Im Schloss der Traeume
in Ordnung mit dir?"
„Ich bin nur müde", log Carrie. Sie konnte es kaum ertragen, ihm in die Augen zu sehen. Obwohl ihr klar war, dass seine besorgte Miene wahrscheinlich bloß aufgesetzt war, verletzte es sie zutiefst. Du bist eine Närrin, sagte sie sich. „Wenn ich etwas gegessen habe, geht es mir wieder besser", fügte sie hinzu.
Es wurde ein sehr trauriger Abend. Carrie aß ohne Appetit, während sie krampfhaft versuchte, Konversation zu machen, und dabei auf den geeigneten Moment wartete, um Leone zu sagen, was sie sich so sorgfältig zurechtgelegt hatte. Dabei war sie sich ständig seiner forschenden Blicke bewusst.
Nachdem Silvestro ihnen den Kaffee gebracht hatte, beschloss sie, es zu wagen. Da Leone ihn entlassen hatte, brauchte sie auch nicht mehr zu befürchten, dabei gestört zu werden.
Steif lehnte sie sich auf ihrem Stuhl zurück. Ihr war furchtbar elend zumute. „Ich muss dir etwas sagen, Leone", begann sie.
Leone wirkte keineswegs überrascht. Er lehnte sich ebenfalls zurück und betrachtete sie aufmerksam. „Dann schieß los. Ich habe schon die ganze Zeit gemerkt, dass etwas nicht stimmt."
Er hatte sich also nicht täuschen lassen. Das machte es ihr etwas leichter.
Sie atmete einmal tief durch. „Es fällt mir zwar schwer, aber es ist wohl an der Zeit, dir etwas zu gestehen."
„Gestehen?" Mit hochgezogenen Augenbrauen erwiderte er ausdruckslos ihren Blick.
„Ich fürchte ja."
Ihre Kehle war wie zugeschnürt. Jetzt kann ich noch einen Rückzieher machen, ging es Carrie durch den Kopf. Plötzlich verspürte sie Panik. Sie konnte ihm sagen, dass es nur ein Scherz gewesen war.
Dann besann sie sich jedoch auf ihren Stolz und rief sich ins Gedächtnis, dass Leone sie ausgenutzt und hintergangen hatte.
Daher räusperte sie sich und zwang sich fortzufahren. „Ich fühle mich ganz schrecklich. Sicher wirst du mich dafür hassen, aber ... ich bin dir gegenüber leider nicht ganz ehrlich gewesen..."
Leone schwieg und sah sie weiterhin an.
„Weißt du, was ich.dir verschwiegen habe ... was ich dir von Anfang an hätte sagen sollen, ist, dass ich in den Staaten einen Freund habe. Sein Name ist Bud, und er ist mehr als ein guter Freund. Ich meine, wir sind so gut wie verlobt." Sie befeuchtete sich die Lippen mit der Zungenspitze. „Und ich fürchte, jetzt bin ich in der Klemme.
Er hat heute morgen angerufen, um mir zu sagen, dass er mich hier besuchen will."
Als sie verstummte, entstand ein unangenehmes Schweigen. Es war der schlimmste Moment ihres Lebens.
„Du hast recht. Du hättest es mir sagen sollen", erklärte Leone schließlich. „Es wundert mich, dass du es nicht getan hast.'1
•
Sein Tonfall war so kalt, dass sie zusammenzuckte. Nie hätte sie es für möglich gehalten, dass Leone einmal so mit ihr reden würde.
„Es hat sich nicht ergeben", erwiderte sie steif.
Wieder entstand ein beklemmendes Schweigen, und er musterte sie kalt.
„Es hat sich nicht ergeben?" Er lächelte bitter. „Ich würde sagen, es hat sich jedes Mal ergeben, wenn wir zusammen waren, wenn ich dich geküsst habe und wenn wir miteinander geschlafen haben."
„Ich meine, du hast mich nie danach gefragt."
„Stimmt, das habe ich nicht. Normalerweise muss man auch nicht danach fragen."
Ja, jetzt hasste er sie, daran bestand kein Zweifel. Leone. Machte es nichts aus, mit Frauen wie ihr zu spielen, aber er mochte es nicht, wenn man mit ihm spielte. Um so besser, dachte Carrie. Alles war genau nach Plan verlaufen. Er würde nun auf keinen Fall versuchen, sie zum bleiben zu bewegen. Vermutlich konnte er es gar nicht erwarten, sie hinauszukomplimentieren.
Sie senkte den Blick und wünschte, endlich gehen zu können. Sie hatte erreicht, was sie wollte, aber ihr war hundeelend zumute.
„Es tut mir leid, dass ich es dir nicht eher gesagt habe", meinte sie leise.
„Oh, bei mir brauchst du dich nicht zu entschuldigen. Entschuldige dich lieber bei deinem Verlobten." Einen Moment musterte Leone sie verächtlich, dann straffte er sich und warf einen Blick auf seine Armbanduhr. „Unter den gegebenen Umständen würde ich sagen, dass es wohl eine gute Idee war, diesen Abend früh zu beenden."
Schließlich warf er seine Serviette auf den Tisch. „Sobald du deinen Kaffee ausgetrunken hast, würde ich dich gern nach Hause bringen."
Leone fuhr sie allerdings nicht selbst nach Hause. Während Carrie ihre Jacke holte, ging er zum Telefon, und als sie kurz darauf nach unten kamen, wartete dort eine Limousine
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