Im Schloss der Traeume
Schlafzimmer, um einen letzten prüfenden Blick in den Spiegel zu werfen. Nicht perfekt, aber auch nicht schlecht, dachte sie. Es muss genügen.
Nachdem sie sich noch einmal Mut zugesprochen hatte, schnappte sie sich ihre Handtasche und eilte zur Tür.
Die Fahrt zum Palazzo Verde dauerte ungefähr zwanzig Minuten. Zuerst ging es die kurvenreiche Straße hinunter, dann an der Bucht entlang, die im Mondlicht glitzerte, und schließlich wieder bergauf zu dem atemberaubenden Kap, an dem der dreihundert Jahre alte Palazzo Verde lag.
Als sie darauf zufuhren, hielt Carrie den Atem an. Sie war mittlerweile nicht mehr ängstlich, sondern furchtbar aufgeregt.
Nie hätte sie es sich träumen lassen, einmal den Palast zu betreten, noch dazu als Gast der herzoglichen Familie. Sicher würde es ein unvergesslicher Abend werden, zumal sie in ihrem Buch über das strengbewachte Tafelservice der Montecrespi schreiben durfte.
Der Chauffeur stoppte die Limousine in dem großen gepflasterten Hof, in dem zahlreiche schlanke Palmen und Terrakottakübel mit Pflanzen standen. Dann stieg er aus und ging um den Wagen herum, um Carrie den Schlag zu öffnen.
„Prego, Signorina", murmelte er.
Als Carrie ausstieg, versuchte sie, sich ihre Begeisterung über den herrlichen Anblick nicht anmerken zu lassen. Avis der Nähe war der historische Palast mit seinen Ecktürmchen, den Giebeldreiecken und den elegant geschwungenen Bögen wirklich atemberaubend! Im Schein der Strahler schimmerten die Mauern rotgolden,
„Grazie", erwiderte Carrie leise. Dann blickte sie sich glücklich um. Sie betrachtete es als Privileg, hier sein zu dürfen.
Hinter einer hohen hölzernen Flügeltür, die offenstand, konnte man die luxuriöse Innenausstattung des Palasts erkennen. Die große runde Eingangshalle hatte einen Marmorboden, auf dem kostbare Teppiche lagen. Im Schein der zahlreichen Kristalllüster glänzte er wie ein Spiegel. Unwillkürlich dachte Carrie daran, wie bescheiden dagegen ihr Elternhaus und sogar ihr kleines Apartment in New York wirkten. Das hier war echte Lebensart!
Als Carrie die Eingangshalle betrat, erschien eine Frau in einem dunklen Kostüm, die sie freundlich anlächelte. „Miss Carrie Dünn?" fragte sie höflich. Als Carrie nickte, fuhr sie fort: „Ich bin Flavia. Bitte kommen Sie mit."
Carrie folgte ihr durch die Halle und schließlich mehrere breite Korridore entlang.
Überall standen antike Möbel mit kostbarem Porzellan und antiken Skulpturen, und an den Wänden hingen alte Gemälde. Alles war so phantastisch, dass ihr der Kopf schwirrte.
Schließlich blieb Flavia vor einer geöffneten Tür stehen und bedeutete Carrie hineinzugehen. Carrie war, als würde ihr Herz einen Schlag aussetzen.
„Sie sind also gekommen. Es freut mich, Sie zu sehen."
Vor ihr stand Leone in einem Raum, der ganz in Blau und Silber gehalten war. Es war jedoch nicht der Anblick der herrlichen Ausstattung, der sie so aus der Fassung brachte, sondern der Leones. Er trug einen dunklen Anzug und sah einfach umwerfend gut aus. Kein Sterblicher hatte das Recht, so auszusehen!
Leone kam auf sie zu und küsste sie auf beide Wangen. „Setzen Sie sich, und machen Sie es sich bequem. Ich bringe Ihnen gleich einen Drink."
Obwohl ihr Herzschlag sich wieder normalisiert hatte, war Carrie dankbar dafür, sich setzen zu können, denn sie hatte ganz weiche Knie. Sie zwang sich, den Blick von Leone abzuwenden, und nahm auf dem nächsten Sessel Platz.
Sei doch nicht so albern, sagte sie sich. Na gut, er sieht toll aus, aber reiß dich bloß zusammen! Vergiss nicht, dass alles nur äußerlich ist.
„Was möchten Sie trinken?"
Leone stand so dicht vor ihr, dass sie den Duft seines Aftershaves wahrnahm. Sofort begann ihr Herz schneller zu klopfen.
Entschlossen, sich von ihm nicht aus der Fassung bringen zu lassen, blickte sie zu ihm auf. „Mineralwasser bitte." Erleichtert atmete sie auf. Ihr Herz klopfte wieder langsamer.
„Nur Mineralwasser? Möchten Sie nichts Stärkeres?" Er ging zu einem Tisch, auf dem zahlreiche Flaschen und Gläser standen. Seine Bewegungen waren so geschmeidig wie die eines Panthers.
Schnell verdrängte Carrie den Gedanken. „Nein danke, ich bleibe beim Mineralwasser. Ich trinke nur selten Alkohol."
„Ich auch", erwiderte er lächelnd. „Ich behalte gern einen klaren Kopf. Aber ich hatte einen harten Tag. Deshalb genehmige ich mir ein Glas Champagner."
„Einen härten Tag." Sie verkniff sich eine Bemerkung, obwohl sie sich
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