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Im Schutz der Nacht

Titel: Im Schutz der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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würde ich mindestens außer Landes fliehen. Andererseits ist man wahrscheinlich entschieden zu blöd, um das Land zu verlassen, wenn man schon so blöd ist, Bandini aufs Kreuz legen zu wollen.«
    »Oder du bist schlau genug, um eine falsche Spur zu legen.« Oder du warst verzweifelt, schoss es Yuell durch den Kopf. Layton war Buchhalter, verdammt noch mal. Er war vielleicht unerfahren oder sogar naiv, aber er war bestimmt nicht dumm. Es wäre unklug, ihn zu unterschätzen. Eventuell hatte er einen Extrasatz Kleider und eine zusätzliche Reisetasche gekauft und beides zur Ablenkung in der Pension zurückgelassen, während er selbst längst woandershin unterwegs war. Aber auch wenn Yuell wusste, dass die Sachen, die Layton zurückgelassen hatte, womöglich nur als Köder dienten und ihn nur wertvolle Zeit kosten würden, musste er seine Männer hinschicken, um sie zu sichten und nach dem Memorystick zu suchen.
    »Du glaubst, das hat er gemacht?«, fragte Hugh.
    Yuell zog die Schultern hoch. »Wer weiß? Möglich. Ich will, dass ihr morgen alles genau inspiziert; wenn euch auch nur die kleinste Kleinigkeit auffällt, will ich es wissen. Schaut nach, ob die Kleider neu sind, die er zurückgelassen hat. Genau wie bei der Tasche.« Er überreichte ihm die Akte mit den Informationen, die er in den letzten Stunden zusammengetragen hatte. »Das ist alles, was ich über den Kerl weiß.«
    Hugh betrachtete eingehend das Foto, das Bandini Yuell ausgehändigt hatte, bis er sich Laytons Gesicht genau eingeprägt hatte. Dann las er alles über Laytons Elternhaus und seine Ausbildung und speicherte sämtliche Informationen, die Yuell neben und hinter den trockenen Zahlen ausgegraben hatte. Yuell beobachtete sein Mienenspiel und sah, wie Hugh zu demselben Schluss kam wie er zuvor. »Bis zu den Ohren in der Scheiße«, bekundete Hugh schließlich, »aber nicht dumm.«
    »Genau das meine ich auch. Ihm wurde eine Übernachtung in einem Bed and Breakfast in Trail Stop, Idaho berechnet; man sollte doch annehmen, er weiß, dass man alles nachvollziehen kann, womit seine Kreditkarte belastet wird, oder? Warum hat er dann damit bezahlt?«
    Bevor Hugh das beantworten konnte, traf Kennon Goss ein. Goss hatte etwas Kaltes, Emotionsloses und absolut Skrupelloses an sich, das er jedoch normalerweise hervorragend zu verbergen verstand; seine Aufträge erfüllte er mit der Sturheit einer Bulldogge. Yuell setzte Goss immer ein, wenn eine Frau im Spiel war; er war blond und gutaussehend und hatte etwas an sich, das die Frauen blindlings auf ihn reagieren ließ. Weil er so gut aussah, dass man sich an ihn erinnerte, musste Goss doppelt wachsam sein und doppelt geschickt jeden Verdacht zerstreuen. Dennoch machte er keinen Hehl daraus, dass er es vorzog, alle modernen Annehmlichkeiten nutzen zu können. Für ihn war ein Hotel ohne Internet-Hotspot, Zimmerservice rund um die Uhr und ein Schokoladestückchen auf dem Kopfkissen eine Bruchbude.
    Yuell brachte Goss auf den neuesten Stand in Sachen Jeffrey Layton. Goss beugte sich vor und ließ den Kopf in die Hände sinken. »Kuhkaff, Idaho«, stöhnte er. »Wir werden zwei Tage brauchen, um überhaupt hinzukommen. Bestimmt müssen wir von Seattle aus mit dem Güterzug fahren.«
    Yuell verkniff sich ein Grinsen. Er wäre liebend gern auf dieser Mission dabei gewesen, nur um zu sehen, wie sich Goss gegen Mutter Natur schlug. »Man kommt viel näher hin als Seattle. Überall in Idaho gibt es kleine Flugplätze. Von Boise aus müsst ihr eine Privatmaschine nehmen, aber wenn ihr erst gelandet seid, dürfte die Fahrt nicht mehr allzu lang dauern. Ich besorge euch etwas mit Allradantrieb.«
    Es folgte ein unterdrücktes Stöhnen, dann bettelte Goss: «Bitte keinen Pick-up. Ich flehe dich an.«
    »Ich werde sehen, was ich tun kann.«
    Während er sich von Yuell die Situation und die diversen Möglichkeiten umreißen ließ, verspürte Kennon Goss ein aufkeimendes Glücksgefühl, da sich ihm noch ganz andere Möglichkeiten auftaten.
    Er hasste Yuell Faulkner mit jeder Faser seines Körpers und hatte doch seit über zehn Jahren mit ihm und für ihn gearbeitet; von Anfang an hatte er seinen Hass unterdrückt, damit er funktionieren konnte, während er geduldig Ausschau hielt und auf die perfekte Gelegenheit wartete. Während dieser Zeit war er in vielerlei Hinsicht dem Mann, der ihm so verhasst war, immer ähnlicher geworden, eine Ironie, die ihm nicht entgangen war. Im Lauf der Jahre waren seine eigenen Emotionen

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