Im Schloss aus Glut und Leidenschaft
nicht seine Lügen. Ali Pascha hat sein Land vergrößert, seit er vor Jahrzehnten an die Macht kam. Warum sollte irgendjemand von uns naiv genug sein, zu hoffen, dass er jetzt zufrieden ist und mit seinen Eroberungen aufhört, nur weil er die Küste erreicht hat?“
„Hoheit, wie brutal dieser Stammesfürst auch sein mag, er ist nicht so dumm, die britische Marine herauszufordern. Ich stimme Ihnen zu - Ali Pascha ist ein gewalttätiger Abenteurer. Aber er muss noch immer seinem Herrn gegenüber Rechenschaft ablegen, Sultan Mahmud. Vertrauen Sie mir, der osmanische Sultan schreckt niemals davor zurück, lokale Herrscher abzusetzen, wenn sie sich weigern, mit der Politik des Empire konform zu gehen.“ „Aber was ist, wenn Ihre Hoheit recht hat?“, fragte Gabriel den Marquess.
„In dem Fall können wir nichts tun“, erwiderte Lord Griffith. „Selbst wenn Ali Pascha, was höchst unwahrscheinlich ist, Interesse an Kavros hat, dann obliegt es Sultan Mahmud, ihn zurückzuhalten. Da können wir uns nicht einmischen.“
Sophia stieß einen wütenden Laut aus. „Lord Griffith und seine Kameraden haben nur Angst, dem Sultan auf die Zehen zu treten!“
Gabriel nickte. „Mit gutem Grund. Das Osmanische Reich reagiert nicht gerade freundlich auf Beleidigungen“, bemerkte er. Er rieb sich nachdenklich das Kinn. „Wenn wir einen Beweis dafür hätten, dass Ali Pascha damit zu tun hat, dann wäre das eine Sache, aber wenn wir ungerechtfertigte Anschuldigungen gegen einen der mächtigsten Vasallen des Sultans erheben, dann könnten die muslimischen Mächte bis hinunter nach Ägypten unserer Landroute nach Indien erhebliches Kopfzerbrechen bereiten.“
Sie hob die Hände. „Warum läuft es immer auf diesen furchtbaren Kerl hinaus?“
„Ich versichere Ihnen, Hoheit, das hat nichts mit Gier zu tun, sondern mit der Sicherheit Englands“, bemerkte der Diplomat. „Gold und Waren aus dem Handel mit Indien sind notwendig, damit England gegen die viel größeren Rivalen auf dem Kontinent Stärke demonstrieren kann.“ Gabriel runzelte die Stirn und sah von Sophia zu Lord Griffith. „Aber man kann doch nicht alles einfach hinnehmen.“
»Ich habe den türkischen Botschafter aus London herbestellt“, erklärte ihm sein Schwager. „Sobald er hier eintrifft, werde ich ihm unsere Besorgnis erläutern.“ Lord Griffith wandte sich nun an Sophia. „Es ist eine delikate Angelegenheit, aber ich versichere Ihnen, ich werde Ihnen berichten, was immer ich herausfinde. In der Zwischenzeit können wir uns nur in Geduld üben. Wir brauchen mehr Zeit, um unseren Geheimdienst zu aktivieren. Meine Kollegen im diplomatischen Corps nutzen alle zur Verfügung stehenden Quellen, um zu erfahren, wer für den Angriff auf Ihre Gruppe verantwortlich war. Bis wir handfeste Beweise haben, sollten wir keine übereilten Schlüsse ziehen. Bis dahin werden wir alles in unserer Macht Stehende tun, damit Sie in Sicherheit sind. “
„Ich nehme an, da komme ich ins Spiel“, sagte Gabriel spöttisch.
Sowohl Sophia wie auch Lord Griffith sahen ihn an.
Sophia lächelte zufrieden. „Der Major ist einverstanden, Mylord.“
„Ausgezeichnet! Ich werde sofort die Papiere ausstellen lassen.“
„Danke.“ Gabriel nickte ihm zu.
Der Marquess schwieg nun und blickte fragend von einem zum anderen. Verhaltene Neugier zeigte sich auf seinem Gesicht. „Es stimmt also, dass Sie beide ... äh ... einander bereits vorgestellt wurden?“
Sie sahen einander an, dann nickten sie zögernd.
„Ich verstehe“, murmelte er. „Irgendwann müssen Sie mir alles erzählen.“
„Besser nicht, alter Junge“, meinte Gabriel.
Sophia lachte leise auf, presste aber schnell die Finger auf ihren Mund.
Lord Griffith zog eine Braue hoch. „Aha.“
Gabriel warf ihr einen Blick zu, und seine blauen Augen blitzten.
Sophia lächelte und schüttelte den Kopf, doch die Sache war entschieden. Die Geschichte, wie sie einander kennengelernt hatten, würde ihr kleines Geheimnis bleiben.
Das zumindest hatten sie noch.
9. Kapitel
Sophia hatte erklärt, dass sie in vierzehn Tagen in ihre Heimat aufbrechen würde, aber ihre erste dienstliche Angelegenheit sollte vorher noch der große Ball sein, den der hingerissene Prinzregent ihr zu Ehren im Schloss geben würde, um Spenden für das Volk von Kavros zu sammeln.
Vierhundert der wohlhabendsten und mächtigsten Bürger aus den ersten Kreisen der
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