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Im Schutz der Nacht

Titel: Im Schutz der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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Mr Harris’ Kleidern zu zerren«, sagte sie, »sonst ziehst du ihn noch aus.«
    Kaum hatte sie die Worte ausgesprochen, da spürte sie schon, wie sie rot anlief. Was war mit ihr los? Sie war seit Jahren nicht mehr rot geworden, aber seit gestern hatte sie den Eindruck, nur noch zu erröten. Alles, was sie sagte, kam ihr plötzlich zweideutig vor, wenn nicht gar eindeutig, und ja, die Vorstellung, Calvin die Kleider vom Leib zu reißen, war eindeutig erotisch.
    Die Erkenntnis traf sie wie ein Hammerschlag.
    Calvin? Erotisch?
    Weil er sie gestern gerettet hatte? Sah sie ihn seither als Helden und reagierte unbewusst mit ihren steinzeitlich geprägten weiblichen Instinkten auf diese Demonstration von Stärke? Sie hatte einige Kurse in Anthropologie belegt, weil ihr das Thema interessant erschienen war, und wusste seither, wie sexuelle Instinkte funktionierten. Genau das musste es sein. Frauen reagierten auf kräftige, mächtige oder heldenhafte Männer. Für die Höhlenmenschen war das gleichbedeutend gewesen mit höheren Überlebenschancen. Heutzutage hatten Frauen das nicht mehr nötig, aber die alten Instinkte funktionierten immer noch; wie hätte man sonst erklären können, warum Donald Trump einen solchen Reiz auf so viele Frauen ausübte?
    Die Erkenntnis entspannte sie. Jetzt wusste sie, was diese ungewöhnliche Empfindsamkeit hervorgerufen hatte, und konnte damit umgehen.
    Sie stellte Marbury die Zwillinge vor, die natürlich sofort seine Pistole bemerkten und sich daraufhin mit ehrfürchtig großen Augen erklären ließen, dass er ein Polizist war, obwohl er zu ihrer Enttäuschung keine Uniform trug. Wenigstens waren sie so lange abgelenkt, dass Cate Calvin fragen konnte: »Wie viel bin ich schuldig?«
    Er angelte die Quittung für das Schloss aus der Hosentasche und reichte sie ihr. Ihre Finger berührten sich, und sie kämpfte gegen einen Schauer an, der ihren ganzen Körper durchlaufen wollte, während sie aus heiterem Himmel daran denken musste, wie diese kräftigen Hände die Flinte gehalten hatten und sich der Finger um den Abzug gespannt hatte. Außerdem fiel ihr wieder ein, wie er sie und Neenah danach in den Arm genommen hatte und wie warm und Zuversicht vermittelnd seine Arme gewirkt hatten, während sich der dünne Körper unter dem ausgebeulten Overall erstaunlich fest und muskulös angefühlt hatte.
    O verflucht. Sie wurde schon wieder rot.
    Er nicht.

12
    »Und«, meinte ihre Mutter beiläufig, als sie am Abend auf den Betten der Jungs saßen und ihre Sachen packten, »ist da was zwischen dir und diesem Calvin Harris?«
    »Nein!« Vor Schreck hätte Cate beinahe die Jeans fallen lassen, die sie gerade zusammenfaltete, und starrte ihre Mutter an. »Wie kommst du auf die Idee?«
    »Einfach ... so.«
    »Wie genau?«
    »Durch die Art, wie ihr miteinander umgeht. Irgendwie verlegen, während ihr euch gleichzeitig verstohlen mustert. «
    »Ich habe ihn bestimmt nicht >verstohlen gemusterte«
    »Wenn ich nicht deine Mutter wäre, könntest du mit diesem entrüsteten Tonfall vielleicht durchkommen. So aber kenne ich dich zu gut.«
    »Mom! Da ist nichts zwischen uns. Ich kann nicht ... ich habe nicht mehr ...« Sie verstummte, ließ die Hände in den Schoß sinken und strich mit den Fingern über das kleine Kleidungsstück. »Nicht seit Dereks Tod. Ich habe keine Lust, mit jemandem auszugehen.«
    »Das solltest du aber. Inzwischen sind drei Jahre vergangen.«
    »Ich weiß.« Aber etwas zu wissen und etwas zu tun war zweierlei. »Es ist nur so ... die Jungs und die Pension kosten mich so viel Zeit und Energie ... wenn da noch etwas, noch jemand dazukäme, würde das meine Kräfte übersteigen. Außerdem habe ich ihn nicht verstohlen gemustert«, ergänzte sie. »Ich war heute nur nervös, weil Marbury eine Aussage von mir haben wollte und ich nicht wusste, ob Calvin ihm erzählt hatte, dass er Huxley k.o. geschlagen hat. Wenn ich ihn >gemustert< habe, dann nur deswegen.«
    »Er schaut dich an.«
    Jetzt musste Cate lachen. »Und wendet den Blick sofort wieder ab, weil er rot anläuft. Er ist unendlich schüchtern. Ich glaube, in den letzten zwei Tagen habe ich ihn mehr sprechen hören als in den vergangenen drei Jahren, die wir hier leben. Gib nicht zu viel auf seine Blicke. Wahrscheinlich mustert er jeden verstohlen.«
    »Nein, tut er nicht. Außerdem ist mir nicht aufgefallen, dass er besonders schüchtern wäre. Während er das neue Schloss in die Speichertür eingebaut hat und die Jungs praktisch auf

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