Im Schloss unserer Liebe
Wohlstand brachte.
Nun waren sie alle zur Krönung nach Alp de Ciel gekommen: Fürst Raoul von Alp d’Azuri mit Fürstin Jessica, ihrem Sohn Edouard und den Zwillingstöchtern Nicky und Lisle. In der nächsten Kirchenbank saßen Fürst Maxim von Alp d’Estelle mit seiner Philippa und den Kindern Marc, Sophie und Claire. Nikolai von Alp de Montez und Fürstin Rose hatten noch nicht Platz genommen, weil sie Brautführer und Brautführerin waren.
Ja, so war es in Alp de Ciel ausgemacht: Krönung und Hochzeit fanden zusammen statt.
„Wir können doch die Würdenträger nicht so schnell wieder herbitten“, hatte Rafael gesagt. „Sie, Crater, haben es mit der Krönung eilig. Kelly und ich mit der Hochzeit. Außerdem lässt sich Anna nicht zweimal in einem Monat von New York weglocken. Also werden wir beide Feste miteinander verbinden.“
Und nun war die alte Kathedrale der Hauptstadt zum Bersten voll. Mit Würdenträgern befreundeter Staaten, aber auch Vertretern aller Stände und Berufe des eigenen Landes. Außerdem hatte Kelly ihre Kollegen vom Freilichtmuseum eingeladen. Manche hatten sich tatsächlich freinehmen können. Pete, der Älteste von ihnen, sollte Kelly dem Brautführer übergeben. Und Anna war nicht allein, sondern mit den Kids angereist.
„Die Herrschaft des Volkes für das Volk soll sofort beginnen.“ Damit hatten Rafael und Kelly die für Craters Geschmack etwas zu bunt zusammengewürfelte Gästeliste begründet.
Wo er hinsah, überall bemerkte er Zustimmung, auch am Ende der ersten Bank, wo der kleine Prinz saß, ungeduldig darauf wartend, Kelly und Rafael die Ringe zu bringen, wenn es so weit war.
Wegen der Verlobung seiner Mutter mit seinem geliebten Onkel Rafael war Matty geradezu aus dem Häuschen geraten. Wenig prinzenhaft hatte er Luftsprünge gemacht und Freudentänze aufgeführt. Seit dem überstandenen Unglück wehte im Schloss ein frischer Wind. Matty war fast aller Pflichten enthoben worden und durfte, solange er wollte, bei den neugeborenen Welpen verbringen.
Drei Viertel seiner Unterrichtsstunden bei Crater waren gestrichen. „Er hat genügend Zeit, um seine Pflichten zu lernen“, hatte Kelly erklärt. „In den kommenden zwanzig Jahren liegen sie in den Händen seiner Eltern.“
Seine Eltern …
Ja, die hatte er nun. Der kleine Prinz fand es wunderbar. Rafael würde ihm ein guter Vater sein. Und Matty machte keinen Hehl daraus, wie sehr er seine Mutter liebte. Jeden Morgen schlüpfte er zu ihr ins Bett, um sie mit Küssen und Umarmungen zu wecken.
„Hiermit erkläre ich euch zu Mann und Frau …“
Rafael nahm von Matty den Ring entgegen und streifte ihn seiner Braut über den Finger. Seine Braut … Kelly, die dieser fürstlichen Hochzeit mit so viel Vorfreude und Hingabe entgegengesehen hatte. Wunderschön sah sie aus in dem prächtigen Kleid. Wie eine Prinzessin. Die Goldstickereien ihrer Drachenschleppe glänzten im Sonnenlicht, das durch die alten bunten Kirchenfenster hereinfiel. Geradezu majestätisch sah sie aus.
Vor allem aber wie eine verliebte Frau. Als sie ihren Bräutigam anlächelte, ging ein Raunen durch das Kirchenschiff.
Crater fuhr sich verstohlen über die Augen. Als ihm wieder einfiel, dass sich nun alle vier Alpenländer zu einer Föderation zusammenschließen wollten, ließ er wie alle anderen seinen Tränen freien Lauf.
Diese vier Prinzenpaare … Und nun überwältigte Crater eine Erkenntnis: Es stimmte, was die Leute sagten: Liebe sei eine Macht. Gerade jetzt und hier feierte sie einen weiteren Sieg.
Am nächsten Morgen, dem ersten ihres Ehelebens, taten Kelly und Rafael das, was sie weiterhin tun wollten: Sie ritten in der Morgendämmerung aus.
Zur Hochzeit hatten sie sich gegenseitig ein Pferd geschenkt. Blaze gehörte Matty, auch wenn der Junge noch zu klein war, ihn zu reiten. Rafael brauchte also ein eigenes Tier. Und Kelly sowieso.
Zwei Tage hatten sie sich während der Vorbereitungen zu den Feierlichkeiten davongestohlen, um sich Pferde anzusehen. Als Erstes hatten sie Kellys Stute gefunden, ein dreijähriges, furchtloses und gleichzeitig sanftes Tier. Der herrliche Apfelschimmel hörte auf den Namen Cher.
Um Nero zu finden, waren Kelly und Rafael bis nach Italien gereist. Der Rappe erschien ihnen erst zu groß und zu kräftig, doch als Rafael aufsaß, war für ihn die Entscheidung gefallen.
Nun ritten sie gemächlich Seite an Seite, schweigend, versunken in das Glück ihrer Hochzeitsnacht, überwältigt von dem Schritt, den sie
Weitere Kostenlose Bücher