Im Schutz der Nacht
Sozialversicherung zu knacken, brauchte es etwas mehr Finesse, weil er sich über einen anderen, legalen User einschleusen lassen musste; er ließ nicht locker, bis er es geschafft hatte, weil der Gewinn die Mühe bei Weitem überwog. Die Sozialversicherungsakte war der Zauberschlüssel zum Leben eines Menschen und zu allen Informationen über ihn; damit lag Laytons Leben offen in seiner Hand.
Armstrong rief über sein Handy von Laytons Haus aus an. Das war eine der ersten Regeln, die Yuell seinen Leuten einschärfte: Niemals ein fremdes Telefon benutzen. Auf diese Weise konnte kein Polizist die Wahlwiederholungstaste drücken und herausfinden, wer zuletzt angerufen worden war. Und so tauchte auch kein auffälliger Verbindungsnachweis in den Akten der Telefongesellschaft auf. Yuells Regel war in Granit gemeißelt: Benützt eure eigenen Handys. Als zusätzliche Vorsichtsmaßnahme verwendeten sie ausschließlich Prepaid-Handys. Wenn sie aus irgendeinem
Grund annahmen, dass die Nummer auffällig geworden war, kauften sie einfach ein neues Telefon.
»Jackpot«, sagte Armstrong. »Das Arschloch hat alles aufgehoben.«
Yuell hatte gehofft, dass Layton als braver Buchhalter genau das tun würde. »Was hast du gefunden?«
»Praktisch sein ganzes Leben. Er hat den ganzen wichtigen Scheiß wie die Geburtsurkunde, die Sozialversicherungskarte oder die Kreditkartennummern in einem Wandsafe aufbewahrt.«
Genau darum hatte er Armstrong geschickt, denn es hatte die Möglichkeit bestanden, dass Layton vorsichtig genug war, einen Safe einbauen zu lassen; die kleinen, im Handel erhältlichen Safes waren für Armstrong ein Kinderspiel, und bei den meisten Sonderanfertigungen brauchte er nur geringfügig länger. »Die Sozialversicherungsnummer habe ich schon. Gib mir seine Kreditkartennummern, dann legst du alles zurück und hinterlässt es genauso, wie du es gefunden hast.«
Armstrong begann die Nummern sowie den Sicherheitscode der verschiedenen Kreditkarten abzulesen. Layton hatte tonnenweise Karten, das Erkennungszeichen für jemanden, der mehr Geld ausgab, als er sich leisten konnte. Vielleicht hatte ihn das zu der wahnsinnigen Tat getrieben, Bandini zu erpressen, wobei Yuell das Warum nicht wirklich interessierte. Das dumme Arschloch hatte ihn in Bandinis Umlaufbahn gezogen, und jetzt hatte Yuell nur die Wahl, seinen Job zu erledigen oder seinerseits unterzutauchen.
Einen Moment spielte er mit dem Gedanken, genau das zu tun; seinen Männern zu erklären, dass sie sich in alle Winde verstreuen sollten, sein Geld zu nehmen und ein paar Jahre lang zu verschwinden, am besten nach Fernost. Aber Bandinis Arm war lang, und er war nicht zu Unrecht als so brutal verrufen. Yuell war klar, dass er bis an sein Lebensende keine ruhige Minute mehr hätte, sondern ständig auf den Schuss in den Hinterkopf oder das Messer in die Nieren warten würde, und so viel war ihm Laytons Leben nicht wert. Layton war ein toter Mann, so oder so. Wenn Yuell den Job nicht erledigte, würde es ein anderer tun.
Er begann die Kreditkartenliste abzuarbeiten. Layton besaß zwei Karten von American Express, drei von Visa, eine von Discover und zwei MasterCards. Yuell begann sich methodisch über andere, legale Nutzer in die Datenbanken der Kreditkartenfirmen einzuschleusen, um keinen Alarm auszulösen, und suchte dort nach neuen Lastschriften. Bei der zweiten Visacard stieß er auf Gold: eine am Vortag eingegangene Lastschrift von einem Bed and Breakfast in Trail Stop, Idaho.
Bingo.
Wie blöd war dieser Kerl eigentlich? Er hätte bar bezahlen, unter dem Radar bleiben und sich etwas Zeit lassen sollen, um seine Spuren zu verwischen. Dass er eine Kreditkarte benutzt hatte, ließ darauf schließen, dass er gefährlich wenig Bargeld bei sich hatte, was wiederum gefährlich dumm war, denn wer zum Teufel würde sich auf so ein Husarenstück einlassen, ohne ein dickes Bündel Bargeld in der Hand zu halten?
Yuell lehnte sich zurück und überlegte angestrengt. Vielleicht war diese Kreditkartenabbuchung nur eine Finte. Vielleicht hatte Layton das Zimmer gebucht und dann weder angerufen, um die Reservierung zu stornieren, noch sein Zimmer in Anspruch genommen; die meisten Hotels und Pensionen berechneten eine Nacht, wenn sie ein Zimmer frei gehalten hatten und der Gast nicht aufgetaucht war. Vielleicht tat Mr Layton nur so dumm und war in Wahrheit ziemlich gewitzt.
Er notierte den Namen der Pension und suchte die Telefonnummer heraus. Zu überprüfen, ob Layton
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