Im siebten Himmel mit dem Milliardär
entgegen.
„Hey, Mom. Was gibt’s denn?“
„Wo steckst du, Lexi? Ich habe immer wieder versucht, dich zu erreichen.“ Im Hintergrund waren Gelächter und das Klappern von Geschirr zu hören. Ihre Eltern hatten das wenige an Vermögen, das ihnen geblieben war, darauf verwendet, sich in eine exklusive Seniorensiedlung einzukaufen. Alexa war schleierhaft, wie ihre Eltern sich diesen Luxus leisten konnten.
„Lexi? Hörst du überhaupt zu? Ich habe extra meine Partie Majongg unterbrochen, um mit dir zu sprechen.“
Liebe Güte, warum konnte ihre Mutter sie nicht einfach Alexa nennen? „Ich arbeite. In Florida.“
Verdammt. Warum hatte sie nicht gelogen?
Gehörte diese Insel überhaupt zu Florida? Oder war es das eigene kleine Königreich der herrschaftlichen Familie? Sie wusste es nicht genau, und eigentlich war es ihr auch egal. Auf keinen Fall wollte sie ihrer Mutter gegenüber mehr als notwendig enthüllen.
„Du arbeitest? Aber ich höre da doch Kinder!“, widersprach ihre Mutter.
„Das sind die Kinder von meinem Boss“, entgegnete Alexa ausweichend. „Weswegen rufst du eigentlich an?“
„Wegen Weihnachten!“
„Das ist doch erst in ein paar Monaten, Mom.“
„Ich weiß, aber ich wir müssen alles unbedingt rechtzeitig klären.“
„Ich tue mein Bestes, um da zu sein.“
„Ich muss es aber genau wissen, damit am Tisch genauso viele Männer wie Frauen sitzen. Ich würde nur äußerst ungern die Sitzordnung umstoßen, weil du im letzten Moment absagst.“
So viel zu dem brennenden Verlangen ihrer Mutter, ihr einziges Kind wiederzusehen. Sie benötigte anscheinend nur einen weiteren Menschen mit weiblichen Chromosomen an ihrer Tafel. „Weißt du was, Mom? Dann plane mich doch einfach gar nicht erst ein.“
Alexa atmete tief ein. Ganz ruhig ermahnte sie sich im Stillen. Sie war nicht wie ihre Mutter und weigerte sich, dass ihre Mutter Macht über sie ausübte. Sie hatte hart dafür gearbeitet, den Teufelskreis zu durchbrechen, denn sie wollte, dass ihre eigenen Kinder einmal in einem Umfeld bedingungsloser Liebe aufwuchsen und nicht zu perfekten Abbildern ihrer Eltern verkamen. Doch fiel es ihr an diesem Tag schwerer als normalerweise, die Fassung wiederzugewinnen. Besonders nachdem sie vergangene Nacht in Seths Armen ganz sie selbst hatte sein dürfen.
Sie sah zu Olivia hinüber, die damit beschäftigt war, sich ihre Socke in den Mund zu stecken. Alexa verstärkte den Griff um das Telefon. Sie würde es schaffen – mit ihrer Mutter zu sprechen und trotzdem ihre Unabhängigkeit zu wahren.
„Mom“, sagte sie schließlich, „ich finde es toll, dass ihr mich über die Feiertage sehen wollt. Ende dieses Monats melde ich mich wieder bei dir und gebe dir endgültig Bescheid, ob ich komme oder nicht.“
„Das ist mein braves Mädchen.“ Ihre Mutter verstummte einen Moment, und lediglich die Stimmen und das Geklapper im Hintergrund deuteten darauf hin, dass sie noch am Apparat war. „Ich hab dich lieb, Alexa. Danke, dass du rangegangen bist.“
„Klar doch, Mom. Ich hab dich auch lieb.“
Und das stimmte – gerade aus diesem Grund war es ja manchmal so schwierig. Auf der einen Seite war Liebe etwas Wunderbares, auf der anderen Seite raubte sie einem aber auch die Kontrolle, weil man einem anderen Menschen Macht über sich gab.
Als die Fähre anlegte und Alexa das Mobiltelefon zurück in die Tasche steckte, sah sie nicht zu den Zwillingen hinüber, sondern hatte nur Augen für Seth.
8. KAPITEL
Mit jedem Schritt, den sie – Olivia sicher im Arm – die Gangway vom Jet herunterging, wurde ihr schwerer ums Herz. Jetzt war sie an jenem Ort zurück, an dem wenige Tage zuvor alles begonnen hatte.
Während des Fluges hatten Seth und sie keine Gelegenheit gehabt, darüber zu sprechen, was nach der Landung geschehen sollte. Die Kinder waren ziemlich überdreht gewesen, was nicht verwunderlich war, wenn man bedachte, wie viel Aufregendes sie erlebt hatten. Seth war damit beschäftigt gewesen, das Flugzeug sicher durch böige Winde zu steuern. Die Turbulenzen hatten auch nicht gerade dazu beigetragen, die Laune der Kinder zu verbessern – oder die von Alexa. Ihre Nerven schienen zum Zerreißen gespannt.
Die frühe Morgensonne schien auf den asphaltierten Parkplatz des Privatflughafens von Jansen Jets. Jetzt sah Alexa Seths Welt mit anderen Augen, nicht mehr nur aus rein geschäftlicher Perspektive. Früher hatte sie staunend seine Hangars betrachtet und sich ausgerechnet, wie
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