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Im Schutz der Nacht

Titel: Im Schutz der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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ihm herumgekrabbelt sind, hat er mit mir genauso unbeschwert geplaudert wie mit Sherry oder Neenah.«
    Cate hielt inne und rief sich ins Gedächtnis, wie sie Calvins Plauderei mit Sherry belauscht hatte. Anscheinend gab es Menschen, mit denen er sich wohlfühlte, und sie ge-hörte nicht dazu. Bei diesem Gedanken spürte sie einen eigenwilligen kleinen Stich in der Magengegend. Sie scheute instinktiv davor zurück, dem Gefühl auf den Grund zu gehen, und konzentrierte sich stattdessen auf das Gespräch. »Wie dem auch sei. Bevor du anfängst, uns zu verkuppeln, solltest du kurz nachdenken: Keiner von uns beiden ist ein besonders guter Fang. Ich bin chronisch pleite und habe zwei Kinder. Er ist Hilfsarbeiter. Bei uns stehen die Anwärter nicht gerade Schlange.«
    Sheilas Lippen zuckten unter einem heimlichen Lächeln. »Wenn ihr wirklich gleichwertig seid, würdet ihr wahrscheinlich ein gutes Paar abgeben.«
    Cate wusste nicht, ob sie das erheitern oder erschrecken sollte. Sie war auf einer Ebene mit einem Gelegenheitsarbeiter? Ihre Eltern hatten sie nicht zum Snob erzogen, doch sie hatte früher in einem großen Unternehmen gearbeitet und von daher Ziele. Keine besonders ehrgeizigen Ziele, aber dennoch Ziele. Soweit sie sehen konnte, war Calvin mit seinem Leben, so wie es war, vollauf zufrieden. Andererseits gab es in ihrer augenblicklichen Position als selbstständige Pensionswirtin wohl kaum etwas Praktischeres als einen eigenen Handwerker. Ohne ihn hätte sie die vergangenen drei Jahre weiß Gott nicht überlebt.
    Sie lachte kurz auf. »Weißt du, ich habe wirklich mit dem Gedanken gespielt, ihn zu fragen, ob er einziehen will.«
    Ihre Mutter blinzelte überrascht.
    »Ob ich ihm im Tausch gegen kostenlose Reparaturen freie Kost und Logis anbiete«, erklärte Cate lachend und stand auf, um die Unterwäsche der Jungs aus der Kommode zu nehmen. Da sie ohnehin aufgestanden war, streckte sie kurz den Kopf aus der Tür, um nach den Zwillingen zu sehen, die im Korridor mit ihren Autos und Lastern spielten. Cate hatte sie nach draußen geschickt, damit ihre Mutter und sie in Ruhe packen konnten, ohne dass die beiden ihnen halfen, was garantiert in einer Katastrophe geendet hätte. Sie hatten aus Bausteinen eine Art Fort errichtet, das sie mit ihren Autos immer wieder zum Einsturz brachten. Damit waren sie bestimmt länger beschäftigt.
    »Schätzchen, es ist wirklich Zeit, dir zu überlegen, ob du nicht wieder mit Männern ausgehen solltest«, fuhr Sheila fort. »Obwohl die Auswahl hier weiß Gott so bescheiden ist, dass praktisch nur Calvin in Frage kommt. Wenn du wieder nach Seattle ziehen würdest...«
    Aha, das also war der Grund für das plötzliche Interesse, das ihre Mutter an Calvin zeigte. Cate verzog betrübt das Gesicht. Es war nur ein weiterer Feldzug, sie aus Idaho zurückzuholen.
    Cate wartete, bis ihre Mutter Luft holen musste, und nahm dann ihre Hand. »Mom, weißt du, welcher deiner vielen, vielen Ratschläge mir immer der kostbarste war?«
    Sheila zog ihre Hand zurück und kniff misstrauisch die Augen zusammen. »Nein, welcher?«
    »Als Derek starb, hast du mir prophezeit, dass viele Menschen mir raten würden, mein Leben weiterzuleben und neue Männer kennen zu lernen, und du hast mich damals ermahnt, auf keinen davon zu hören, nicht einmal auf dich, weil die Trauer ihrem eigenen Fahrplan folgt und bei jedem anders aussieht.«
    Wenn Sheila etwas gar nicht leiden konnte, dann mit ihren eigenen Waffen geschlagen zu werden. »Ach du mein Gott!«, entrüstete sie sich scheinbar angewidert. »Sag bloß, du bist auf dieses sentimentale Gewäsch reingefallen!«
    Cate lachte los und kippte rückwärts quer über Tanners Bett, beide Fäuste siegreich zur Zimmerdecke erhoben.
    Sheila bewarf sie mit einem Paar zusammengerollter Socken. »Undankbares Balg!«, beschwerte sie sich.
    »Ja, ich weiß, du lagst zwanzig Tage in den Wehen ...«
    »Zwanzig Stunden. Sie kamen mir nur wie zwanzig Tage vor.«
    Die Jungs kamen hereingerannt. »Mommy, was ist so lustig?«, wollte Tucker wissen und hüpfte links von ihr auf das Bett.
    »Was ist so lustig?«, echote Tanner und hüpfte rechts von ihr auf das Bett.
    Cate nahm beide in die Arme. »Mimi. Sie hat mir lustige Geschichten erzählt.«
    »Was für Geschichten?«
    »Aus der Zeit, als ich noch ein kleines Mädchen war.«
    Ihre Augen wurden immer größer. Dass ihre Mommy ein kleines Mädchen gewesen sein sollte, war einfach unglaublich. »Hat dich Mimi da schon gekannt?«,

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