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Im Schutz der Nacht

Titel: Im Schutz der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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schlafen. Mir ist immer noch kalt, und der morgige Tag wird schwer. Bitte. Ich brauche dich heute Nacht an meiner Seite.«
    Er war ausgekühlt und müde. Die Bitte traf direkt in ihr Herz. »Dreh dich um«, flüsterte sie; er drehte ihr mühselig schnaufend den Rücken zu. Sie deckte sie beide mit der zweiten Wolldecke zu, zog sie dann gerade und beugte sich noch einmal aus ihrer Höhle, um das untere Ende unter ihren Füßen festzustopfen. Auch ihre Füße waren eisig, weshalb Cate sie instinktiv an die Socken über seinen Waden drückte, sobald sie sich wieder an seinen Rücken geschmiegt hatte.
    Er war schon halb eingeschlafen, seufzte aber zufrieden und kuschelte sich enger an sie. Cate schob den einen Arm unter ihren Kopf und legte den anderen über seine Taille, bevor sie ihre Schenkel in die Mulde unter seinem Hintern drückte. Erst jetzt fiel ihr ein, dass die Wunden an seiner Schulter und seinem Arm noch einmal versorgt werden mussten, aber er hatte innerhalb der letzten dreißig Sekunden so ruhig und tief zu atmen begonnen, dass sie ihn nicht aufwecken wollte.
    Ganz langsam begann sich Wärme in ihr auszubreiten, begleitet von angenehmer Müdigkeit. Hinter der Kartonwand wurde es allmählich leiser, weil die anderen ebenfalls zur Ruhe zu kommen versuchten. Die Männer hatten Wachen aufgestellt, hatte Sherry gesagt; hier unter der Erde konnten die Kugeln sie nicht treffen. Bis zum nächsten Morgen waren sie relativ sicher, und dann konnten sie herausfinden, was genau eigentlich passiert war. Es gab keinen Grund für Cate, wach zu bleiben.
    Sie schmiegte sich an seinen Rücken und ließ ihre freie Hand von seiner Taille über seinen Bauch bis zur Brust aufwärtsgleiten. Als sie sein Herz unter ihren Fingern schlagen spürte, schlief sie ein.
    Nachdem er getroffen worden war, kämpfte sich Teague hoch. Er konnte nichts mehr sehen; das Blut strömte aus der Wunde oben an seiner Stirn, rann ihm in die Augen und blendete ihn. Grässliche Schmerzen hämmerten in seinem Kopf wie ein satanischer Trommelwirbel. Was war verfickt noch mal passiert? Er wusste nicht mehr, wo er war; seine herumirrenden Hände ertasteten nichts, was ihm vertraut vorkam, nur Steine und noch mehr Steine. Er war im Freien, so viel war klar. Aber wo, und warum?
    Er wartete ab, weil er aus Erfahrung wusste, dass die Erinnerung einsetzen würde, sobald er wieder bei vollem Bewusstsein war. Einstweilen presste er die Hand auf die Platzwunde, um den Blutverlust zu verringern und ohne auf die zusätzlichen Schmerzen zu achten, die dieser Druck auslöste.
    Das Erste, woran er sich erinnerte, war ein mörderisch greller Lichtblitz und ein mächtiger Schlag, als hätte ihm ein Riese die Faust gegen die Stirn gedonnert.
    Getroffen, dachte er und verwarf den Gedanken sofort wieder. Wenn er eine Kugel in die Stirn bekommen hätte, würde er wohl kaum hier herumliegen und sich den Kopf darüber zerbrechen. Also hatte ihn der Schuss verfehlt, aber nur knapp. Sein Gesicht fühlte sich an, als würde es in Flammen stehen oder als hätte ihm jemand die Haut abgezogen. Offenkundig war die Bleikugel in den Felsbrocken unter seinem Gesicht eingeschlagen und hatte ihn mit Steinsplittern bombardiert.
    Sobald in seinem Kopf das Wort »Bleikugel« auftauchte, dachte er »Flinte«, und im nächsten Moment war die Erinnerung wieder da. Das war das tiefe Dröhnen gewesen, das er gehört hatte, und zwar so kurz nach seinem eigenen Schuss, dass sich die beiden Geräusche überlagert hatten.
    Er fragte sich, wer außer ihm den Flintenschuss gehört hatte; warum hatte sich niemand über Funk gemeldet und sich nach ihm erkundigt? Seine Gedanken waren immer noch so zäh, dass mehrere Sekunden verstrichen, bevor er begriff, dass er bewusstlos gewesen war und das Funkgerät gar nicht gehört hätte, falls jemand versucht haben sollte, Verbindung mit ihm aufzunehmen.
    Das Funkgerät. Genau. Er tastete danach und spürte es an seinem Gürtel, wo es auch hängen sollte; er zog es ungeschickt ab, weil seine Finger vom Blut nass waren, doch dann hielt er plötzlich vorsichtig inne. Wenn er das Funkgerät fallen ließ, würde er es womöglich nicht wiederfinden. Vorsichtig und darauf bedacht, dass er es fest in der Hand hielt, legte er den Finger auf die Sprechtaste und hielt inne.
    Natürlich konnte er Hilfe rufen. Scheiße, er brauchte Hilfe. Aber hilflos war er nicht. Er konnte das auch alleine schaffen. Wer im Wolfsrudel mitlief, durfte keine Schwäche zeigen, sonst wurde er

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