sie umkehrte, würde Leon ihr das nie verzeihen. Sie hatte ihm schwören müssen, das niemals zu tun. Das, so sagte er, wäre Selbstmord.
Nein, sie musste dem Rat ihres brummigen alten Löwen folgen. Daran gab es keinen Zweifel. Es ging um mehr als nur ihrer aller Leben. Ganz Kavros hing von ihr ab.
Für den Moment schob sie den Gedanken an ihre Freunde beiseite und konzentrierte sich auf den Weg. Später konnte sie sich um sie sorgen. Jetzt brauchte sie einen klaren Kopf, konnte es doch sein, dass die Angreifer ihr gefolgt waren. Zwei Meilen nördlich der Stelle, an der der Hinterhalt stattgefunden hatte, ließ sie das Pferd langsamer gehen, blickte noch einmal auf den Kompass und dann zum Horizont. Jetzt drei Meilen nach Nordwesten.
„Niemals den geraden Weg wählen für den Fall, dass jemand folgt.“ Leons Worte hatten sich ihr eingeprägt. Sie wandte das Pferd nach Nordwesten und drängte das starke Tier zu einem noch schnelleren Galopp.
Die Dunkelheit war ihrer Flucht dienlich, half ihr, sich vor den Feinden zu verbergen. Sie machte ihre Flucht aber auch gefährlicher, weil ihr Pferd jederzeit in irgendeinen Tierbau treten konnte.
Doch das Glück blieb ihr treu. Der letzte Teil des Rot-Sieben-Plans sah eine Strecke von zwei Meilen in Richtung Westen vor. Dieser Teil ihres Weges führte sie zu einer einsamen Landstraße.
Es war äußerst finster.
Sie ließ die Stute wieder langsamer gehen. Das Tier war nicht nur erschöpft, die enge Straße war auch sehr steinig, und ein Pferd mit einem verletzten Bein würde ihr nicht helfen, vor demjenigen zu fliehen, der versuchte, die Erbin von Kavros zu töten.
Unglücklicherweise war das ein beliebter Zeitvertreib.
Ihre Gedanken wanderten zurück zu dem Mann, den sie erschossen hatte. Es tat ihr an sich nicht leid, aber ihr war ein wenig übel. Sie hatte ständig mit einer solchen Situation gerechnet, aber sie hatte noch nie zuvor jemanden töten müssen. Sie erschauerte und schob die Erinnerung daran beiseite.
Wie Leon es sie gelehrt hatte, ging es manchmal einfach nur um die Frage: „Du oder die anderen.“ Sophia blickte über die Schulter zurück, aber noch immer war von ihren Verfolgern nichts zu sehen.
Nachdem die erste Gefahr gebannt war, stieg der Nachgeschmack von Angst in ihr auf: Urplötzlich fühlte sie sich verletzlich, unsicher und allein. Sie schluckte schwer und klopfte ihrem Pferd den Hals zum Dank für die vergangenen Anstrengungen.
„Gutes Mädchen“, flüsterte sie. „Irgendeine Ahnung, wo wir sein könnten?“
Sie wusste nur, dass der nächste Schritt dem Plan zufolge vorschrieb, dass sie die Stute loswerden musste. Sie trennte sich nach dem, was sie durchgemacht hatten, nicht gern von dem Tier, aber es würde einfach weiterlaufen -und wenn die Angreifer seinen Spuren folgten, dann waren sie ihm auf den Fersen und nicht ihr.
Sie würde zu Fuß weitergehen.
Sie dachte an den
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