Im Schloss der Traeume
Schlagzeilen zu sorgen. Vielleicht hatte er auch bloß Lust auf ein stilles Intermezzo gehabt - für einen arbeitsscheuen Adligen nichts Ungewöhnliches.
Allerdings war sie enttäuscht wegen der verpassten Chance. Für sie wäre es ein absoluter Glückstreffer gewesen, in ihrem Buch über das Tafelservice der Montecrespi berichten zu können, und sie hatte sich bereits ausgemalt, ein Foto davon als Cover zu nehmen. Wirklich schade, dachte sie, es war ein netter Traum. Sie hatte jedoch schon mit dem Gedanken gespielt, sich noch einmal an das Pressebüro zu wenden.
Carrie beschloss, noch drei Tage zu warten. Wenn sie bis dahin nichts von Leone gehört hatte, wollte sie sich noch einmal mit dem Pressebüro in Verbindung setzen.
Schließlich hatte sie nichts zu verlieren.
Dann würde sie ihm auch das Geld schicken, und zwar als Zahlungsanweisung. Als Leone sich von ihr verabschiedet hatte, hatte sie nämlich ganz vergessen, es ihm zu geben.
In der Zwischenzeit war sie mit ihren Recherchen in den Castello-Werken beschäftigt.
Dr. Lamberti, der ihr sogar ein eigenes kleines Büro zur Verfügung gestellt hatte, war ausgesprochen hilfsbereit, und sie hatte bereits mehrere Filme verknipst. Selbst wenn sie nicht über das legendäre Tafelservice schreiben konnte, hatte sie genügend Material für ein erstklassiges Buch.
Am nächsten Tag erlebte sie eine Überraschung.
Als sie nach Hause kam, erwartete ihre Vermieterin sie bereits. „Das ist für Sie", erklärte Signora Rossi und überreichte ihr einen Brief. „Er wurde heute Nachmittag von einem Boten überbracht." Sie deutete auf das geprägte Emblem in der "Ecke des Umschlags und schaute Carrie bewundernd an. „Anscheinend kommt er vom Palazzo Verde."
Carrie lief nach oben und setzte sich im Schlafzimmer aufs Bett, bevor sie den Umschlag ungeduldig aufriss. Er enthielt einen cremefarbenen Pergamentbogen, den sie vorsichtig auseinander faltete. Der Text war in einer kräftigen Handschrift verfasst:
Liebe Carrie,
ich habe mit meinem Bruder gesprochen. Bitte kommen Sie Freitag abend in den Palast, wenn Sie noch an meinem Angebot interessiert sind. Wenn nicht, rufen Sie die oben angegebene Nummer an. Falls ich nichts von Ihnen höre, lasse ich Sie um zwanzig Uhr dreißig abholen.
Der Brief war schlicht und einfach mit „Leone" unterzeichnet.
Na also! Das Herz klopfte ihr bis zum Hals. Der Playboy hatte tatsächlich sein Versprechen gehalten, und es sah aus, als würde sie kurz vor dem Ziel stehen.
Carrie sprang vom Bett und stieß einen Freudenschrei aus. Ich habe es geschafft!
dachte sie. Sie hatte den Coup ihres Lebens gelandet!
In ihre Aufregung mischte sich jedoch noch ein anderes Gefühl, und zwar Angst.
Carrie erinnerte sich nämlich noch genau daran, was Leone über die Dankbarkeit der Frauen gesägt hatte und dass er sich etwas einfallen lassen würde, wie sie sich ihm gegenüber zu gegebener Zeit erkenntlich zeigen könnte.
Diesmal hat er sich getäuscht, sagte sie sich entschlossen. Alles, was er von mir bekommen wird, ist ein höfliches Danke -und vielleicht eine Flasche Brandy.
Trotz ihrer guten Vorsätze konnte sie aber nicht die Gefühle unterdrücken, die sie jedes Mal verspürte, wenn sie an das bevorstehende Wiedersehen mit ihm dachte.
3. KAPITEL
Leone schob den Plastikvorhang beiseite und ging unter die Dusche. Er hatte einen anstrengenden Tag hinter sich und genoss es nun, den kühlen Wasserstrahl auf dem Rücken zu spüren.
Er hatte fast die ganze Zeit am Steuer des teameigenen Rennwagens gesessen und Runde um Runde in der prallen Sonne gedreht, um das neue Getriebe zu testen, das sie gerade entwickelten. Es war sehr anstrengend gewesen, doch er war sehr zufrieden mit seiner Arbeit.
Leone verbrachte den größten Teil seiner Zeit in der Werkstatt, die er zusammen mit den anderen fünf Mitgliedern seines Teams benutzte. Entweder stand er am Reißbrett, oder er saß im Cockpit eines der Rennwagen.
Leider konnte er nicht jeden Tag dort verbringen, weil er seinen Repräsentationspflichten als Bruder des Herzogs nachkommen musste. Obwohl er diese auf ein Minimum zu reduzieren versuchte, musste er gelegentlich an Empfängen teilnehmen oder offizielle Besucher empfangen. Allerdings holte er die verlorene Zeit immer nach, indem er entweder frühmorgens noch einmal zur Werkstatt fuhr oder spätabends und dann bis weit nach Mitternacht dort blieb. Da er seine Arbeit liebte, machte es ihm nichts aus.
Zum Teil gefiel sie ihm deswegen so gut,
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