Im Schloss der Traeume
weil er hier ungestört war und es ausgesprochen locker zuging. Da nur sehr wenige Menschen von seiner heimlichen Leidenschaft wussten, war er hier sicher vor den Paparazzi. Und für seine Mitarbeiter war er Ingenieur, kein Graf. Es gab kein zeitraubendes Protokoll, alle machten einfach ihren Job.
Leone drehte sich um, so dass das Wasser ihm über Gesicht und Schultern lief. An diesem Tag hatte er viel geschafft, auch wenn er sich nicht so ganz auf seine Arbeit hatte konzentrieren können. Er lächelte unwillkürlich. Es überraschte ihn, wie oft er an Carrie denken musste und welche Gefühle sie in ihm hervorrief. Doch es hatte ihn um so mehr beflügelt.
Carrie. Wieder sah er sie vor sich. Ihr attraktives Gesicht mit den funkelnden Augen, der sexy Kurzhaarschnitt, die sche inbar endlos langen Beine ... Er musste diese Frau einfach haben.
Zügig verteilte er den Seifenschaum mit den kräftigen sonnengebräunten Händen auf seinem muskulösen Körper. Er dachte zwar nicht darüber nach, aber durch sein Hobby hatte er eine Statur bekommen, um die ihn viele Männer beneideten. Und die zahlreichen Frauen, die ihn begehrten, taten es nicht zuletzt wegen seines perfekten Äußeren.
Nachdem er den Seifenschaum abgespült hatte, trat er aus der Dusche und nahm das Handtuch, das hinter ihm an der Wand hing. Während er sich abtrocknete, dachte er an den Brief, den Silvestro Carrie am Vortag in seinem Auftrag überbracht hatte.
Bisher hatte sie nicht angerufen, um abzusagen. In der kurzen Mittagspause hatte er im Palast nachgefragt. Es sah also ganz so aus, als würde sie an diesem Abend kommen und als würde sein Plan funktionieren.
Leone warf das nasse Handtuch in den Wäschekorb zu seinen schmutzigen Overalls und ging zu der Bank, auf der seine sauberen Sachen lagen. Beim Anziehen dachte er ein wenig schuldbewusst daran, dass seine Methode, Carrie in den Palast zu locken, vielleicht nicht ganz in Ordnung war. Aber er hatte sofort gemerkt, dass Carrie anders war und er mit plumpen Annäherungsversuchen bei ihr nichts erreicht hätte.
Sobald er angezogen war, fuhr er sich schnell mit den Fingern durchs Haar und verließ den Umkleideraum. Dabei warf er einen Blick auf seine Armbanduhr. In wenigen Stunden würde er Carrie wiedersehen. Bei der Vorstellung verspürte er ein Prickeln.
Seine Gewissensbisse verdrängte er schnell. Er musste Carrie haben, das war das wichtigste. Und manchmal heiligte der Zweck die Mittel.
Carrie hatte mehr als anderthalb Stunden gebraucht, um sich anzuziehen.
Das entsprach überhaupt nicht ihrer Art, denn normalerweise war sie nicht so unentschlossen. Gewöhnlich machte sie ihren Schrank auf, nahm etwas Passendes heraus, zog es an und dachte nicht mehr darüber nach. Doch was sollte man tragen, wenn man einen Termin im Palast eines Herzogs hatte? Keines der Outfits, die sie dafür probierte, schien ihr dafür angemessen.
Was Leone ihr geschrieben hatte, war auch nicht sehr aufschlussreich gewesen. Ob sie dem Herzog persönlich begegnen würde? Ob noch andere Leute anwesend sein würden, oder würde sie mit Leone allein sein? Handelte es sich um ein zwangloses Treffen oder um einen offiziellen Anlass? Würde man sie bitten, zum Abendessen zu bleiben?
Schließlich entschied sie sich für etwas Schlichtes, ein cremefarbenes Kleid, das sie mit einem marineblauen Gürtel und marineblauen Pumps kombinierte. Damit machte sie bestimmt nichts falsch.
Signora Rossi, ihre Vermieterin, war jedenfalls ganz begeistert.
„Wie schön Sie aussehen! So chic, Signorina!" Dann erklärte sie, warum sie bei ihr angeklopft hatte. „Unten wartet ein Wagen auf Sie, Signorina." Wieder trat dieser bewundernde Ausdruck in ihre Augen, als sie hinzufügte: „Es ist eine Limousine. Ich glaube, sie kommt vom Palast."
„Danke, Signora Rossi."
Carrie spürte, wie ihr Magen sich zusammenkrampfte. Eigentlich hatte sie vorgehabt, rechtzeitig fertig zu sein und auf dem Balkon zu warten, wenn der Wagen eintraf.
Doch als sie Signora Rossis Klopfen gehört hatte, war sie völlig aufgelöst auf einem Schuh durch die Wohnung gelaufen, den anderen noch in der Hand.
Jetzt allerdings schaffte sie es, sich ganz ruhig zu geben. „Würden Sie mir bitte einen Gefallen tun?" fragte sie Signora Rossi. „Richten Sie bitte dem Fahrer aus, dass ich gleich komme?"
Während Signora Rossi davon trippelte, sichtlich erfreut darüber, als Vermittlerin zwischen ihrer Untermieterin und dem Palast fungieren zu können, eilte Carrie ins
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