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Im Sog der Angst

Im Sog der Angst

Titel: Im Sog der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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hast Mitleid mit dem Burschen«, sagte er. »Du weißt, dass wir auf eine ganze Menge toter Leute stoßen werden, wenn wir uns die Termine seiner Reisen genauer ansehen.«
    »Falls es sich um Leute wie Albin Larsen handelt, werde ich keine Träne vergießen.«
    Er lächelte. »Wir fällen beide Werturteile.«
    »Das ist eine menschliche Eigenschaft.«
    »Willst du damit sagen, ich soll mir seine Reiseunterlagen nicht ansehen?«
    »Ich will damit sagen, dass Kelly Quick eine nette junge Frau ist. Und die einzige Sünde, die sie begangen hat, ist ihre Loyalität ihren Eltern gegenüber, findest du nicht?«
    »Ja«, sagte er. »Vielleicht geht sie sogar wieder an die Universität zurück und wird Anwältin. Was, zum Teufel, das auch immer auf längere Sicht zu bedeuten hat.«
    Und das war das letzte Mal, dass wir über die Familie Quick sprachen.

47
    Freitag, zehn Uhr. In acht Stunden würden Allison und ich nach Vegas fliegen. (»Wie wär’s mit etwas völlig Ungesundem, Alex? Wie wär’s mit Lärm und Lichtern und damit, hart verdientes Geld an den Spieltischen zu verlieren?«)
    Ich hatte geplant, einigen Papierkram zu erledigen, den ich lange vor mir hergeschoben hatte, und die Stadt mit einem klaren Kopf zu verlassen.
    Um 11 Uhr 14 rief Milo an und sagte: »Ich möchte dich um einen Gefallen bitten, aber wenn du zu viel um die Ohren hast, sag’s mir einfach.«
    »Was?«
    »Ich höre es an deiner Stimme. Ich störe dich.«
    »Was soll ich für dich tun?«
    »Es hat eine Weile gedauert, bis Christi Marshs Leiche zum Begräbnis freigegeben wurde. Cody Marsh ist zurück nach Minnesota gegangen und hat eine Grabstelle gefunden, und jetzt ist er wieder hier und auf dem Weg zur Leichenhalle. Er hat noch einige Fragen zu dem Thema, warum sie gestorben ist, und möchte sich dort mit mir treffen. Ich würde hingehen, aber bei all der Arbeit im Fall Gavin-Christi-Mary Lou-Flora und einem neuen - zwei Dealer, die in Mar Vista erschossen wurden - weiß ich nicht mehr, wo mir der Kopf steht.«
    »Wann hast du dir den zugezogen?«
    »Vor drei Stunden«, sagte er. »Völlig unspektakulär, keine Sorge, nichts, weswegen ich dich behelligen müsste. Jedenfalls läuft es darauf hinaus, dass ich wirklich keine Zeit habe, mich mit dem lieben Cody abzugeben und ihm die Sensibilität angedeihen zu lassen, die er verdient hat.«
    »Was sollte ihm gesagt werden?«, fragte ich.
    »Nicht die ganze Wahrheit, das ist mal sicher. Heb Christis gute Eigenschaften hervor. Ich überlasse das ganz deinem Ermessen.«
    »Wann wird er an der Leichenhalle sein?«
    »In zwei Stunden.«
    »Wird gemacht«, sagte ich.
    »Vielen Dank«, erwiderte er. »Wie immer.«
    Ich fuhr nach Boyle Heights und fand einen Einstellplatz vor dem Büro des Gerichtsmediziners. Als ich aus dem Seville ausstieg, kam ein alter grauer Chevy mit qualmendem Auspuff auf den Parkplatz geholpert und rangierte schwerfällig auf einen Einstellplatz in der Nähe.
    Sonny Koppel stieg aus, schirmte seine Augen vor der grellen Sonne ab, starrte auf das Schild über der Tür und zuckte zusammen. Er trug ein kurzärmliges gelbes Hemd über einer zerknitterten grauen Baumwollhose und weißen Tennisschuhen. Seine Haare waren feucht, und auf seinem Gesicht lag eine ungesunde Röte.
    Er ging auf die Tür zu. Blieb stehen, sah mich und schnappte nach Luft.
    »Hallo«, sagte er. »Was führt Sie denn hierher?«
    »Ich treffe mich mit jemandem.«
    »Hat es etwas mit Mary zu tun?«
    »Nein«, erwiderte ich.
    »Eine Menge Leute sterben«, sagte er. »Ich bin hier, um Anspruch auf Marys Leichnam zu erheben. Ich hab’s seit Wochen versucht, habe aber keine juristische Befugnis, weil wir nicht mehr verheiratet sind. Am Ende hab ich den Papierkrieg gewonnen.«
    »So was kann unangenehm sein.«
    »Die Hauptsache ist, ich hab die Genehmigung.« Er seufzte. »Mary hat nie gesagt, was nach ihrem Tod mit ihr geschehen soll. Ich glaube, sie wäre glücklich damit, eingeäschert zu werden.«
    Er schaute mich an, interessiert an meiner Meinung.
    Ich sagte: »Sie wissen das schon.«
    »Finden Sie?«, erwiderte er. »Ich glaube nicht. Ich glaube nicht, dass ich viel weiß.«
    »Sie haben alles für sie getan, was in Ihrer Macht stand.«
    »Es ist nett von Ihnen, das zu sagen.«
    »Ich glaube, es ist wahr.«
    Er seufzte erneut. »Ich hoffe, Sie haben Recht.«
    Wir erreichten die Glastür der Leichenhalle. Ich hielt einen Flügel für ihn offen.
    »Danke«, sagte er. »Einen schönen Tag.«
    »Ihnen auch.«
    »Es

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